Freude bei SPD und FDP, Enttäuschung bei der CDU. Ursula Pepper: Wähler wollen einen Mann von außen. Der künftige Verwaltungschef verspricht: Spätestens zum Amtsantritt werde ich in der Schlossstadt wohnen.

Ahrensburg. "Du hast es tatsächlich geschafft." So beschreibt Ahrensburgs neuer Bürgermeister Michael Sarach seinen ersten Gedanken am Morgen nach der Wahl. Aber so ganz realisiert habe er noch nicht, dass er den Kampf um den Einzug ins Ahrensburger Rathaus gewonnen hat. "Das zu verinnerlichen, dauert sicher noch ein paar Wochen."

53 Prozent der Wähler hatten am Sonntag für den gemeinsamen Kandidaten von SPD und FDP gestimmt (wir berichteten). Der 56-jährige Diplom-Finanzwirt hat bei der Stichwahl 751 Stimmen mehr bekommen als sein Konkurrent Jörn Schade (CDU), für den sich auch die Grünen ausgesprochen hatten.

Als der Gewinner Michael Sarach am Sonntag um 19.05 Uhr ins Rathaus kam, wurde er von den meisten mit euphorischem Beifall und Jubelrufen empfangen. "Ich war überwältigt und sehr beeindruckt von diesem herzlichen Empfang", sagt der Ministerialrat aus Schwerin einen Tag nach seinem Wahlsieg. Und wie hat die Familie reagiert? "Meine Frau Sabine und meine Kinder sind sehr stolz auf mich, und haben sich riesig für mich gefreut", sagt Sarach und lacht. "Mein Sohn hat mich heute Morgen mit den Worten 'Hallo Bürgermeister' begrüßt." Wenn die Verwaltungschefin Ursula Pepper aus ihrem Urlaub zurück sei, werde er sich häufig mit ihr zusammensetzen. Sarach: "Schließlich gibt viel zu besprechen. Und wir wollen einen fließenden Übergang gewährleisten." Wann er mit seiner Familie in die Schlossstadt zieht, sei noch nicht klar. Die Kinder seien mitten im Schuljahr, seine Frau berufstätig und das Haus müsse verkauft werden. "Wie wir das organisatorisch und logistisch hinbekommen, werden wir im Familienrat besprechen." Fest stehe aber, dass er spätestens zum Amtsantritt am 2. Mai 2010 in Ahrensburg wohnen werde.

Und was sagt die amtierende Bürgermeisterin über ihren Nachfolger? "Ich freue mich, dass Michael Sarach es geschafft hat", sagt Ursula Pepper. Der deutliche Vorsprung, mit dem ihr Parteikollege die Wahl gewonnen hat, sei sehr überraschend gewesen. "Offenbar hat die Wähler überzeugt, dass Michael Sarach von außen kommt."

Auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Wilmer habe nicht mit "so einem großen Vorsprung" gerechnet. "Wir waren hoffnungsfroh, haben aber bis zum Schluss gezittert", sagt Wilmer, die die Auszählung mit Michael Sarach, anderen Sozialdemokraten und Liberalen zunächst im Restaurant "Rigani" verfolgt hatte. "Als das Ergebnis fest stand, kam ein erlösender Schrei aus mir heraus." Ahrensburg habe einen fähigen Bürgermeister gewählt. "Es hat jemand gewonnen, der Visionen hat", sagt Wilmer. "Wir schauen glücklich in die Zukunft."

Überaus zufrieden mit dem Wahlergebnis ist auch Thomas Bellizzi, FDP-Fraktionsvorsitzender. Er sagt: "Es ist besser gelaufen als erwartet." Und die Stichwahl sei für den SPD-Mann Sarach gegen den bundesweiten Trend positiv verlaufen. Und was war Bellizzis erste Reaktion auf das Wahlergebnis? "Wir haben uns in den Armen gelegen, geklatscht und gejubelt." Das sei ein toller Abend gewesen. "Und ein schöner Abschluss nach einem langen Wahlkampf", sagt Bellizzi. Dass Sarach der neue Bürgermeister wird, bedeute für Ahrensburg, dass Verwaltung, Politik und Bürger eine Chance zu einem Neuanfang hätten. Bellizzi: "Darauf freue ich mich sehr."

WAB-Fraktionschef Hinrich Schmick habe sich beiden Bürgermeisterkandidaten gegenüber neutral verhalten. "Beide haben ihre Vorteile", sagt er. Von Herrn Sarach erwarte er, dass er das Verhältnis zwischen Politik und Verwaltung verbessere. "Und, dass er die Anregungen der Bürger ernst nimmt." Schmick: "Soweit wir können, wird die WAB den neuen Verwaltungschef unterstützen."

Ein knapperes Wahlergebnis hatte Monja Löwer, Grünen-Fraktionschefin, erwartet. "Es ist schade, dass Jörn Schade nicht gewonnen hat - aber es bricht jetzt auch keine Welt zusammen", sagt Löwer, die die geringe Wahlbeteiligung als erschreckend bezeichnet. "Wir werden offen auf Herrn Sarach zugehen." Auch Tobias Koch, Vize-Fraktionsvorsitzender der CDU, hatte sich ein anderes Ergebnis gewünscht. Die Stimmung unter den Christdemokraten sei "gedrückt" gewesen am Wahlabend. "Wir hatten damit gerechnet, dass Jörn Schade gewinnt", sagt Koch. Aber er habe keinen Zweifel daran, dass die CDU auch mit Michael Sarach gut zusammen arbeiten werde. "Das ist die Aufgabe von allen."

Und was sagt Jörn Schade zu seiner Wahlniederlage? "Die Enttäuschung ist natürlich groß. Aber das Leben geht in normalen Bahnen weiter", sagt der 47-Jährige. Seinem Konkurrenten hatte er Minuten nach dem Wahlsieg gratuliert. Schade sagt: "Ich habe ihm alles erdenklich Gute für die Amtsführung gewünscht."