Mit Anita Klahn wird Stormarns FDP erstmals seit 42 Jahren wieder einen Landtagsabgeordneten stellen.

Ahrensburg. Vor dem Super-Wahlsonntag in Stormarn ist naturgemäß vieles offen, aber einiges eben auch schon klar: Die Wahlhelfer werden angesichts der ersten Doppelwahl seit 1945 so viel wie noch nie zu tun haben, und erstmals seit 42 Jahren wird wieder ein Liberaler aus Stormarn im Kieler Parlament sitzen - die FDP-Kreisvorsitzende Anita Klahn.

Dass diese Personalie schon vor der Wahl so gut wie entschieden ist, liegt an den stabilen Umfrageergebnissen für die FDP. Seit Februar ist sie nicht mehr unter 14 Prozent gesunken, einige Meinungsforscher kamen sogar auf 17 Prozent. "Ich bin sehr zuversichtlich. Knapp 7 Prozent würden ja reichen", sagt die Oldesloerin. Bei der Landtagswahl 2005 war ihre Partei auf 6,6 Prozent der Stimmen gekommen, was für vier Sitze reichte. Weil Anita Klahn (49) den Listenplatz 5 hat, ist sie schon bei einem geringfügig besseren Ergebnis als Abgeordnete dabei.

Die erste Siegerin des Wahltags steht also schon so gut wie fest. Aber auch Franz Thönnes, der Ammersbeker SPD-Bundestagsabgeordnete, hat gute Karten. Sein Listenplatz 3 dürfte für einen Sitz im Berliner Reichtagsgebäude reichen. Gleiches gilt für seinen CDU-Kontrahenten Gero Storjohann und dessen Listenplatz 5. Dennoch wollen beide den Wahlkreis 8 (Segeberg/Stormarn) gewinnen. Bei der letzten Wahl unterlag der Ammersbeker dem Sether. Am Sonntag kommt es zu einer Neuauflage des Duells.

Auch Christel Happach-Kasan, die FDP-Bundestagabgeordnete aus Bäk, muss sich mit Listenplatz 2 keine Sorgen um ihr Bundestagsmandat machen. Dasselbe gilt für Konstantin von Notz, den Grünen aus Mölln (Listenplatz 2).

Alle anderen Stormarner Kandidaten müssen zittern. Gesa Tralau aus Hamfelde, Bundestagskandidatin im Wahlkreis 10, muss entweder ihren Lauenburger Kontrahenten Norbert Brackmann (CDU) schlagen oder auf ein gutes SPD-Ergebnis hoffen. 28 Prozent im Land könnten reichen, um aus Tralaus Listenplatz 7 ein Bundestagsmandat zu machen. Brackmann wiederum braucht den Sieg im Wahlkreis unbedingt, denn er ist nicht über die CDU-Liste abgesichert. Gleiches gilt für seinen Parteifreund Ingo Gädechens (Wahlkreis 9, Ostholstein/Stormarn). Dessen Kontrahentin im Wahlkreis, die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Hagedorn aus Kasseedorf, kommt auf jeden Fall via Landesliste ins Parlament.

Bei den Stormarner Landtagskandidaten wird das Zittern länger dauern. Rainer Wiegard, Tobias Koch und Mark-Oliver Potzahr bei der CDU, Susanne Danhier, Jochen Proske und Martin Habersaat bei der SPD - sie alle müssen sich den Besonderheiten dieses Wahlabends unterwerfen. Zunächst wird nämlich in den 196 Stormarner Wahllokalen die Bundeswahl ausgezählt. Rund 1200 Wahlhelfer sind im Einsatz. Erst dann kommen die Zettel für die Bundestagswahl dran. Bei beiden Wahlen haben die rund 181 000 Wahlberechtigten je zwei Stimmen. Mit der ersten entscheiden sie, welche Person sie in den Landtag oder in den Bundestag schicken wollen, mit der zweiten, welche Partei sie dort stark machen wollen.

Mit Ergebnissen für die Landtagswahl ist also frühestens ab 20.30 Uhr zu rechnen, vielleicht sogar noch später. Je höher die Wahlbeteiligung, desto länger wird es dauern. Bei der letzten Landtagswahl stimmten in Stormarn 67,6 Prozent aller Wahlberechtigten ab. Zwei der drei Stormarner Wahlkreise gingen an die CDU, einer an die SPD.

Auf die Landtagsergebnisse werden auch die kleinen Parteien mit Spannung warten. Allerdings haben weder die Grünen noch die Linken in Stormarn aussichtsreiche Kandidaten im Rennen. Die Hoffnungen der Linken richten sich auf den Nachbarkreis. Dort könnte Ellen Streitbörger aus Schwarzenbek, die Dritte auf der Liste, in den Kieler Landtag einzuziehen.

Wer sich am Ende wirklich freuen kann, für wen der Wahlsonntag mit einer Enttäuschung endet, kann der Wähler nicht nur mitentscheiden, sondern auch beobachten. Fast alle Rathäuser haben abends geöffnet, ab 18 Uhr werden die Ergebnisse aus den Wahllokalen sofort nach Eintreffen an die Wand projiziert. Wer der Demokratie noch näher rücken will, kann bei der Auszählung der Ergebnisse im Wahllokal dabei sein. Denn das Wahlrecht sagt: Die Auszählung ist öffentlich. Blickkontrolle durch die Bürger ist nicht nur möglich, sondern sogar erwünscht.