Wie bekomme ich mein Kind in Zukunft noch auf ein Hamburger Gymnasium? Diese Frage ist in vielen Barsbütteler Familien Thema, aber offen darüber reden mag niemand.

Barsbüttel. Aus Angst, Nachteile zu haben - und wegen einer Schnüffelaktion Hamburger Behörden. "Wir versuchen es wohl mit der frechen Ummeldearie, weil ich glaube, wir haben keine andere Chance", sagt Christine R. (Name geändert). Ihr Sohn besucht ein Gymnasium in Hamburg, das Geschwisterkind ist Viertklässler und soll auf dieselbe Schule. "Ich glaube, das ist das Beste für mein Kind, und die Busverbindung ist auch sehr gut", sagt sie.

Die "Ummeldearie" ist im Hamburger Randgebiet seit vielen Jahren der (illegale) Weg, seinem Kind einen Schulplatz zu sichern. Schleswig-Holsteiner können nämlich anHamburger Schulen abgewiesen werden, wenn die überlaufen ist. Besorgt man sich hingegen eine Meldeadresse in Hamburg, hat man den Platz an der Wunschschule sicher. Nach einer Schamfrist wird das Kind dann wieder zu Hause angemeldet - in Barsbüttel.

Einer, der diese Methode kennt, ist Reinhard Kuhl, der Leiter der Barsbütteler Grundschule. "Es hat bisher immer geklappt mit der illegalen Methode", sagt er. Aber jetzt ist die Hamburger Schulbehörde offenbar wach geworden. Seit September überprüfen Hamburger Einwohnermeldeämter und Schulsekretariate verstärkt, ob die von der Barsbütteler Grundschule stammenden und jetzt in Wandsbek unterrichteten Kinder wirklich nicht mehr im Ort wohnen. "Wir kriegen ununterbrochen Rückfragen aus Hamburg", sagt Kuhl. Auch Eltern berichten von solchen Telefonaten - und sind verunsichert. Angela Tsagkalidis vom Elternbeirat der Schule berichtet: "Es geht das Gerücht um, dass die Kinder von der Hamburger Schule fliegen, wenn sie nicht dauerhaft in Hamburg wohnen."

Die Barsbüttelerin Petra A. (Name geändert) arbeitet wie ihr Mann in Hamburg. Ihr Arbeitsplatz liegt direkt neben einem Wandsbeker Gymnasium. Die Schule wäre für ihren Sohn ideal. Dass die Gespräche zwischen den Bundesländern über ein neues Abkommen wahrscheinlich erst nach der Anmeldefrist für weiterführende Schulen beendet sein werden, hat für sie Methode. "Das wollen die doch nur erreichen in Hamburg, dass wir uns nicht anmelden", sagt sie.

94 Viertklässler werden die Barsbütteler Grundschule im Sommer verlassen. In den vergangenen Jahren gingen rund 40 Prozent der Abgänger auf eine weiterführende Schule nach Hamburg. Zumeist auf Gymnasien, denn in Barsbüttel gibt es kein Gymnasium. Stimmt die Zahl auch für den aktuellen Jahrgang, dann blicken etwa 38 Kinder in eine ungewisse Zukunft.