Die Landtagsbewerber im Wahlkreis 32 sprachen mit Matthias Popien und Alexander Sulanke über die HSH Nordbank, Moral von Managern und das Radfahren.

Hamburger Abendblatt:

Frau Danhier, warum wollen Sie in den Landtag?

Susanne Danhier:

Ich bin seit sieben Jahren in der Kommunalpolitik. Ich habe festgestellt, dass vieles von der Landespolitik abhängt. Es macht also Sinn, auf anderer Ebene mitbestimmen zu wollen.

Abendblatt:

Welche Funktion würden Sie im Landtag anstreben?

Danhier:

Ganz stark interessiert mich die Bildung. Ein zweites Thema, das ich mir langsam aneigne, ist Wirtschaftsförderung.

Abendblatt:

Sie waren mal Unternehmensberaterin. Zufällig auch für die HSH Nordbank?

Danhier:

Nee. Ich habe nur im Non-Profit-Bereich gearbeitet.

Abendblatt:

Verstehen Sie denn, was da passiert ist bei der Bank?

Danhier:

Als Außenstehende muss ich mich darauf verlassen, was ich aus der Presse erfahre. Wofür ich kein Verständnis habe, ist die Entscheidung, Herrn Nonnenmacher einen Bonus zu zahlen.

Abendblatt:

Fragen Sie doch mal den Finanzminister.

Danhier:

Warum haben Sie das gemacht?

Rainer Wiegard:

Der Finanzminister hat das ja schon häufiger erklärt. In der HSH Nordbank sind Fehler gemacht worden. Der Hauptfehler ist in der Zeit von 2001 bis 2005 passiert - vor meiner Regierungszeit. Darauf haben wir mittlerweile drei Milliarden Euro abgeschrieben. Der Steuerzahler in Schleswig-Holstein hat für das Restrukturierungskonzept bislang keinen Cent aufgewendet.

Abendblatt:

Spielt das Thema eine Rolle im Wahlkamp?

Wiegard:

Ja. Und ich bin dankbar für Fragen.

Abendblatt:

Regen sich die Leute über die Boni auf?

Wiegard:

Darüber kann man sich echauffieren. Wenn der Betreffende aber einen Anspruch hat, auf den er nicht verzichten will... Wir haben Herrn Nonnenmacher aber gesagt, dass es Zeiten gibt, in denen man nicht alle Ansprüche durchsetzen muss.

Abendblatt:

Genügt er nicht den moralischen Ansprüchen, die man an Führungskräfte stellt?

Wiegard:

Wir brauchen eine Führungsperson, die in dieser Situation etwas von Risikomanagement verstehen. Solche Experten kann man sich nicht aus der Regenrinne holen.

Abendblatt:

Werden sie, Frau Danhier, auf die Bank angesprochen.

Danhier:

Ununterbrochen. Und das Problem ist: Was Herr Wiegard sagt, kommt bei den Menschen nicht an. Die glauben einem das nicht, selbst wenn man versucht, es zu vermitteln.

Abendblatt:

Lassen Sie uns jetzt mal über kleine Beträge sprechen. Sind Sie Zwangsmitglieder im Gewässerpflegeverband?

Wiegard:

Ähm... Ich meine ja.

Danhier:

Ja, sind wir.

Wiegard:

Sind wir wohl. Ich habe das Problem schon vor zwei Jahren aufgegriffen. Damals hat das Innenministerium gesagt, es sei nicht möglich, dass Gemeinden die Beiträge ablösen.

Abendblatt:

Nun sind Sie ja selbst Innenminister...

Wiegard:

So ist es. Das Ministerium sagt jetzt, dass es möglich sei.

Es bedarf nur der Beschlüsse der Gemeinden. Die können die Beiträge übernehmen, sie müssen nur das entsprechende Geld im Haushalt bereitstellen.

Danhier:

Das finde ich aber interessant. Ich weiß, dass wir das in Bargteheide geprüft haben. Da hieß es, das geht nicht.

Abendblatt:

Was wollen Sie für Ihren Wahlkreis erreichen?

Wiegard:

Wir müssen den Nachholbedarf befriedigen, der insbesondere bei der Infrastruktur von den Vorgängern übernommen wurde: B 404, A 21, A 20, Vorbereitungen für die Fehmarnbelt-Querung.

Abendblatt:

Sie haben jetzt ausschließlich Straßen genannt.

Wiegard:

Da ist in den vergangenen 20 Jahren auch am meisten verhindert worden. Natürlich gehört auch der Ausbau anderer Verkehrswege dazu: Nord-Ostsee-Kanal. Elektrifizierung. Und: Datenkommunikation.

Abendblatt:

Ist das für Sie auch das Wichtigste, Frau Danhier?

Danhier:

Ja. Ich könnte jetzt diese ganze Straßengeschichte noch mal wiederholen. Aber wir kämpfen ja schon seit sehr langer Zeit auch dafür, dass die Schienenstrecke zwischen Hamburg und Lübeck erweitert wird. Die Breitbandversorgung ist ein Riesenproblem. Wenn ich sehe, wie da jede kleine Gemeinde rumwurschtelt, denke ich, man müsste das regionalisieren. Das ist, als wenn man Bananen kauft: Wenn man mehr nimmt, sinkt der Preis.

Abendblatt:

Wie geht's denn für Sie weiter, Herr Wiegard? Die FDP, Wunsch-Koalitionspartner der CDU, kritisiert Sie scharf.

Wiegard:

Wunschpartner ist die FDP, weil wir die meisten Schnittmengen haben. Ich werde im Übrigen nicht dafür kritisiert, dass ich die Verschuldung im Land von 1,7 Milliarden auf unter 300 Millionen gesenkt habe. Die FDP macht im Zusammenhang mit der HSH Nordbank ein bisschen Parteipolitik.

Abendblatt:

Würden Sie auch einfacher Abgeordneter sein wollen?

Wiegard:

Macht wird auf Zeit verliehen - sowohl ein Mandat als auch ein Regierungsamt.

Abendblatt:

Frau Danhier, hat Herr Wiegard etwas falsch gemacht?

Danhier:

Das kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass ich andere Ideen habe. Ich weiß, dass er ein sehr fleißiger Mensch ist. Das weiß ich von mir auch.

Abendblatt:

Sie haben beide jeweils zwei eigene und zwei angeheiratete Kinder. Gibt es da etwas, das Sie aus Ihren Erfahrungen in die Politik übertragen könnten?

Wiegard:

Ja, natürlich. Das ist eine meiner Hauptmotivationen. Meine Kinder sagen: Was richtet Ihr an? Hinterlasst uns einen Berg Schulden. Wir können nicht unseren Lebensstandard auf Kosten von Generationen einrichten, die vielleicht noch gar nicht geboren sind. Das ist unmoralisch.

Danhier:

Meine Stiefkinder wachsen in Belgien in einem ganz anderen Schulsystem auf, das auf Ganztagsbetreuung ausgerichtet ist. Das ist schon interessant. Für mich ist ein Grund gewesen, in die Politik zu gehen, dass ich Kinderbetreuung vermisst habe. Ich stehe für umfassende Betreuung in Kita und Grundschule.

Abendblatt:

Wie geht es der Wirtschaft in Ihrem Wahlkreis Stormarn-Nord?

Danhier:

Ich bekomme von vielen Betrieben die Rückmeldung, dass sie aufgrund der Konjunkturprogramme nicht so viel von der Wirtschaftskrise merken.

Wiegard:

Eine Wirtschaftskrise trifft immer zuerst die Stärksten. Und Stormarn zählt zu den wirtschaftsstärksten Kreisen. Aber es geht auch wieder bergauf.

Abendblatt:

Sie sind beide Radfahrer und wissen: Bergauf ist es am schwierigsten.

Wiegard:

Dann schaltet man einen Gang runter...

Abendblatt:

...wenn man denn eine Gangschaltung hat.

Wiegard:

Wer keine hat, sollte mal langsam modernisieren.

Abendblatt:

Wo sind Sie denn zuletzt geradelt?

Danhier:

Ich bin gerade 40 Kilometer durch Stormarn gefahren.

Wiegard:

Wir sind zum 60. Geburtstag meiner Frau an der Lübecker Bucht entlanggefahren. Dort geht's nicht bergauf, da ist es schön flach.