Auch der Winterdienst ist Städte und Gemeinden teuer zu stehen gekommen. Allein Reinbek hat dafür rund eine halbe Million Euro ausgegeben.

Ahrensburg/Bargteheide. Der Winter war hart. Wie hart, zeigt er tückisch im Moment seines Rückzugs: Kaum sind Eis und Schnee geschmolzen, wird das ganze Ausmaß der Straßenschäden sichtbar. Mit ungeheurer Sprengkraft hat der Frost fast überall in Stormarn Fahrbahnen aufgerissen. Schlaglöcher von bis zu 30 Zentimetern Tiefe gilt es zu stopfen. Und das bei Finanzlöchern, die den Kommunen schon genug Schwierigkeiten machen.

Mit den Schneemassen hat sich eine Kostenlawine gelöst, die Städte und Kommunen zu überrollen droht. Reinbek hat allein für Streu- und Winterdienst schon eine halbe Million Euro ausgegeben - und noch nicht ein einziges Straßenloch geflickt. Und selbst das Ausbessern reicht in vielen Fällen nicht mehr aus. Der Winter hat ganze Arbeit gemacht und komplette Straßenabschnitte zerstört.

"Tja, das ist nicht mehr zu flicken": Diplom-Ingenieur Georg Wollny vom Bargteheider Tiefbauamt schaut auf den völlig kaputten Fahrbahnrand der Lindenstraße. Schlagloch reiht sich an Schlagloch. "Das geht durch den Asphalt durch, bis runter auf die Tragschicht", sagt Bauhofleiter Dieter Dabelstein und stochert mit dem Zentimetermaß die losen Asphaltbrocken weg. Wie jede Woche ist Dabelstein auf Inspektionstour gegangen. Diesmal ist Georg Wollny vom Rathaus mitgekommen. Denn jetzt geht es darum, die Schäden unter die Lupe zu nehmen, die der Winter hinterlassen hat.

An der Lindenstraße sieht es besonders schlimm aus. "Hier müsste die komplette Fahrbahn erneuert werden, und zwar auf der ganzen Strecke", sagt Wollny. Eine Kostenschätzung gibt es schon: 95 000 Euro. Mit Wegeunterhaltung hat das nichts mehr zu tun. Das Geld hierfür müsste über den Nachtragshaushalt gehen.

Aber auch der Ansatz für die Wegeunterhaltung wird nicht reichen. 60 000 Euro sind dafür eingeplant. So wie in jedem Jahr. Das reicht diesmal vorn und hinten nicht.

"Wir werden im Juli einen Nachtragshaushalt auf den Weg bringen und dabei den Etat für die Unterhaltung der Straßen nach diesem Winter mit Sicherheit aufstocken müssen", sagt Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. Der Verwaltungschef rechnet mit einer Verdoppelung der Summe. "Das schätze ich auch. Es werden wohl 120 000 Euro werden", sagt Dabelstein. Zusammen mit Georg Wollny wird der Bauhofleiter eine Bestandsaufnahme aller Straßenschäden machen und sie mit Fotos dokumentieren, um dem Bau- und Umweltausschuss am 18. März einen Sachstandsbericht vorlegen zu können. Auch Hinweise zur Sanierung der Lindenstraße wird das Papier enthalten.

Wie die Politik darauf reagieren wird, ist fraglich. Zumal es auch an anderen Stellen schlimm aussieht. Der Randbereich der Straße Wurth ist ebenfalls meterweise beschädigt. Und das Geld in der Stadtkasse ist knapp.

Stephan Schott, der Leiter der Ahrensburger Tiefbauabteilung, steht vor dem gleichen Problem. Im Haushalt sind 200 000 Euro für die Wegeunterhaltung bereitgestellt. Aber das reicht nicht. "Wir brauchen mindestens 60 000 Euro mehr", sagt Schott. Und damit wäre nur das Allernötigste zu bewerkstelligen. Zuerst sollen die schlimmsten Schäden behoben werden. Schott: "Notfalls müssen wir etwas in den kommenden Haushalt verschieben." Stephan Müller und Michael Pomrehn kümmert das wenig. Die Mitarbeiter des Bargteheider Bauhofs müssen ihre Arbeit machen - erst wochenlang Schnee wegschaufeln und Eis aufhacken, jetzt Kalt-Asphalt in die Schlaglöcher kippen und mit dem Handstampfer platt und fest machen. Dienstantritt: morgens früh um 6 Uhr. "Die Holsteiner Straße war heute zuerst dran", sagt Stephan Müller.

Jetzt ist der Steinsetzer gerade in der Straße Am Bargfeld. Auch hier gibt es reichlich zu tun. Sein Kollege Michael Pomrehn holt einen neuen Asphalt-Eimer. Seit 20 Jahren ist er beim Bargteheider Bauhof: "Aber so schlimm war das noch nie", sagt er.

36 Kilometer Straße und zwölf Kilometer Wirtschaftswege muss Bargteheide unterhalten. Ahrensburg hat sich um 130 Kilometer Straße zu kümmern, der Kreis Stormarn um 255 Kilometer. Zuständig sind die Straßenmeistereien. Auch ihnen hat der Winter mächtig zu schaffen gemacht. "Alle haben Übermenschliches geleistet", sagt Hans Helmut Enk (CDU), der Vorsitzende des Kreisfinanzausschusses. Die Winter-Schadensbilanz steht noch aus. Aber eines, sagt Hans Helmut Enk, steht schon jetzt fest: "Die Kosten werden den Kreishaushalt außerordentlich belasten."