Zweitägiger Bandcontest mit 19 Musikgruppen nimmt abruptes Ende. Jugendliche müssen das Gebäude räumen - und feiern in Bad Oldesloe weiter.

Ahrensburg. Der Band-Wettbewerb "Aufmucken gegen Rechts" im Ahrensburger Jugendzentrum "42" ist am Sonnabend von der Polizei vorzeitig aufgelöst worden. Zuvor hatten nach Angaben des Veranstalters mehrere Polizeibeamte das Gebäude gestürmt und Pfefferspray im Konzertsaal versprüht. Auslöser für die Tumulte war offenbar ein Unbekannter, der gegen die Tür eines Streifenwagens getreten haben soll. Eine Stellungnahme der Polizei zu dem Vorfall war gestern nicht zu bekommen.

Es war 23.30 Uhr, als zwei schwarz gekleidete Männer an der Kasse des Jugendzentrums vorbei bis auf die Tanzfläche vor der Bühne rannten, so berichtet es Kevin Paap, einer der Organisatoren des Bandcontests. Dort seien sie über einen Zuschauer hergefallen. Kevin Paap sagt: "Bis dahin war alles friedlich. Die letzte Band des Contests hatte gerade gespielt."

Doch dann sorgte die Aktion der Polizei für Unruhe im Saal. "Es wusste zu dem Zeitpunkt ja noch niemand, dass es Polizisten waren. Drinnen ist es sehr dunkel. Wir sahen nur schwarz gekleidete Männer mit kahl rasierten Köpfen."

Einige Besucher verwechselten die Beamten offenbar mit Rechtsradikalen. Es kam zum Handgemenge, bei dem die Polizisten auch Pfefferspray eingesetzt haben sollen. Erst danach, so Paap, sei den Jugendlichen klar geworden, dass sie Ordnungshüter vor sich hätten. Diese hätten erklärt, dass jemand gegen die Tür des auf dem Parkplatz stehenden Streifenwagens getreten habe. Den mutmaßlichen Täter hätten sie dann bis vor die Bühne verfolgt.

Der Organisator sagt: "Die Männer haben sich am Eingang nicht ausgewiesen, sondern sind einfach vorbei gerannt. Das dürfen sie nicht." Ob es sich bei dem Verfolgten wirklich um denjenigen gehandelt habe, der gegen die Tür getreten habe, sei unklar. Unklar sei auch, ob die Attacke gegen den Streifenwagen tatsächlich stattgefunden habe.

"Die Polizisten haben die Veranstaltung dann abgebrochen. Wir mussten den Club innerhalb von zehn Minuten räumen", sagt Kevin Paap, der erwägt, Anzeige gegen die Polizei zu erstatten. Mittlerweile hatten die Beamten Verstärkung angefordert. 30 bis 40 Polizisten sollen am "42" gewesen sein.

Kevin Paap: "Ich war echt fassungslos und wusste gar nicht, was ich machen sollte. Bis dahin war echt eine Mega-Stimmung. Als ich den Abbruch der Veranstaltung durchsagte, wurde die Polizei vom Publikum ausgebuht." Die Stimmung war zu dem Zeitpunkt auf der Kippe. "Die Besucher waren sauer, enttäuscht und frustriert."

Dann aber kam einigen der Organisatoren die Idee, die Veranstaltung im Oldesloer Inihaus fortzuführen. Einer der Anwesenden ist in dem Oldesloer Jugendhaus aktiv und hatte einen Schlüssel dabei. Kurzerhand wurden alle verfügbaren Autos vorgefahren und Verstärker, Schlagzeug und Mikros eingeladen. Viele der Besucher fuhren kurz darauf mit der Regionalbahn von Ahrensburg nach Bad Oldesloe. Schon etwa eine Stunde später feierten gut 100 Besucher die gleiche Veranstaltung am anderen Ort weiter.

"Die Leute sind aus Solidarität mit nach Bad Oldesloe gefahren", so Paap. "Das war schon richtig Punkrock. Es haben dann noch zwei Bands gespielt. Nur mit Verstärkern und einem Mikro." Bei der anschließenden Party wurde bis zum frühen Morgen friedlich gefeiert. Bei der Oldesloer Polizei gingen keine Beschwerden ein. Trotz der Polizeiaktion wurde auch ein Sieger des Bandcontests gekürt: Es ist die Lüneburger Band "Die Chucks". Ihr deutschsprachiger Indierock überzeugte bereits am Freitag, dem ersten Abend des Contests. Insgesamt waren 19 Bands aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg ins Jugendzentrum "42" gekommen. Mehr als 200 Besucher konnten per Karten über ihre Favoriten abstimmen. Den Sieger bestimmte dann eine Jury.

Einer der Juroren war Max Buskohl, der durch seinen Auftritt bei der Fernsehshow DSDS (Deutschland sucht den Superstar) bundesweit bekannt wurde. Er stand am Freitag sogar mit der Stormarner Grunge-Band "The Source" auf der Bühne. Er sagt: "Die 'Chucks' sind 'ne richtig gute Band." Das fand auch Juror Peter Bauer, der den weltgrößten Bandcontest "Emergenza" mitorganisiert. Er lud die Lüneburger gleich zum nächsten "Emergenza"-Vorentscheid ein. Auch für den Juror Timothy Spaniel (er spielte mit seiner Band "Amplify" im vergangenen Jahr vor Dieter Bohlen in der Sendung "Supertalent") waren die Chucks "die eindeutig beste Band des Wettbewerbs".

Die vier jungen Herren aus Lüneburg können sich jetzt über professionelle Aufnahmen in einem Musikstudio freuen. Zweiter bei dem Contest wurde die Crossover-Band "Leet" aus Heiligenhafen. Sie spielen eine Mischung aus Nu-Metal, Rapcore und Alternative Rock. Ihr Preis: portable Aufnahmegeräte.

Organisator Kevin Paap hat schon eine Idee für eine neue Veranstaltung. Titel: "Aufmucken gegen Polizeigewalt".