Mit dem Verfahren ließe sich allerdings kein Geld machen. Eine kostenneutrale Umsetzung scheint aber dennoch realistisch zu sein.

Ahrensburg. Rasenschnitt, Laub, Bananenschalen, Kaffeesatz - was so alles in den braunen Biotonnen auf Stormarner Grundstücken landet, könnte schon bald in wertvolle Energie umgewandelt werden. Die Abfallwirtschaftsgesellschaft Südholstein (AWSH) hat den Bau einer Biogasanlage speziell für kompostierbare Abfälle geprüft. "Es funktioniert. Die Technik läuft stabil", sagt AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel und verweist auf ein Referenzobjekt der Abfallwirtschaftsgesellschaft Rendsburg-Eckernförde in Borgstedt.

Etwas Vergleichbares könnte sich Kissel auch für Stormarn und den Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg vorstellen. Voraussetzung: Die Kreistage beider Kreise - Stormarn und Lauenburg sind Gesellschafter der AWSH - müssten zustimmen. Die Stormarner CDU drängt offenbar auf eine Entscheidung. "Wir stehen dem Vorhaben positiv gegenüber", sagt Wolfgang Gerstand, umweltpolitischer Sprecher der Kreistagsfraktion. Die Politik werde in Kürze eine Grundsatzentscheidung treffen müssen. Der Umweltausschuss des Kreises werde die Anlage bei Rendsburg in Kürze besichtigen. "Fest steht, dass wir immer Bioabfälle haben werden und damit einen berechenbaren Energieträger im eigenen Land vorhalten", sagt Gerstand. 18 000 Tonnen aus rund 40 000 Abfallbehältern sind es jährlich in Stormarn, 12 000 Tonnen aus rund 28 000 Gefäßen im Nachbarkreis.

Allerdings mache nur die Kombination aus Abfallverwertung und Energieerzeugung Sinn: Rein betriebswirtschaftlich betrachtet rechne sich der Bau einer Vergärungsanlage nicht. AWSH-Chef Dennis Kissel kann das mit Zahlen untermauern. Er spricht von Investitionen von bis zu zehn Millionen Euro. Bei angenommenen 30 000 Tonnen zu vergärenden Bioabfalls pro Jahr ließen sich 7,9 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Eine Menge, mit der sich rund 2000 Haushalte versorgen und 3000 Tonnen Kohlendioxid jährlich einsparen ließen. "Nur: Gewinn lässt sich damit nicht machen", sagt Dennis Kissel.

Er geht davon aus, dass die Entsorgungspreise im Kreis Stormarn dennoch konstant gehalten werden könnten. Hintergrund dieser Annnahme sind offenbar bevorstehende Ausschreibungen, die nach Einschätzung des AWSH-Chefs zu einer Senkung der Gebühren führen würden. Kissel: "Das ist der Spagat: Setzen wir auf den billigeren Preis, oder tun wir etwas für die Umwelt?"

Derzeit wird der in Stormarn eingesammelte Biomüll in zwei Anlagen in Trittau und Tangstedt zu Qualitätskompost verarbeitet. Kompost würde auch im Falle künftiger Biogaserzeugung entstehen. "Es wäre nur ein zusätzlicher, vorangehender Arbeitsschritt, der hinzukäme", sagt Dennis Kissel. Er beschreibt die Biogasanlage als "eine riesengroße Garage mit Schornstein darauf". Der Boden und die Wände sind beheizt, erwärmen den Biomüll auf konstante 37 Grad Celsius. Das aufsteigende Gas wird in einem Blockheizkraftwerk in Strom verwandelt.

Die AWSH würde das Projekt nach den Worten ihres Geschäftsführers nicht selbst realisieren, sondern die Dienstleistung ausschreiben. Das beste Angebot entschiede dann über den Standort, und der müsste nicht zwangsläufig in Stormarn sein. "Wie und wo es umgesetzt wird, hätten wir nicht in der Hand", sagt Dennis Kissel, "Trittau und Tangstedt hätten aber einen Wettbewerbsvorteil."