Grüne lehnen die vorgeschlagene Erlenhof-Bebauung ab, SPD und FDP machen sich genau dafür stark. Seit 2007 wird an dem Konzept gearbeitet.

Ahrensburg. Ist das 155 Seiten starke "Integrierte Stadtentwicklungskonzept" (ISEK) das Papier wert, auf dem es steht? Im Ahrensburger Bau- und Planungsausschuss stieß das 100 000 Euro teure Werk jetzt auf Kritik. Die Abstimmung über ISEK wurde verschoben, auch in der Stadtverordnetenversammlung am kommenden Montag wird es nun keine Entscheidung über das Konzept geben. "Das ISEK erfüllt nicht den Anspruch, den es erfüllen sollte", kritisierte der Ausschussvorsitzende Jörg Hansen (Grüne). "Einer der ISEK-Bestandteile soll die Bürgerbeteiligung sein. Aber der Bürgerwille wird übergangen."

Wie soll Ahrensburgs Zukunft aussehen? Wo wird bis zum Jahr 2030 wie viel Wohnraum benötigt? Wie wird sich die Verkehrssituation entwickeln? Dies sollte mit dem ISEK geklärt werden. Aber nicht alle waren mit den Antworten auf die drängenden Fragen der Stadtentwicklung einverstanden.

Einer der umstrittensten Punkte im Ausschuss war jetzt das Neubauquartier Erlenhof. Dort sollen laut ISEK 400 Wohneinheiten entstehen. "Diese Pläne sind nicht das, was die Bevölkerung will", sagt Hansen. Sein Kritikpunkt: Die Verfasser des Konzepts würden das Gebiet Erlenhof als Innenstadt betrachten. Hansen: "Das sehen wir anders." Auf der Ausschusssitzung kündigte er an, solange nicht für das Konzept zu stimmen, wie das Wohnquartier Erlenhof darin enthalten sei. Auch der Naturschutzbund (Nabu) und Ahrensburger Bürgerinitiativen hatten Nachbesserungen am ISEK gefordert (wir berichteten). So vermisst der Nabu im Konzept den Schutz natürlicher Lebensräume. ISEK-Planerin Roswitha Düsterhöft widersprach diesem Kritikpunkt: "Das ISEK ist auf den Klimaschutz ausgerichtet. Es ist auch ein Klimakonzept für Ahrensburg", sagte sie. Deshalb sei das Wohnungswachstum extra an der Innenstadt ausgerichtet. Auf diese Weise müssten keine großen Wege mit dem Auto zurückgelegt werden.

Das ISEK sieht beim Wohnungsbau ein "moderates Wachstum" vor. In den kommenden 20 Jahren sollen 2600 neue Einheiten im Stadtgebiet entstehen. Für die Interessengemeinschaft Ahrensburg ist dieses Wachstum eben gerade nicht "moderat". Einige Kommunalpolitiker sehen das anders. Thomas Belizzi (FDP) sagte: "Wir brauchen einen vernünftigen Zuwachs. Ahrensburg muss attraktiv bleiben, sonst wird die Stadt irgendwann uninteressant für Investoren."

Auch für Rafael Haase (SPD) ist Wachstum notwendig: "Wenn wir keine Wohnungen bauen, machen es Delingsdorf oder Ammersbek. Dann müssen wir für sie die Infrastruktur schaffen, weil die Menschen beispielsweise von dort über Ahrensburg zur Autobahn fahren." Der SPD-Politiker fordert: "Wir müssen dafür sorgen, dass diese Entwicklung nicht eintritt."

Anna-Margarete Hengstler (CDU-Ausschussmitglied) fragte nach der Verbindlichkeit des Konzepts: "Welche Bindungskraft haben die Vorschläge, die im ISEK stehen?" Dazu sagte Jörg Hansen: "Das ISEK ist ein unverbindlicher Leitfaden. Es ist nicht so, dass sich spätere Beschlüsse eins zu eins daran halten sollen."

Der Startschuss für das Konzept war bereits im Herbst 2007 gefallen. "Das Land hat es uns vorgeschrieben", sagte Hansen. "Den Gemeinden soll dadurch klar werden, was sie wollen." Auch ist es eine Grundlage dafür, an Fördergelder von Bund und Land heranzukommen. Hansen: "Wenn wir einen Förderantrag stellen, zum Beispiel für das Schlossprojekt, dann fragt uns das Land, ob wir ein ISEK haben und ob das Schlosskonzept dort enthalten ist."

Wenn beide Bedingungen erfüllt seien, werde das Projekt gefördert. Generell halte er ein ISEK deshalb auch für sinnvoll. "Nur die Art und Weise, wie es hier umgesetzt wird, ist strittig", so Hansen.

Im Jahr 2008 hatten die Ahrensburger Bürger die Möglichkeit, sich im Rahmen der Zukunftswerkstatt an der Entwicklung und Gestaltung ihrer Stadt zu beteiligen und ihre Vorstellungen einzubringen. Diese sollten dann bei der Entwicklung des ISEK berücksichtigt werden.

Im November 2009 wurde es im Bau- und Planungsausschuss und im Umweltausschuss ausführlich vorgestellt. Anschließend wurden Ammersbek, Bargteheide, Delingsdorf, Großhansdorf, Hammoor und Siek, der Kreis Stormarn und das Land Schleswig-Holstein zu einer Stellungnahme aufgefordert. Das Interesse war gering: Nur Ammersbek, Großhansdorf und der Kreis äußerten sich mündlich.