Ahrensburg, Bargteheide und Oldesloe rüsten für Radfahrer auf. Gerade wetterfeste und diebstahlsichere Boxen sind an Bahnhöfen gefragt.

Bargteheide. Es ist kalt. Der Wind pfeift um das Bargteheider Bahnhofsgebäude. "Ach, das macht mir nichts", sagt Nicole Riede, zieht die Jacke fester zu und schwingt sich auf den Sattel. Morgens hatte sie ihr Rad am Bahnhof abgestellt. Jetzt strampelt sie die rund zwei Kilometer wieder zurück nach Hause. "Ich will mich bewegen und einen Beitrag zum Klima leisten", sagt sie. "Natürlich fahre ich mit dem Rad zum Bahnhof, wenn ich nach Hamburg will", sagt die 15-jährige Marie Pruß. Sich mit dem Auto chauffieren zu lassen, komme für sie nicht in Frage. So wie diese beiden, machen es viele. Der Bedarf an Park-and-Ride-Plätzen für Fahrräder in Bargteheide ist rasant gestiegen.

"Es gibt einen klaren Trend. Dem wollen wir Rechnung tragen", sagt der Leiter des städtischen Umweltamtes, Thomas Degenhardt. 2009 und 2008 hat die Stadt 160 Stellplätze am Bahnhof eingerichtet. 2010 sollen weitere 40 folgen - so die jüngste Empfehlung der Radwege-AG. Dann hätte Bargteheide 350 Park-and-Ride-Plätze für Radfahrer. Selbst Ahrensburg mit fast doppelt so vielen Einwohnern hat nicht mehr. Dabei steigen gerade die Schlossstädter gern aufs Rad (wir berichteten). "Wir überlegen, unser Angebot auszubauen", sagt Ahrensburgs Bauamtsleiter Wilhelm Thiele. Allerdings sei Qualität gefordert. Thiele: "Wir haben aus den Erfahrungen gelernt. Die Radplätze müssen witterungsgeschützt und diebstahlsicher sein." Nur eine Plastiktüte über den Sattel zu ziehen und das Rad anzuschließen, das reiche nicht mehr. Dazu seien die Räder heute viel zu wertvoll. Ahrensburg hat abschließbare Radboxen aufstellen lassen, vermietet diese. Eine zu ergattern, ist jedoch schwierig: Die Nachfrage ist groß. Die Wartelisten sind lang.

In Bad Oldesloe sieht es ähnlich aus. Bürgermeister Tassilo von Bary: "Wir haben 200 Fahrrad-Stellplätze und ungefähr 20 Rad-Boxen im Parkhaus. Weitere 40 Boxen sind in diesem Jahr vor dem Bahnhof aufgestellt worden. Soweit ich weiß, sind schon alle vergeben. Die werden sozusagen vererbt." So sollen 2010 noch einmal 40 Boxen dazukommen. Der Bürgermeister rechnet mit Kosten von rund 25 000 Euro. Doch Zuschüsse gibt es nicht.

In Bargteheide kümmert sich die Radwege AG um dieses Thema. Die in den 90er Jahren gegründete Arbeitsgruppe hat sich mittlerweile zu einem politischen Unterausschuss mit beratender Funktion und eigenem Etat entwickelt. Degenhardt: "2009 hatten wir noch 20 000 Euro. 2010 sind es nur noch 15 000 Euro." Der Leiter des Umweltamtes hofft jetzt darauf, dass die landesweite Verkehrs-Servicegesellschaft die Hälfte der Kosten für die 40 neuen Stellplätze übernimmt: "Ich bin optimistisch. Die Zusammenarbeit ist sehr gut."

Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, in denen die Bahn für die Genehmigung, Fahrradständer aufstellen zu dürfen, Geld haben wollte. Thomas Degenhardt sagt dazu: "Mittlerweile hat die Bahn die konzeptionelle Idee erkannt, auf diese Weise Kunden werben zu können."

Für die Bürger spiele der Umweltschutz eine große Rolle: "Zwei, drei Kilometer lassen sich mit dem Rad gut bewältigen. Und Geld spielt eine Rolle. Kurzstrecken fressen Sprit."

Nicole Riede spart diese Ausgaben. Sie fährt bei jedem Wind und Wetter mit dem Rad zum Bahnhof. "Unser Auto steht zu Hause. Ich bin warm angezogen", sagt die Zollbeamtin, die nach der Kinderpause wieder in den Beruf eingestiegen ist und nun mit Rad und Bahn unterwegs ist. Dabei spart sie Geld und Zeit. Nicole Riede: "Ich muss nicht lange nach einem Parkplatz suchen." Aber oft sind auch alle Fahrrad-Stellplätze belegt. Sie kennt das schon und schließt ihr Rad dann an der Straßenabsperrung an. Franziska Welker hat es heute genauso gemacht. Unter dem überdachten Fahrradstand war alles voll. "Es gibt einfach zu wenige Stellplätze. Der Bedarf ist riesig", sagt die Lehrerin.

Von den auf der anderen Seite der Gleise neu geschaffenen Plätzen hält sie nicht viel: "Die sind zu weit weg." Die Schülerinnen sehen das genauso. "Das kann knapp werden, wenn die Bahn kommt. Ich hab da so meine Erfahrung", sagt Marie Pruß. Franziska Welker ärgert sich außerdem darüber, dass die Fahrradplätze am Bahnhof nicht diebstahlsicher sind. So nimmt die 27-Jährige für den Weg zum Bahnhof lieber ihre "alte Karre".