Wesenberg, Westerau und Rehhorst waren mit dem Auto nicht mehr zu erreichen. Landrat und Feuerwehr bildeten Krisenteam. 20 Unfälle - A 1 und A 21 stundenlang gesperrt.

Schneeberge auf den Straßen, einen, anderthalb, vereinzelt sogar zwei Meter hoch. Schwere Räumfahrzeuge, machtlos kapitulierend vor den weißen Massen. Ganze Dörfer über viele Stunden von der Außenwelt abgeschnitten: Der Winter hat Stormarn so fest in seinem eiskalten Griff gehalten wie seit langem nicht. Heute fällt der Unterricht an allen öffentlichen Schulen in Stormarn aus.

"Das ist ja fast wie im Winter 1979", resümiert Kreisbrandmeister Gerd Riemann am Sonntagmittag in der Oldesloer Kreisleitstelle. Dort hat sich schon in den Morgenstunden ein Krisenteam zusammengesetzt. Auch Landrat Klaus Plöger ist dabei. "Alle Orte werden wir auch in den kommenden Stunden nicht erreichen können", sagt er. "Das ist bitter." Bitter insofern, als dass im Falle eines Notfalls auch Rettungskräfte kaum eine Chance hätten, dorthin zu gelangen. Zumal keine Hubschrauber fliegen - es ist zu windig.

Die Situation hatte sich am Sonnabendabend angedeutet und in der Nacht zu Sonntag dramatisch zugespitzt. Bei anhaltendem Schneefall um den Gefrierpunkt war ein Sturm aus Nordost aufgezogen, der den Schnee von den Feldern wehte. Die Autobahnen 1 und 21 mussten nahe Bargteheide schon in der Nacht für Stunden gesperrt werden, nachdem Sattelzüge verunglückt waren. Die Polizei registrierte insgesamt 20 Unfälle, bei denen aber niemand verletzt wurde.

Der Morgen danach. Viele Straßen sind so zugeweht, dass es für Autos kein Durchkommen mehr gibt. "Fragen Sie lieber, welche Straßen noch frei sind", sagt Sören Meier von der Einsatzleitstelle der Polizei in Bad Oldesloe. Die Beamten sperren eine nach der anderen. "Überall stehen aufgegebene Fahrzeuge herum. Die Besitzer sind zu Fuß zurück ins Dorf gegangen", sagt Meier. Auf der Autobahn 20 fährt sich ein Räumfahrzeug in einer zwei Meter hohen Schneeverwehung fest. Die Strecke wird zwischen dem Kreuz Lübeck und Bad Segeberg voll gesperrt. Unterdessen kämpfen Stormarns Straßenwärter weiter gegen die Schneemassen an. Fünf Mann machen sich von Bargteheide aus mit Radladern auf den Weg in die umliegenden Dörfer. Die Autobahnmeisterei Bad Oldesloe lässt ihre elf Wagen rund um die Uhr fahren.

Besonders stark betroffen sind die Gemeinden im Amt Nordstormarn. Die Mitarbeiter des Bauhofes sind seit sechs Uhr morgens im Dauereinsatz. Zu dritt räumen sie die Nebenstrecken und auch die Kreisstraßen. "Sonst kommen wir nicht von Dorf zu Dorf", sagt Mitarbeiter Dieter Rissmann. Trotzdem: Westerau, Wesenberg und Rehhorst sind bis in den Nachmittag von der Außenwelt abgeschnitten. "Es sieht nicht gut aus", sagt Amtsdirektor Sönke Hansen. Am Mittag lässt er auch die Landesstraße 85 zwischen Reinfeld, Barnitz und Westerau sperren. Die Fahrbahn ist auf einer Länge von 300 Metern meterhoch mit Schnee bedeckt. Die Ortseinfahrt nach Groß Wesenberg ist bereits am Sonnabendabend gesperrt worden. Am Sonntagvormittag ist auch die Strecke zwischen dem Wesenberger Ortsteil Ratzbek und Fliegenfelde nicht mehr befahrbar.

Die Wesenberger Bürgermeisterin Karin Dettke berichtet, dass ein Fuhrunternehmer aus Ratzbek fünfmal am Sonnabendabend im Einsatz gewesen ist, um Menschen aus ihren festgefahrenen Autos zu befreien.

Rund um Mönkhagen ist die Bundesstraße 206 Richtung Stockelsdorf dicht. Landwirte hätten Initiative gezeigt und mit ihren Geräten den Schnee weggeräumt, sagt Bürgermeister Klaus Bleiziffer.

Auch im Amt Bargeheide-Land hat der Schnee die Dörfer fest im Griff.

In Todendorf hat sich die Lage am frühen Sonntagnachmittag weitgehend entspannt. "Dank des pausenlosen Einsatzes des Bargteheider Bauhofs sind fast alle Straßen sind wieder passierbar", sagt Bürgermeister Hans-Joachim Dwenger. In der Nacht zu Sonntag war die Landstraße in Richtung Autobahn wegen starker Schneeverwehungen nicht befahrbar. Ein Lastwagen blieb im Schnee stecken.