Bürgermeister kontert: “Das ist eine “Riesensauerei“. Die Fraktionschefs von CDU und SPD unterstützen ihn.

Glinde. Wie ist die Stimmung im Glinder Rathaus? Schlecht, wenn man der Gewerkschaft Komba glauben will. Sie hatte sich vergangene Woche mit einer Pressemitteilung zu Wort gemeldet und folgende Zustandsbeschreibung geliefert: "Die Klagen über mangelnde Führungsfähigkeit und unzureichendes Fingerspitzengefühl der Verwaltungsspitze haben dramatisch zugenommen." Die Folge: Die Leistungsfähigkeit der Stadtverwaltung "könne nicht gewährleistet werden". Die Pressemitteilung zielt nach Auskunft des Komba-Kreisvorsitzenden Andreas Bockholt auf Uwe Rehders, den Glinder Bürgermeister. Dessen Name wird im Text allerdings nicht einmal genannt.

Woher kommen die Vorwürfe? Andreas Bockholt will das nicht präzisieren, sagt aber: "Sie kommen im Kern aus einem Sachgebiet, aber eben auch aus anderen." Vage spricht er von "einem halben Dutzend Mitarbeiter", die sich über Rehders beklagt hätten.

Mit dem Bürgermeister selbst hat er darüber vorm Versenden der Pressemitteilung nicht gesprochen - und hat es auch bis jetzt nicht getan. Rehders ist deshalb und auch wegen der Vorwürfe "sprachlos". "Das ist eine Riesensauerei", sagt er.

Bockholt hat auf Anfrage seine Vorwürfe sogar noch verschärft. Anweisungen des Bürgermeisters hätten dazu geführt, dass so gearbeitet werden müsse, wie es "fachlich nicht in Ordnung" sei. Das führe zu möglichen Fehlplanungen und hohen Folgekosten. Wörtlich: "Das Problem hat mittlerweile auch die Führungsebene der Ämter erreicht."

Rehders hat mit einer schriftlichen Befragung seiner Führungskräfte reagiert. Das Ergebnis widerspricht den Aussagen des Gewerkschafters. "Alle bis auf eine Führungskraft haben die entsprechende Frage mit Nein beantwortet", sagt Rehders. Dieser eine Mitarbeiter habe die Beantwortung der sieben Fragen pauschal abgelehnt - nicht etwa gegenüber Rehders, sondern gegenüber einem Amtsleiter. "Die Beantwortung der Fragen war eine Dienstanweisung", sagt Rehders. "Die kann man nicht ignorieren. Welche Konsequenzen das hat, wird zu klären sein."

Bekannt ist, dass es schon seit längerem Spannungen im 19-köpfigen Bauamt gibt - und auch Spannungen zwischen dem Bauamt und dem Bürgermeister. Auch der Personalratsvorsitzende Klaus-Jürgen Behrendt arbeitet im Bauamt. Er leitet dort das Sachgebiet Liegenschaften - und ist somit Führungskraft. Gegenüber dem Abendblatt wollte er sich nicht zu der Kritik an Rehders äußern. "Als Personalrat darf ich nur nach innen wirken." Informationen, wonach im Zusammenhang mit der Komba-Pressemitteilung zwei Mitglieder des fünfköpfigen Personalrats ihren Rücktritt erklärt haben, wollte er weder bestätigen noch dementieren.

Zwischen Behrendt und Rehders hatte es in der Vergangenheit unter anderem Streit darüber gegeben, ob der Sachgebietsleiter wegen seiner Personalratstätigkeit von der Arbeit freigestellt werden soll. Rehders forderte einen Nachweis, wie stark Behrendt beansprucht sei, Behrendt verlangte angeblich eine Freistellung ohne jeden Nachweis. Vor dem Verwaltungsgericht traf man sich wieder. Das ordnete eine Art "Probezeit" an: Teilfreistellung, aber mit einem gleichzeitig zu führenden Arbeitsnachweis - als Basis für eine endgültige Entscheidung.

In der Glinder Politik ist die Pressemitteilung der Gewerkschaft auf scharfe Kritik gestoßen. Der CDU-Fraktionschef Ralf Reck sagt: "Wer so etwas veröffentlicht, ohne zuvor mit dem Beschuldigten gesprochen zu haben, verletzt auf eklatante Weise die Grundregeln des Umgangs. Der Bürgermeister hat unsere volle Solidarität." Und sein SPD-Kollege Hans-Dieter Kröger sagt: "Das ist alles Kinderkram."