Firmen in der Nähe des Gewerbegebiets sollen direkt beliefert werden. Der Anschluss von Schulen oder des Freibads wäre auch möglich.

Bargteheide. Ende 2011 soll in Bargteheide eine Biogasanlage in der Nähe des Gewerbegebiets in Betrieb gehen. Zwei Investoren wollen gegenüber des Famila-Verbrauchermarktes (südlich der L 89, östlich des Delingsdorfer Redders) eine mit Mais und Gülle betriebene Anlage errichten. Vorgesehene Jahresleistung: 0,8 Megawatt. Die Bargteheider Verwaltung befürwortet das Projekt grundsätzlich und hat für den Stadtplanungsausschuss eine Vorlage erarbeitet. Das Gremium berät am kommenden Donnerstag über das Vorhaben (18.30 Uhr, Rathaus). Die endgültige Entscheidung fällen die Stadtvertreter am 5. Mai.

Bei den Investoren handelt es sich um zwei Stormarner Landwirte. Sie möchten das Biogas direkt an die Kunden abgeben und werden dafür Leitungen legen lassen. Mögliche Abnehmer sind die Firmen im gegenüber liegenden Gewerbegebiet. "Dort wurde auch schon Interesse bekundet", sagt Bargteheides Bauamtsleiter Jürgen Engfer.

Denkbar wäre auch, städtische Einrichtungen mit dem Biogas zu versorgen. Angesichts der Lage der geplanten Anlage kämen dafür das Schulzentrum, das Eckhorst-Gymnasium oder auch das Freibad in Frage. Engfer: "Um die ganze Stadt zu versorgen, wäre die Anlage zu klein. Aber das will ja auch niemand."

Die Kommunalpolitiker haben bereits in nichtöffentlicher Sitzung über das Thema gesprochen. Weil jetzt die für das Projekt notwendige Änderung des Flächennutzungsplans und die ebenfalls erforderliche Teilfortschreibung des Landschaftsplans behandelt werden, herrscht offenbar grundsätzlich Zustimmung von Seiten der Verwaltung und Politik.

Während des Planungsverfahrens müssten diverse Gutachten eingeholt werden. Dabei wird es um mögliche Geruchsbelästigungen sowie um weitere Emissionen und um Auflagen für die Filteranlagen gehen. Engfer: "Angesichts des höheren Verkehrsaufkommens wird auch ein Lärmgutachten erforderlich sein. Denn Gülle und Mais, mit denen die Anlage betrieben werden soll, müssen mit Treckern herangeschafft werden."

Es wird ein Teilausbau des Delingsdorfer Redders notwendig sein. So wie der kleine Wirtschaftsweg zurzeit aussieht, würde er für den Anlieferverkehr nicht ausreichen.

Bevor die Idee Wirklichkeit werden kann, muss außerdem die Nachbargemeinde Delingsdorf ihre Zustimmung geben. "Zunächst tagt der Ausschuss, dann entscheiden die Stadtvertreter. Und beim Beteiligungsverfahren wird auch Delingsdorf gehört", erläutert Bauamtsleiter Engfer.

Ein Wörtchen mitreden wird auch die untere Naturschutzbehörde. Die Biogasanlage soll auf der südlichen Seite der L 89 und damit in der Nähe des Bargteheider Moors liegen. Bislang wurde ausschließlich auf der anderen Seite der Landesstraße Gewerbe angesiedelt. Eine Stellungnahme des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume liegt der Bargteheider Verwaltung vor.

Wie der Beschlussvorlage für den Ausschuss zu entnehmen ist, dürfte die Nähe zum Bargteheider Moor kein Problem sein. Die geplante Biogasanlage liegt in einem Abstand von circa 300 Metern zum Moor. Das wird offenbar als vertretbar angesehen. Laut Stellungnahme könnte die Leistung der Anlage sogar über die von den Investoren zunächst vorgesehenen 0,8 Megawatt hinausgehen. Optional scheint eine Erweiterung auf mehr als ein Megawatt möglich.

Über die technischen Details der ersten Biogasanlage in Bargteheide ist jedoch noch nichts bekannt. Die Investoren halten sich bedeckt, auch darüber, in welchem Verhältnis sie Gülle und Mais verwenden wollen. Die Tatsache, dass sie überhaupt Gülle einsetzen möchten, macht klar, dass es sich um eine Nassvergärung handeln wird. Da die meisten Anlagen in Deutschland von Landwirten betrieben werden, die Viehzucht haben und daher neben Mais auch Gülle für den Biogasprozess einsetzen, ist es das bundesweit vorherrschende Verfahren.

Wie hoch auch immer der Gülle-Anteil ausfallen wird: Klar ist, dass auf jeden Fall eine erhebliche Menge Mais für den Betrieb erforderlich sein wird. Für eine 0,8-Megawatt-Anlage, wie sie zunächst geplant ist, rechnen Fachleute mit einer Anbaufläche für die Energiepflanze von 100 bis 200 Hektar. "Die Investoren können diese Flächen nachweisen", sagt Bauamtsleiter Engfer, der im Fall einer Zustimmung seitens der Politiker für Ende dieses Jahres mit dem ersten Spatenstich rechnet. Da nicht Stein auf Stein gesetzt wird, sondern Silos und Fertigteile installiert werden, dürfte ein halbes Jahr Bauzeit ausreichen. Bei zügigem Genehmigungsverfahren wäre die von den Investoren angepeilte Inbetriebnahme der Anlage Ende 2011 zu schaffen.