Sprecher: “Kein Kunde wird vor verschlossenen Türen stehen, kein Mitarbeiter zu Hause bleiben.“ Händler spricht von “ruinösem Wettbewerb“.

Bad Oldesloe. Im Stormarner Kfz-Handel geht die Angst um. Von der Ankündigung des größten schleswig-holsteinischen Autohändlers, der Lübecker Kittner-Gruppe, wahrscheinlich am heutigen Dienstag Insolvenz anzumelden (das Abendblatt berichtete), sind allein im Kreis fünf Tochtergesellschaften unmittelbar betroffen: das Travag-Autohaus in Bad Oldesloe, die benachbarte Shell-Tankstelle, das Oldesloer Opel-Autohaus Hansa, das Oldesloer BMW-Autohaus Hansa Nord und die Reinfelder Zweigstelle des Gebrauchtwagenzentrums Nord. In diesen Betrieben arbeiten 106 Menschen. Sie sehen sich vor einer ungewissen Zukunft. Die Stimmung ist getrübt. Ein Mitarbeiter formuliert es so: "Stimmung? Was soll ich sagen? Ich soll dazu nichts sagen."

Die Kittner-Geschäftsführung und der Betriebsrat haben sich darauf verständigt, Verlautbarungen dem Hamburger Kommunikationsexperten Torsten Henkel zu überlassen. Und der sieht gar nicht so schwarz: "Kein Kunde wird vor verschlossenen Türen stehen, kein Mitarbeiter wird zu Hause bleiben." Die Anmeldung der Insolvenz bedeute in der Folge zunächst nur ein anderes rechtliches Konstrukt. Henkel: "Sie ist die beste Möglichkeit, um das Unternehmen auf gesunder Basis neu aufzustellen und am Markt zu positionieren." Unterdessen gibt es auf die Frage nach dem Warum unterschiedliche Antwortversuche. Torsten Henkel nennt "die über Jahre gewachsene komplizierte Konzernstruktur und die bislang nicht erzielte finanzielle Einigung zwischen den Banken". Kittner versucht offenbar, den Insolvenzantrag noch in letzter Sekunde abzuwenden.

Der Chef eines Stormarner Autohauses, der namentlich ungenannt bleiben möchte, spricht von einem ruinösen Preiskampf in der Branche. "Es sind harte Zeiten", sagt er, "der Kunde bekommt den Hals nicht voll und will vom Feinsten - möglichst geschenkt." Und die Branche spiele mit. Bernd Schweitzer, Geschäftsführer des Verbandes des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein (1230 Mitglieder mit gut 14 500 Mitarbeitern), hält dagegen: Das Neuwagengeschäft 2009 sei eines der besten im Land überhaupt gewesen. "Wir werden gegenüber 2008 ein Umsatzplus von 30 Prozent haben." Das sei deutschlandweit ein Spitzenwert. Ein Grund: die Abwrackprämie. "Sie hat den Autohäusern Kunden gebracht, die sonst wahrscheinlich niemals einen Neuwagen gekauft hätten."