Noch immer fehlen von der EU geforderte Zertifikate. Ob die Haltestelle dieses Jahr freigegeben wird, ist fraglich.

Ahrensburg. Am neuen Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz werden die Regionalzüge auf der Strecke Hamburg-Lübeck bis auf weiteres nicht stoppen. Die für kommenden Monat geplante Eröffnung ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Jetzt wird sogar nicht einmal mehr ein Termin für die Inbetriebnahme genannt. Ursprünglich sollte die Haltestelle bereits im Dezember 2009 zum Start des Winterfahrplans freigegeben werden. Der Grund für die monatelange Wartezeit: Es fehlen immer noch EU-Zertifikate.

Die Bahn AG, die Landesweite Verkehrs-Servicegesellschaft (LVS) Schleswig-Holstein und die Stadt Ahrensburg machen zusätzliche Prüfverfahren nach neuem EU-Recht für die Verzögerung verantwortlich. In einer gemeinsamen Mitteilung heißt es: "Eine Inbetriebnahmegenehmigung kann erst dann erteilt werden, wenn nachgewiesen ist, dass alle europäischen Richtlinien nach neuen EU-Vorgaben eingehalten sind. Dieses wird erstmalig im Bundesgebiet am Projekt Ahrensburg-Gartenholz angewendet, was derzeit zu einer verzögerten Antragstellung führt." Der Sprecher des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA), Ralph Fischer, kann das allerdings nicht nachvollziehen. Er sagt: "Es wurden bundesweit schon einige Bahnhöfe nach der TEIV abgenommen." Hinter dem Kürzel verbirgt sich die "Transeuropäische Eisenbahn-Interoperabilitätsverordnung". Meist sei die Kontrolle auch ohne größere Probleme erledigt worden.

In Ahrensburg ist das offenbar anders. Ulrich Kewersun, Mitarbeiter im Bauamt, sagt: "Es müssen für alle möglichen Sachen Nachweise und EU-Zertifizierungen abgegeben werden. Auch einige Hersteller sind da aufgeschmissen. Im Prinzip sind die Bauarbeiten durch." Diese Einschätzung teilt die Projektbetreuerin der LVS, Wiebke Preckwinkel: "Es geht hier um Verfahren, die noch nie durchgeführt wurden. Es müssen EU-Zertifikate vorgelegt werden. Das ist der Stolperstein." Weil niemand wisse, wie lange das noch dauert, könne auch kein konkreter Termin für die Eröffnung genannt werden, ergänzt Bahn-AG-Sprecher Egbert Meyer-Lovis. Sobald alle Zertifikate vorhanden und alle Prüfungen abgeschlossen sind, wolle man die Ergebnisse ans EBA nach Köln senden. Die Behörde prüft die Akten, erteilt die Genehmigung - und der Bahnhof kann in Betrieb genommen werden. Ob das noch in diesem Jahr sein wird, will keiner der Beteiligten abschätzen.

Warum das Verfahren so kompliziert ist, erläutert EBA-Sprecher Ralph Fischer: "Einige Strecken innerhalb der EU sollen einheitlichen Baustandards entsprechen." Dazu zähle auch die transeuropäische Verbindung Hamburg-Kopenhagen. Mehrere EU-Vorgaben sind allerdings kompliziert. So muss der Hersteller der Bahnhofsschilder, der schon viele Jahre als Lieferant im Geschäft ist, jetzt belegen, dass die Schilder auch EU-gerecht zertifiziert sind. Außerdem muss die Beleuchtung auf dem Bahnhof sieben Tage getestet werden, und für die Leitsysteme für Blinde gibt es besondere Vorgaben. Selbst Farben und Kontraste an Kacheln seien zu zertifizieren.

Die Stadt hatte den 8,2 Millionen Euro teuren Bau des Bahnhofs erst im Juni 2009 von der Bahn AG übernommen. Die Verzögerung bremst auch die neue Buslinie 469 aus, die von der Haltestelle durch das Gewerbegebiet fahren soll. Die Linie startet erst mit der Eröffnung des Bahnhofs. Die Linie 169 vom S-Bahnhof fährt bis dahin weiter ins Gewerbegebiet.