Nachdem zwei Schüler verletzt worden waren, tagte die Politik. Bürgermeister lehnt Reparaturauftrag per Eilentscheidung ab: Stadt habe kein Geld. Rahmen bleiben zugeschraubt.

Glinde. Die Fenster der Integrierten Gesamtschule (IGS) Glinde bleiben verschraubt. Eine Reparatur würde rund 25 000 Euro kosten. Geld, das die Stadt nicht hat. Für die Schüler bedeutet das: Sie können nicht mal in den Pausen lüften. "Das ist ein inakzeptabler Zustand", sagt Dörte Nowacki, Schulelternbeiratsvorsitzende.

In der Bauausschusssitzung hatte die SPD-Fraktion Bürgermeister Uwe Rehders gebeten, per Eilentscheidung die notwendigen Reparaturen umgehend in Auftrag zu geben. "Wir sind nicht in der Lage, uns noch weiter zu verschulden", sagte der Bürgermeister und wies die Bitte zurück. Dass die Luft in den Klassenzimmern nach einigen Unterrichtsstunden nicht mehr so gut ist, weiß die Verwaltung allerdings. Bauamtsleiter Frank Thiemann: "Ich war vor einigen Tagen dort und kann nur bestätigen, dass wir in den Klassenräumen ein Lüftungsproblem haben."

Verschraubt wurden die Fenster vor zweieinhalb Wochen (wir berichteten). Im Musikunterricht war ein 70 mal 180 Zentimeter großes Fenster aus der Halterung gefallen und auf zwei Fünfklässler gestürzt. Die Zehnjährigen wurden schwer verletzt und mussten drei Tage im Krankenhaus behandelt werden. Schulleiter Volker Wurr hatte in den vergangenen Jahren die Stadt immer wieder auf den maroden Zustand der Fenster hingewiesen. Jürgen Richter (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses: "Seitens der Schule ist immer nur davon gesprochen worden, dass die Fenster undicht seien. Dass ein Kind verletzt wird, das war nicht abzusehen."

Wann die Kinder mit einer Reparatur oder einer Erneuerung der Fenster rechnen können, bleibt ungewiss. Nachdem der Bürgermeister eine sofortige Reparatur abgelehnt hatte, stellte die SPD-Fraktion den Antrag, dass die Verwaltung bis Januar ein Sanierungskonzept für die IGS prüfen solle. Denn außer den Fenstern müssten beispielsweise auch die Toiletten saniert werden. Marlies Schmiedhausen, deren Sohn Sebastian von dem Fenster getroffen worden war, kam auch zur Ausschusssitzung. Sie hofft, dass wenigstens im kommenden Jahr die Schule endlich saniert wird.

Ein weiteres Thema auf der Tagesordnung des Bauausschusses war auch ein Antrag der Grünen. Sie wollten für die Straße Olande im Neubaugebiet, die ein verkehrsberuhigter Bereich ist, zusätzliche bauliche Verkehrsberuhigung. Denn Anwohner hatten sich beschwert, dass die Autofahrer viel zu schnell durch das Wohngebiet fahren würden. Obwohl die Stadt Glinde für die Kosten nicht aufkommen müsste - die Entwicklungsgesellschaft hatte sich bereit erklärt, 10 000 Euro für den Bau von Schwellen bereitzustellen, wurde der Antrag abgelehnt. "Wir sehen keinen Handlungsbedarf", sagte Heiko Reimer (SPD), "Denn jeder, der dort durchfährt, hat mal einen Führerschein gemacht und weiß, was das Schild 'Verkehrsberuhigte Straße' bedeutet. Wenn dort jemand rast, dann sind es die Anwohner." Auf die Frage, warum die Stadt diese Baumaßnahmen nicht kostenlos durchführen lassen wolle, antwortete der Bürgermeister: "Weil es unsere Straße ist und wir bestimmen, was dort passiert."

In der Sitzung diskutierten die Ausschussmitglieder auch, für welche Bauvorhaben im Jahr 2010 Geld bereitgestellt werden soll. Aufgrund der schlechten Haushaltslage sind Projekte wie etwa die Erneuerung des Fußweges Hirtenweg für 50 000 Euro verschoben worden.