In unserer Serie stellen wir Betriebe in Stormarn vor. Was ist das Besondere am Betrieb? Barbara Moszczynski hat sich im Waldhaus umgesehen.

"Donnerstag früh ist ja kaum einer im Haus", scherzt Dieter Schunke, während sich seine Angestellten zum Foto vor dem Hotel versammeln. Dabei sind es rund 30 Mitarbeiter, die sich schon morgens um das Wohl der Gäste im Waldhaus Reinbek kümmern. 70 beschäftigt der Inhaber, 30 Aushilfskräfte verstärken das Team bei Bedarf.

Der Familienbetrieb hat mit Stil und Charme eine beispielhafte Erfolgsgeschichte hingelegt. Wie Phönix aus der Asche entstand das Haus 1995 neu. Drei Jahre zuvor hatte ein Brand das Restaurant "Waldhaus Reinbek" zerstört. "Wir waren verzweifelt", sagt Dieter Schunke. Sohn Stefan war der Motor, das Haus als Hotel wieder zu eröffnen. "Think big!", sagte der frisch aus Kalifornien zurückgekehrte Hotelier. Mit ihm bauten die Eltern das Fünf-Sterne-Haus auf.

Heute leiten die Schunkes das Waldhaus mit Vize-Direktor Moritz Kurzmann, der 2008 aus dem Hamburger Elysee nach Reinbek kam. Schwiegertochter Claudia Schunke ist für das Marketing zuständig. Die Klassifizierung "Fünf-Sterne-Superior", die höchste in Deutschland mögliche Bewertung, hat die Hotelleitung abgelehnt - damit die Gäste keine Schwellenangst bekommen. Hier sollen sich alle wohl fühlen - auf hohem Niveau. Dass dies gelingt, zeigt die Auslastung von 72 Prozent und die bunte Mischung der Besucher: Geschäftsreisende, Paare und Familien strömen zum Frühstück ins Restaurant. "Wir haben im Jahr rund 200 Hochzeiten und dazu viele Familienfeste", sagt Claudia Schunke. Auch Firmen nutzen die Lage im Grünen für Tagungen mit bis zu 220 Personen.

Der Grundstein für das Waldhaus Reinbek wurde 1954 gelegt, durch den Bau der Schützenklause des Schützenvereins. Mit der Pacht der Klause, die sie "Waldhaus Loddenallee" nannten, machten sich Christa und Dieter Schunke 1964 selbstständig. 1972 kauften sie die Schützenklause und vergrößerten sie zum Restaurant mit 150 Plätzen. Dann kam der Brand. Dieter Schunke: "Wir mussten über das Dach flüchten." Den Schäferhund der Familie musste er tragen. "Dem waren die Dachpfannen zu heiß." Den Wiederaufbau hätten die Schunkes ohne ihre damaligen anderen Häuser, das Sachsenwald-Congress-Hotel und die Gastronomie im Golfclub Sachsenwald in Dassendorf, nicht durchgestanden. "So konnten wir die Mitarbeiter halten", sagt Claudia Schunke.

"Dass das Waldhaus so gut läuft, liegt vor allem an den guten Mitarbeitern", ergänzt ihre Schwiegermutter. Die sechs Abteilungsleiter managen das Haus perfekt, geben Erlerntes an ihre Nachfolger weiter. Das ist wichtig, denn das Personalkarussell dreht sich schnell in der Branche. Lehrlinge werden nur für ein Jahr übernommen, dann sollten sie flügge sein. "Wer im Waldhaus gelernt hat, ist Allrounder, dem steht die Welt offen", sagt Dieter Schunke stolz. Der Inhaber sieht in der hohen Fluktuation auch Vorteile. "Die jungen Leute sollen raus, um Erfahrung zu sammeln und dann zu uns zurückkommen." So wie Bankettchef Julian Wengorz, der im Waldhaus gelernt hat und danach in London arbeitete. Zurück kam er wegen der Atmosphäre. "Die ist einmalig", sagt er. Wenn ein Hochzeitspaar nach dem Essen 99 Luftballons in den Himmel steigen lassen will, organisiert er das. "Flexibilität, Kreativität und eine ausgeglichene Persönlichkeit sollte man für diese Position mitbringen", sagt er. Sein Reich sind die neun Veranstaltungsräume. Vom Jagdzimmer bis zum 150 Quadratmeter großen Festsaal. Hier und im Restaurant beginnt morgens um vier Uhr die Schicht des "Housekeepings". Bis 15 Uhr muss das Haus gereinigt sein, so Hausdame Claudia Graf. Die 34-jährige ist seit drei Jahren Abteilungsleiterin. "Ein schönes, kuscheliges Haus, mit viel Liebe eingerichtet", lobt sie und erzählt, dass sie diesen Unterschied zu den Hotelketten, in denen sie vorher gearbeitet habe, besonders genieße. In der Kandinsky-Suite, die Claudia Graf gerade überprüft, haben schon viele Prominente geschlafen. Costa Cordalis, Bernhard Brink und Schauspieler Michael Lesch zum Beispiel. Das verraten Messingtafeln an den Türen und an den Treppenaufgängen.

Welche adeligen Häupter sich auf die Kissen gebettet haben, erfahren wir nicht. Im Umgang mit Adelshäusern ist Diskretion oberstes Gebot. Eine Anekdote erzählen die Schunkes aber gern: Als 2006 Charles und Camilla, Prince and Princess of Bourbon-Two Sicilies, als Gäste im Waldhaus weilten, sorgte die Ankündigung für Aufregung. Vermutet wurde ein Pseudonym des Hauses Windsor, doch es handelte sich um ein italienisches Adelsgeschlecht. Schunke: "Der Bürgermeister war ganz aufgeregt."

Im Juni 2009 wurde er für seine Verdienste um das Wohl seiner Gäste in die "Chaîne des Rotisseurs" berufen. In diese exklusive Bruderschaft wird nur aufgenommen, wer sich durch hervorragende gastronomische Leistungen ausgezeichnet hat. Dafür ist Küchenchef Markus Gerlach verantwortlich, der 2008 vom Parkhotel Bremen nach Reinbek kam. "Mich hat das Familiäre überzeugt." Die Qualität der Küche zieht viele Gäste an. Im Restaurant mit seinen 170 Plätzen ist am Wochenende abends ohne Reservierung nichts zu bekommen. Auch hier gilt die Philosophie des Hauses: Es gibt kein "Nein - wir haben noch nie einen Gast weggeschickt", sagt Dieter Schunke. Bis der Tisch fertig ist, gibt es einen Champagner-Aperitif an der Bar - aufs Haus.