Nach der gescheitertern Bürgermeisterkandidatur wird jetzt entschieden, ob der 47-Jährige seinen Posten verliert.

Ahrensburg. Die Ahrensburger CDU-Fraktion steht nach der verlorenen Bürgermeisterwahl offenbar vor einer Zerreißprobe. Hinter den Kulissen ist bei den Christdemokraten ein Streit um die Führung der Fraktion entbrannt. Mehrere Mitglieder bestätigten der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes, dass heute Abend in der CDU-Fraktionssitzung die Abwahl des Vorsitzenden Jörn Schade auf der Tagesordnung steht. Schade, der bei der Bürgermeisterwahl in Ahrensburg seinem Kontrahenten Michael Sarach (Kandidat von SPD und FDP) unterlag, ist seit 2006 Vorsitzender der CDU-Fraktion. Für eine Stellungnahme war der 47-Jährige am Montag trotz mehrfacher Versuche nicht zu erreichen.

"Ein Fraktionsvorsitzender muss eine Fraktion einen - aber dazu ist Jörn Schade nicht in der Lage", heißt es aus Kreisen der CDU-Fraktion. Seinen Namen möchte niemand in der Zeitung lesen. Doch hinter vorgehaltener Hand wird Tacheles geredet: "In der CDU gibt es zwei Lager", sagt ein Partei-Mitglied. "Jörn Schade bildet mit Doris Brandt, Anna-Margarete Hengstler, Matthias Stern und Roland Wilde eine Fraktion in der Fraktion." Damit seien die übrigen sieben CDU-Fraktionsmitglieder - Werner Bandick, Carola Behr, Christian Conring, Ernst-Jürgen Hoffmann, Tobias Koch, Detlef Levenhagen und Susanne Philipp-Richter - unzufrieden.

Schade wird Führungsschwäche vorgeworfen. Und dass er wichtigen Themen aus dem Weg gehe. Zum Beispiel beim Thema Erlenhof. Seine Haltung dazu habe das Fass zum Überlaufen gebracht, sagen Schade-Kritiker. Bei der jüngsten Stadtverordnetenversammlung hatte der CDU-Kandidat gegen die Bebauung des Erlenhofs gestimmt (wir berichteten). "Damit hat er auch gegen den Mehrheitsbeschluss der Fraktion gestimmt. Das kann doch nicht sein", sagt ein CDU-Mitglied. Schließlich müsse Schade als Fraktionschef mit gutem Beispiel vorangehen.

Er habe keine guten Argumente für seine Sichtweise geliefert. Seine Kritiker werfen ihm vor, dass es verantwortungslos gegenüber den öffentlichen Kassen sei, gegen die Erlenhof-Bebauung zu stimmen. Schließlich müsse die Stadt sonst aller Wahrscheinlichkeit nach einen Vier-Millionen-Kredit aufnehmen, um das Grundstück von der Landesentwicklungsgesellschaft zurückzukaufen. Hinzu kämen jährlich rund 200 000 Euro Zinsen. "Aber wirtschaftliche Probleme sind für Schade keine Probleme", heißt es aus den Reihen seiner Gegner. Wenn Schade argumentiere, es handle sich beim Erlenhof um eine Gewissenfrage, sei das eine Frechheit.

Ein Mitglied der Christdemokraten sagt: "Eigentlich sollte die CDU-Fraktion eine Mannschaft sein. Aber in Ahrensburg streiten sich die Mitglieder in der Kabine und schießen beim Spiel auf das eigene Tor." Das schade dem Ansehen der Partei.

Auch die Wahlkampfstrategie des CDU-Bürgermeisterkandidaten habe Gräben in der Fraktion gerissen und sei mitverantwortlich dafür, dass Jörn Schades Abwahl beantragt worden sei. "In seinem Wahlkampf hat er Themen im Namen der CDU vertreten, die die Fraktion so nie beschlossen hat. Schade hat seine Minderheitsmeinung als Mehrheitsmeinung verkauft", sagen Kritiker. Und wie äußert sich die Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes zu dem Streit? Renate Tangermann: "Dazu sage ich nichts."

Heute um 19.30 Uhr trifft sich die CDU-Fraktion im Ahrensburger Rathaus und stimmt darüber ab, ob Jörn Schade Fraktionsvorsitzender bleibt. Das Problem: Für die Abwahl wird eine Zweidrittelmehrheit benötigt. Von den zwölf Fraktionsmitgliedern müssten also mindestens acht gegen Schade stimmen. Aus Kreisen der CDU-Fraktion heißt es, dass fünf Mitglieder Schade-Befürworter und sieben Schade-Kritiker seien. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Schade Fraktionschef bleibt. Schwierig bleibt die Situation so oder so - denn die internen Probleme bleiben bestehen.