Die CDU gewinnt alle Direktmandate. Der SPD-Kreisvorsitzende Martin Habersaat rutscht doch noch in den Landtag. Wahlbeteiligung ist deutlich gestiegen.

Ahrensburg. Wahl in Stormarn - das war die Wahl der zertrümmerten Traditionen. Die CDU gewann alles, was es zu gewinnen gab: drei Bundestags- und drei Landtagsdirektmandate. Seit 26 Jahren haben die Christdemokraten das nicht mehr geschafft.

Auch für die SPD zerbrach eine Tradition. Selbst ihrem Kreisvorsitzenden Martin Habersaat gelang es nicht, sich im Landtagswahlkreis Reinbek gegen seinen CDU-Kontrahenten Mark-Oliver Potzahr durchzusetzen - eine bittere Niederlage, denn der Wahlkreis war seit 1988 stets an die SPD gegangen. Am Morgen danach gab es dann zumindest einen kleinen Trost für die Stormarner Sozialdemokraten. Um 5.20 Uhr, mit der Verkündung des vorläufigen amtlichen Endergebnisses, stand fest: Habersaat rutschte über die Liste doch noch in den Landtag - das überraschende Ende einer Wahlnacht voller Frustrationen und Triumphe. Begonnen hatte sie mit Anita Klahn, der FDP-Kreisvorsitzenden. Schon die um 18 Uhr im TV ausgestrahlte Prognose machte die Oldesloerin zur Landtagsabgeordneten. 15,5 Prozent für die Liberalen: Selbst die Hälfte davon hätte für die Mutter dreier Kinder gereicht. Erstmals seit 42 Jahren stellen Stormarns Liberale nun wieder einen Landtagsabgeordneten - ein Neuanfang nach einer Durststrecke von außergewöhnlicher Länge.

Neben Klahn dürfen sich die Stormarner insgesamt als Sieger begreifen: Sowohl im Land- als auch im Bundestag sitzen so viele Stormarner Abgeordnete wie seit langem nicht mehr. Es sind jeweils fünf, bisher waren es vier. Im Landtag sind Rainer Wiegard (CDU, Bargteheide), Tobias Koch (CDU, Ahrensburg), Mark-Oliver Potzahr (CDU, Reinbek), Anita Klahn (FDP, Bad Oldesloe) und eben der Barsbütteler Martin Habersaat. Im Bundestag sind Franz Thönnes (SPD, Ammersbek), außerdem Gero Storjohann (CDU, Seth), Norbert Brackmann (CDU, Lauenburg), Christel Happach-Kasan (FDP, Bäk) und Konstantin von Notz (Grüne, Mölln). Diese vier wohnen zwar nicht in Stormarn, sind aber in Wahlkreisen gewählt worden, die Teile Stormarns umfassen.

Claus Brandt, der CDU-Kreisvorsitzende, lobte seine Partei: "Wir haben einen sehr engagierten Wahlkampf gemacht, besonders in den letzten Wochen. Das war klasse." Er freute sich darüber, dass es gelungen ist, sowohl in Kiel als auch in Berlin eine schwarz-gelbe Mehrheit zu bekommen. "Das war unser Wahlziel." Die Landtagskandidaten der CDU hätten alle "tolle Ergebnisse erzielt". "Mit den Dreien können wir jetzt Politik vor Ort schneller umsetzen."

Der SPD-Kreisvorsitzende Martin Habersaat gestand ein: "Das Wahlergebnis ist ein Schlag ins Kontor." Was hat die Stormarner SPD falsch gemacht? "Die SPD hat was falsch gemacht, aber ich sehe die Fehler nicht in Stormarn", sagt Habersaat. "ich sehe sie eher in Kiel und in Berlin." Die große Koalition habe der SPD nicht gutgetan. "Und unser Führungspersonal hat doch schon ein recht hohes Alter." Außerdem habe es einfach eine Gesamtstimmung gegen die SPD gegeben.

Diese Stimmung hat dazu geführt, dass die Stimmanteile der Sozialdemokraten noch einmal deutlich abgesackt sind. Im Wahlkreis 32 (Stormarn) bekamen sie bei der Wahl im Jahr 2000 noch 44,2 Prozent der Zweitstimmen, 2005 waren es nur noch 39,9 Prozent, jetzt nur noch 24,5 Prozent. Binnen neun Jahren ergibt das einen Rückgang um 20 Prozentpunkte. Bei der CDU sieht es besser aus, aber eben nicht viel besser: Sie kommt auf 32,3 Prozent - und liegt damit um rund 3 Prozentpunkte unter dem Ergebnis von 2000. In den beiden anderen Landtagswahlkreisen ergibt sich ein ähnliches Bild: starke Verluste der SPD, leichte der CDU.

Die kleinen Parteien sind dagegen überall im Aufschwung. Im Wahlkreis 32 hat die FDP ihren Stimmanteil mehr als verdoppelt - von 6,8 Prozent im Jahr 2005 auf jetzt 16,3 Prozent. Auch den Grünen gelingt dieses Kunststück, wenn auch nicht im selben Maße. Dennoch: Im Wahlkreis 33 (Ahrensburg) wächst die Ökopartei von 7 Prozent (2005) auf jetzt 15,9 Prozent.

Die Freien Wähler, der Zusammenschluss der Wählervereinigungen, die auf kommunaler Ebene eine wichtige Rolle spielen, sind bei der Landtagswahl ohne Erfolg geblieben. 0,9 Prozent im Wahlkreis 32 - das ist schon ihr bestes Ergebnis in Stormarn. Auch die rechtsextremen Parteien haben keine Rolle gespielt. Im Wahlkreis 34 (Reinbek), wo die Partei im Jahr 2005 bei 2 Prozent lag, hat sie nun nur noch die Hälfte bekommen.

Und die Bundestagswahl? Die Absicherung der meisten Direktkandidaten von SPD und CDU auf den Listen hat zu dem kuriosen Ergebnis geführt, dass es in den drei Wahlkreise, zu denen jeweils Teile von Stormarn gehören, nur einen echten Verlierer gibt: Gesa Tralau (SPD). Nicht auf der Liste abgesichert, verlor sie klar gegen Norbert Brackmann von der CDU. Tralau erhielt 29,9 Prozent, Brackmann 38,9 Prozent.

Die erste Doppelwahl in der Geschichte des Landes hat die Stormarner jedenfalls nicht politikmüde gemacht. Die Wahlbeteiligung stieg deutlich an. In den Wahlkreisen 33 und 34 machten 77,2 Prozent der Wahlberechtigten mit. Vor vier Jahren waren es nur 68,7 und 68,4 Prozent.