Zwei Ahrensburger treten im Landtagswahlkreis 33 an, Tobias Koch (CDU) und Jochen Proske (SPD). Im Interview erläutern sie ihre Positionen - und sprechen über ihren Lieblings-Lindenschnitt.

Hamburger Abendblatt:

Herr Koch, gibt es in Kiel Kastenlinden?

Tobias Koch:

Hab' ich da noch nicht gesehen, aber in Kopenhagen.

Abendblatt:

Passen Kastenlinden nach Ahrensburg?

Koch:

Das ist reine Geschmackssache, glaube ich. Mein Geschmack wäre ein eher natürlicher Baumschnitt.

Abendblatt:

Herr Proske, kennen Sie Kastenlinden aus Meppen?

Jochen Proske:

Nein, aus Meppen nicht, aber aus Paris. Da fand ich sie sehr hübsch. Es ist Geschmackssache, aber ich glaube, dass es da einen Gesamtszusammenhang mit der Innenstadtgestaltung in Ahrensburg gibt, und deshalb bin ich für den Kastenschnitt. Aber das ist keine Frage, die über Freund oder Feind entscheidet.

Abendblatt:

Sie sind seit einer Legislaturperiode Landtagsabgeordneter, Herr Koch. Was haben Sie in Kiel erreicht?

Koch:

Das Ahrensburger Schloss bekommt jetzt mit Unterstützung des Schleswig-Holstein-Fonds einen neuen Farbanstrich. Die Baumaßnahmen in der Ahrensburger Innenstadt sind nur mit dem Geld aus Kiel möglich. In Siek wird ein Lidl-Lager gebaut, das bringt 250 Arbeitsplätze. Ohne Unterstützung der Landesregierung hätte das nicht geklappt. Da stellt man als Landtagsabgeordneter Kontakte und Verbindungen her, da versucht man, die Entscheidungen der Landesregierung zu beeinflussen. Ganz toll ist es, wenn man einzelnen Bürger helfen kann, die zum Beispiel Probleme mit einer Behörde haben. Da kann man schon etwas bewirken.

Abendblatt:

Herr Proske, warum wollen Sie in den Landtag?

Proske:

Ich mache mir Sorgen um die Zukunft unseres Landes. Ich habe selbst drei Kinder und komme aus der Kinder- und Jugendarbeit und möchte mich dafür einsetzen, dass Schleswig-Holstein, Deutschland, Europa, die Welt in 20 Jahren noch genauso lebenswert ist wie heute. Ich möchte, dass die Kinder eine Welt von uns übernehmen, die gut in Schuss ist und in der es sich lohnt zu leben. Dafür kann ich im Landtag etwas tun.

Abendblatt:

Wird in Ahrensburg genug für Kinder getan?

Koch:

Hier ist die Situation vergleichsweise gut. Aber es ist ein permanenter Wettlauf, weil sich die Wünsche ständig ändern.

Proske:

In Ahrensburg wird viel unternommen, um das Leben für Familien zu erleichtern. Gleichwohl gibt es noch Schwierigkeiten, zum Beispiel für Alleinerziehende. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Kinder, die einen Kindergartenplatz brauchen, auch einen bekommen - und dass der dann beitragsfrei ist.

Abendblatt:

Herr Koch, das Land Schleswig-Holstein ist hoch verschuldet. In Zukunft wird man als Finanzpolitiker, der Sie sind, noch öfter Nein sagen müssen, wenn jemand Geld haben will. Macht da Politik noch Spaß?

Koch:

Wir stehen vor einem großen Haushaltsloch. Ich empfinde das als große Herausforderung. Das ist eine total spannende Aufgabe, jetzt herauszufinden, was wir unbedingt brauchen und worauf wir verzichten können. Aus einem Füllhorn Geld zu verteilen, kann jeder.

Abendblatt:

Worauf müssen wir denn verzichten?

Koch:

Ich glaube, wir müssen alle Abstriche machen. Wir haben alle über unsere Verhältnisse gelebt. Seit Jahrzehnten haben wir bei den öffentlichen Haushalten die Situation, dass wir mehr ausgeben als einnehmen. Man wird das jetzt an ganz, ganz vielen Stellen zurückschneiden müssen.

Abendblatt:

An welchen?

Koch:

Dass man im Landesparlament einen Besucherdienst hat und bunte Broschüren für die Gäste, ist nicht zwingend erforderlich. Wir müssen wirklich überall fragen: Ist es zwingend erforderlich?

Abendblatt:

Haben Sie auch Sparideen, Herr Proske?

Proske:

Ich bin ein neuer Kandidat und nehme mir das Recht heraus zu sagen: Ich weiß noch nicht alles. Aber die geplante Fehmarnbeltquerung führt zu Folgekosten in den Gemeinden. Neue Brücken, Tunnelungsmaßnahmen, Straßenverlegungen. Das könnten wir uns sparen, denn es gibt eine gute Verbindung von Skandinavien nach Westeuropa - über Jütland und die A 7. Da haben wir alles, was wir brauchen. Mir leuchtet es nicht ein, warum wir im Nordosten des Landes diese enormen Investitionen tätigen sollen - mit dem Ergebnis, dass im Westen die Verkehrswege nicht mehr ausgelastet sind.

Koch:

Bei den Investitionen kürzen zu wollen, ist der falsche Ansatz. Wir müssen weiter investieren, um uns zukunftsfähig zu machen. Selbst Kritiker müssen einräumen, dass der große Gewinner der Brücke die Metropolregion Hamburg ist. Man sieht ja jetzt schon, was wir für Gewerbegebiete an der A 1 haben. Man kann sich vorstellen, was da in Zukunft an erfreulichen Unternehmensansiedlungen in unserer Region noch stattfinden wird. Wir müssen an die Zahlungen ran, die wir laufend leisten.

Proske:

Wir möchten mit Investitionen an der richtigen Stelle ansetzen. Wo es keinen Sinn macht, lassen wir den Straßenbau sein. Über neue Firmen freue ich mich natürlich. Aber wenn es nur eine Verlagerung ist, bringt es nichts. Wenn Wesemeyer von Ahrensburg nach Siek zieht, freut das die Sieker, und Ahrensburg guckt in die Röhre. Aber unterm Strich ist damit nichts gewonnen.

Abendblatt:

Sie sind beide Ahrensburger. Neben den Kastenlinden gibt es hier auch noch ein paar andere strittige Themen. Sind Sie für eine Bebauung des Erlenhofs?

Proske:

Wir sind für ein Neubaugebiet. Wir haben hier ein Bedarf an Wohnraum - besonders auch für kleine und mittlere Einkommen. Deswegen war es falsch, dass die Stadtverordneten gegen einen Rahmenplan votiert haben.

Abendblatt:

An diesem Punkt scheiden sich offenbar in Ahrensburg die Geister.

Koch:

Aber nicht zwischen uns. Baugrundstücke sind in Ahrensburg rar. Wir haben in der Vergangenheit am Ahrensburger Redder Baugebiete ausgewiesen, wir haben den Buchenweg ausgewiesen. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht. Leider hat es keine Mehrheit für den Erlenhof gegeben. Für Ahrensburg ist das tragisch. Wir müssen jetzt vier Millionen Euro auf den Tisch legen, um ein paar Wiesen zurückzukaufen, die dann offenbar auch Wiesen bleiben sollen.

Proske:

Ganz schön teure Wiesen.

Abendblatt:

Braucht Ahrensburg eine Nordtangente? Ist sie verkehrspolitisch sinnvoll?

Proske:

(schweigt)

Koch:

Na, nun nicht wackeln.

Proske

(lacht): Ich wusste nur nicht, ob ich zuerst antworten soll. Ich glaube, dass wir unterm Strich nicht um eine Entlastungsstraße zwischen der B 75 und dem Gewerbegebiet herumkommen. Wir müssen natürlich auf die Interessen der Anwohner im nördlichen Gartenholz Rücksicht nehmen. Vielleicht müssen wir mal einen Lautsprecher auf der Trasse aufstellen und damit den Lärm simulieren, damit die Leute sich vorstellen können, was da auf sie zukommt.

Koch:

Wir freuen uns ja, dass wir im Gartenholz den Haltepunkt der Bahn bekommen. Aber wenn der fertig ist, haben wir die paradoxe Situation, dass jeder, der zum Haltepunkt will, unten den großen Bogen fahren muss und dann durch den ganzen Kornkamp wieder hoch. Das kann so nicht richtig sein. Wir brauchen die Nordtangente, wenn wir hier Firmen ansiedeln wollen.

Abendblatt:

Zum Schluss haben wir noch einen Sparvorschlag für Ahrensburg, bei dem sie mitwirken müssten. Die Linden in der Großen Straße müssen ja regelmäßig beschnitten werden. Das kostet viel Geld. Wir haben gelesen, dass sie beide Gartenarbeit schätzen. Wenn sie ehrenamtlich eine Linde beschneiden würden - wie würde die Koch-Linde, wie würde die Proske-Linde aussehen?

Proske:

Die Proske-Linde würde wahrscheinlich meine Frau schneiden, denn meine Frau ist bei uns zuständig für den Heckenschnitt. In unserem Garten gibt es runde Buchsbäume, es gibt eckige Buchsbäume - es ist eigentlich alles vorhanden.

Koch:

Ich finde gerade erst Gefallen an der Gartenarbeit. In unserem jungen Garten gibt es noch nicht so viel zu beschneiden. Ich kann nur davon abraten, mich einen Baum beschneiden zu lassen. Es soll ja auch schön aussehen.