Geigenbauer Christian Adam ist ein viel beschäftigter Mann. In seiner Werkstatt am Wulfsdorfer Weg klingelt alle paar Minuten das Telefon oder die Türklingel.

Ahrensburg. Seine Kunden suchen seinen Rat, wenn sie ein Problem mit ihren Instrumenten haben. Der 46-Jährige repariert Streichinstrumente aller Art, wartet sie und baut manchmal selbst welche. Doch tüftelt er nicht nur an Geigen, sondern spielt sie auch. Vor allem im Ausland, wenn er für das Auswärtige Amt unterwegs ist.

Die Erfahrungen, die Adam auf seinen Reisen gemacht hat, waren, wie er selbst sagt, "sehr unterschiedlich." In Vietnam gab es Standing-Ovations nach einem Konzert. In Ghana nahm man die Musik eines großen Komponisten etwas anders auf, als in den Konzerthallen des Westens: "Ein bisschen merkwürdig fand ich, dass dort zu Mozart geschunkelt wurde. Ich nehme mal an, dass europäische Klassik dort einfach nicht so verwurzelt ist und anders aufgenommen wird". Die Reisen wurden auch schon mal gefährlich. Bei einem Konzert in Abu Dhabi spielte er vor 300 jungen Frauen. "Die waren alle tief schwarz vermummt, was an sich schon seltsam wirkte. Vor dem Konzert wurde uns dann auch noch einmal ausdrücklich verboten, die Damen anzusprechen. Unserem Dirigenten ist dann aber nichts Besseres eingefallen, als eine der Frauen auf die Bühne zu holen, damit sie uns dirigiert. Da gab es viele böse Blicke, es hätte richtig Ärger geben können", erzählt Adam.

Dabei ist Ärger so gar nicht seins, vielmehr möchte er helfen. In Kinshasa im Kongo unterstützte er das einzige Sinfonieorchester Zentralafrikas und leistete den Musikern mit Instrumentenworkshops Schützenhilfe. Seine Arbeit hat sich gelohnt. Über das Kinshasa Symphony Orchestra wurde ein Dokumentarfilm gedreht, der vor wenigen Wochen auf der Berlinale Weltpremiere hatte. "Kinshasa Symphony" soll im Juni in deutschen Kinos anlaufen. Für Adam Gelegenheit, noch einmal seine Beziehungen spielen zu lassen und 6500 Euro Spenden für sein Herzensprojekt zu sammeln. Im Sommer möchte er gerne wieder ins Herz Afrikas, um weitere Aufbauarbeit zu leisten und mehr. "Wenn ich ein bisschen im Orchester mitspielen kann, mache ich das gern, Musik machen geht immer."

Weit weg von der großen Welt verbringt er aber die meiste Zeit in seiner Werkstatt. Dort repariert er die mehr als 500 Musikinstrumente, die er vermietet hat, aber auch welche, die ihm zugetragen werden. Dabei gibt es zum Teil ganz harte Fälle: "Eine Profi-Musikerin ist zweimal über ihre Geige gefahren, die war natürlich Matsch." Reparieren konnte er das Instrument aber mit viel Geduld trotzdem. Schließlich ist er gut in dem, was er tut. Gerade wurde er mit einem mit 5000 Euro dotierten Handwerkspreis der Volksbank ausgezeichnet. Der häufigste Schaden, den er zu beheben hat: Risse im Holz. "Die Kälte und die Trockenheit des Winters machen viel kaputt, deswegen ist die Auftragslage im Moment ziemlich gut", sagt er. Das ist nicht selbstverständlich. "Internet-Anbieter verkaufen die Ware oft zum Einkaufspreis. Das ist natürlich eine große Konkurrenz."

Aber ein Mulitalent wie Christian Adam hat auch so genug zu tun und immer neue Ideen. So half er im Orchester des Zirkus Roncalli aus und spielte beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest in Hamburg mit. Für den studierten Musiker ein Leichtes: "Musikalisch ist das nicht so schwierig und als Abwechslung mal ganz nett." Ein Auftritt ist ihm sehr in Erinnerung geblieben: "Die No Angels waren so schlecht, ich wusste, dass die nichts reißen werden." Er behielt Recht. Beim Eurovision Song Contest 2008 kam das Quartett auf den drittletzten Platz. Den Schlagerwettbewerb hat Christian Adam aufgegeben. Er will sich mehr um seine Instrumente kümmern. Wenn das Telefon endlich Ruhe gibt.