Nach Test für Pflegeheime: Mehrere Einrichtungen wollen per Anwalt gegen die Heim-Bewertungen im Internet vorgehen.

Kiel. Ein einheitliches Bewertungssytem für mehr Transparenz und Qualität in der Pflege - das ist das Ziel des bundesweiten Pflege-TÜVs. In Schleswig-Holstein testete der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) rund 140 der insgesamt 650 Pflegeheime.

Er vergab Noten zwischen 1 (sehr gut) und 5 (mangelhaft). Die ersten Ergebnisse sind jetzt im Internet nachzulesen. Die Bewertungen signalisieren, dass viele Heime im Norden Nachholbedarf haben. Denn mit einer Durchschnittsnote von 3,1 schneiden sie deutlich schlechter ab als das Bundesmittel (2,2). "Das Ergebnis ist geradezu alarmierend", sagte der Sprecher des Landesverbandes der Ersatzkassen, Jens-Peter Krüger. Das sieht der Hamburger Rechtsanwalt Ronald Richter anders. Er vertritt zwölf Pflegeheime und drei ambulante Dienste in Schleswig-Holstein, die die Veröffentlichung verhindern wollen. Auch zwei Stormarner Heimbetreiber zählen zu seinen Mandanten. Namen wollte er nicht nennen. Sie hätten nichts gegen einen Qualitätsvergleich, sagt Richter. "Aber die Heime empfinden die Bewertung als ungerecht." Die Prüfung der formalen Dokumentation stünde im Vordergrund. "Wenn es aber um die Bedürfnisse der Bewohner geht, sind die Fragen oft nur schwer zu beantworten", sagt Richter. Deshalb hofft er, dass die Stellungnahmen der Einrichtungen, die er vertritt, vom MDK berücksichtigt werden. Auffällig sei, dass die Heime in Schleswig-Holstein deutlich schlechter abschnitten als in Süddeutschland. Das liege jedoch nicht daran, dass sie schlechter seien. "Vielmehr wird das Ermessen der Prüfer hier sehr eng und sehr zu Lasten der Pflegedienste ausgelegt." Das System müsse noch verbessert werden. Dennoch sagt Richter zum Pflege-TÜV: "Es ist ein wichtiger erster Schritt."

Aus Stormarn sind bisher nur zu wenigen Einrichtungen Ergebnisse veröffentlicht worden. Ein Sprecher des Verbandes der Ersatzkassen (VDEK) sagte dazu auf Anfrage: "Die Daten werden wöchentlich aktualisiert und kommen jetzt Stück für Stück ins Internet." Zurzeit finden sich dort zum Beispiel die Transparenzberichte zum Fasanenhof in Bargteheide (Note 2,8), zum Forsthaus III in Grande (2,4) und zum Oldesloer Pflegeheim Am Bürgerpark (2,5). Die Noten werden in vier Bereichen vergeben: Mit Hilfe von 82 Fragen bewerten die Experten "Pflege und medizinische Versorgung", "Umgang mit Demenzkranken", "Soziale Betreuung" und "Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene". Zusätzlich gibt es eine Bewertung der Heimbewohner. Die Liste im Internet wird wöchentlich aktualisiert.

www.pflegelotse.de