Initiatoren reichen ihr Konzept für eine “Demokratische Schule“ zur Genehmigung beim Land ein. Möglicher Standort ist das alte Rohrbogenwerk.

Ahrensburg. Keine Noten, keine Hausaufgaben, keine festen Klassen, kein Leistungsdruck: Die Schüler lernen selbstbestimmt, wann, wo, wie und mit wem sie wollen. Das ist ein Kernstück des Konzepts der "Demokratischen Schule Infinita", die im Sommer 2011 in Ahrensburg eröffnen soll und damit die erste Schule dieser Art in Schleswig-Holstein wäre. "Im März reichen wir unser Konzept bei der Schulbehörde in Kiel ein", sagt Robert Welti. Der 31-Jährige ist einer von sieben Initiatoren, die in der Schlossstadt eine Privatschule gründen wollen. Vor etwa zwei Jahren sei die Idee entstanden.

"Zentral ist für uns, dass die Kinder und Jugendlichen den Spaß am Lernen nie verlieren. Heutzutage ist es deutlicher als je zuvor, dass Zwang und Druck Lernen enorm erschweren", sagt Welti. In "Demokratischen Schulen" (siehe Info-Kasten) hätten die Heranwachsenden die Möglichkeit, sich frei zu entfalten und lernten zugleich, sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen. Welti: "Ein weiteres Prinzip der Schule ist, dass alle Belange des Schulalltags in Schulversammlungen diskutiert und basisdemokratisch geregelt werden." Dabei hätten alle Schüler und Lehrer gleichberechtigt eine Stimme.

www.infinita-schule.de

Einen Standort für die Infinita-Schule, die Sechs- bis 16-Jährige besuchen können, gibt es noch nicht. "Wir sind momentan intensiv auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude", sagt Robert Welti. Der favorisierte Ort sei das ehemalige Rohrbogenwerk an der Brückenstraße, in dem private Initiatoren ein Kulturzentrum errichten wollen. "Von der Konzeption her würde das wunderbar passen." Schließlich sei dort neben Kunsthandwerk auch eine Kita geplant, und das nah gelegene Tunneltal biete die Möglichkeit, Natur zu erleben. "Zudem sind die Anbindungen zum S- und U-Bahnhof gut", sagt Welti. Da aber noch nicht klar sei, ob die Kulturfabrik tatsächlich realisiert werde, schaue sich das Infinita-Team parallel nach Alternativen um. Gesucht wird ein etwa 500 Quadratmeter großes Gebäude mit Außenfläche. "Eine Zwischenlösung könnte das Peter-Rantzau-Haus am Woldenhorn sein. Aber da ist noch nichts abgesprochen", sagt Ulrike Hulin vom Gründungsteam. Starten wolle die Infinita-Schule, an der ein Haupt- oder Realschulabschluss erlangt werden kann, mit 40 Schülern zwischen sechs und zwölf Jahren. "Pro Jahr wollen wir zehn neue Schüler aufnehmen", sagt Hulin. Die Höchstzahl liege bei 110 Schülern. "So kann eine Gemeinschaft entstehen, in der sich alle Schüler kennen und Anonymität vermieden wird." Vorläufige Anmeldebogen stehen auf der Homepage der Privatschule. Und auch Lehrer können sich per E-Mail bewerben. "Bisher haben wir acht Interessenbekundungen", sagt Welti. Neben einem Leiter wolle die Schule sechs Mitarbeiter einstellen, die jeweils eine halbe Stelle besetzen.

Noch nicht unter Dach und Fach ist die Finanzierung der Privatschule. "Die ersten zwei Jahre müssen wir Infinita selbst finanzieren", sagt Welti. Derzeit sei das Team mit Banken in Gesprächen, in denen es um einen 400 000-Euro-Kredit gehe. "Davon würden wir die Gehälter der Lehrer, die Miete und Anschaffungen für die Schule bezahlen." Zudem fällt für die Eltern ein Schulgeld an. "Im Monat durchschnittlich 200 Euro. Uns ist jedoch eine soziale Staffelung sehr wichtig. Denn wir wollen Schüler aus allen Schichten aufnehmen und keine abgeschottete Insel sein."

Dass sich die Gründungsmitglieder Ahrensburg als Standort ausgesucht haben, hat mehrere Gründe. "Hamburg kam nicht in Frage, weil das Schulgesetz in Schleswig-Holstein bessere Chancen bietet, unser Vorhaben umzusetzen", so Welti. Zudem sei die Verkehrsanbindung optimal: "Ahrensburg ist von Hamburg und den umliegenden Dörfern gut zu erreichen." Ulrike Hulin sieht noch einen Vorteil: "In Ahrensburg gibt es eine gute soziale Mischung. In einen Nobelvorort wollten wir nicht."

Robert Welti ist optimistisch, dass sich genug Schüler und Lehrer bewerben und die neue Schule ihre Türen in knapp anderthalb Jahren öffnet: "Immer, wenn wir Leuten von der Schule erzählen, reagieren sie wahnsinnig interessiert. Jetzt müssen wir abwarten, was die Behörden sagen."