CDU-Politiker will vor allem die Finanzen der Stadt unter Kontrolle behalten und einen Neuanfang in der Verwaltung ermöglichen.

Ahrensburg. Er wirkt wie der nette Kumpel-Typ von nebenan. Dem man auf der Straße auf die Schulter klopft. Mit dem man über Urlaub und Familie plaudert. Genau das trägt vermutlich dazu bei, dass der CDU-Bürgermeisterkandidat Jörn Schade für viele Ahrensburger als ein bürgernaher Politiker gilt. "Ich rechne mir sehr gute Chancen aus", sagt Schade, der den Jutebeutel der Leder-Aktentasche vorzieht. Er klingt nicht überheblich, wenn er das sagt, sondern ehrlich. Ehrlich überzeugt.

Seine Antworten sucht der Mann im grauen Anzug und dem leger weißen Poloshirt mit Bedacht aus. Besonders vorsichtig wird Jörn Schade mit seinen Äußerungen, wenn es um seine Konkurrenten Thomas Reich, Michael Sarach und Klaus Schädel geht. "Wir haben ein unverkrampftes und natürliches Verhältnis", sagt der Diplom-Verwaltungswirt. Man tausche sich allgemein aus, spreche nicht über Privates, aber über Themen des Wahlkampfes. Und was hält er von den drei Herren, die ebenfalls um den Einzug ins Rathaus kämpfen? "Ich äußere mich nicht zu meinen Mitbewerbern", erwidert Schade knapp. "Grundsätzlich nicht." Seinem ernsten, leicht nervösen Blick ist anzusehen, dass ihm das Thema unbehaglich ist. Er wolle dazu nichts sagen, "weil man in dieser Wettbewerbssituation nicht objektiv ist." Jörn Schade: "Das sollte man den Wählern überlassen." Der Polizeibeamte ist ein Freund der Diplomatie. Selbst bei der Frage, was er besser könne als seine Mitbewerber, hält er sich bedeckt. "Die Antwort darauf wäre ja schon eine Bewertung der anderen", sagt der 47-Jährige, lächelt und nimmt einen Schluck Kaffee. Er könne die Befähigung seiner Mitbewerber nur begrenzt beurteilen. "Insofern kann ich schlecht sagen, was ich besser machen würde. Ich kann nur sagen, was ich als Bürgermeister machen würde."

Als Erstes würde er beispielsweise der Politik vorschlagen, Prioritäten bei den Investitionen festzulegen. "Die kommenden Jahre werden nicht die Jahre sein, in denen wir das Füllhorn ausschütten können - sondern die, in denen wir die Finanzen unter Kontrolle behalten müssen." Jedes Jahr müsse neu gefragt werden, "was ist wirklich wichtig?" Das Stichwort sei "Zero-Budgeting". Konzentration auf das Wesentliche. Oberste Priorität hätten alle Investitionen, die Bildung und soziale Einrichtungen beträfen. Dazu gehörten das Peter-Rantzau-Haus, Schulen, Kitas und Horte. Und notwendige Infrastruktur: "Alles, was danach kommt, ist für mich ein Stück Luxus", sagt Schade. "Zum Beispiel die Umgestaltung des Schlossparks."

Regelmäßige Bürgersprechstunden und kontinuierlicher Kontakt zu Unternehmen zählen ebenfalls zu seinen Zielen. "Das fehlt. Die Firmen empfinden es als Manko, dass die Stadt immer nur Kontakt aufnimmt, wenn etwas anliegt." Und was würde ihn noch zu einem guten Verwaltungschef machen? "Ich kenne mich sehr gut aus in Ahrensburg", sagt Jörn Schade. Und er sei nah dran an den Problemen. "Da ich in den vergangenen Jahren mit fast allen Vereinen, Verbänden und Personen, die sich in der Stadt engagieren, gesprochen habe, kann ich die Situation vernünftig einschätzen." Mit ihm als Bürgermeister sei in der Verwaltung ein Neuanfang möglich. "Ein Neuanfang mit der Politik. Denn nur das hat nachhaltig Aussicht auf Erfolg, wenn es darum geht, Vertrauen zurück zu gewinnen."

Diese Ansicht teilen nicht alle. Was sagt er zu den Vorwürfen, dass er nicht geeignet sei, die Kommunikationsprobleme zwischen Verwaltung und Politik zu lösen, da er Teil des Systems sei? Schade: "Ich glaube, es ist sogar ein Vorteil. Weil ich die Personen, die Probleme und Befindlichkeiten kenne. Zudem benötige ich keine Einarbeitungszeit." Die Themen, die Ahrensburg seit Jahren bewegen, seien ihm bekannt. Zum Beispiel Erlenhof. "Meine Meinung ist bekannt", sagt er. Ein absolutes Nein zu vertreten, sei in der Politik generell dumm. "Aber warum müssen wir das gesamte Stadtgebiet überplanen und vollendete Tatsachen schaffen? Ich halte das nicht für zwingend erforderlich." Zudem müsse auch andere Baugebiete geprüft werden. "Und die Kosten abwägen", sagt Schade. "Fest steht: Mit der Bebauung des Erlenhofs würde sich Ahrensburg grundlegend verändern - nicht sofort, aber bis 2020 definitiv." Beim Thema Erlenhof sei immens viel Vertrauen verspielt worden. Er runzelt die Stirn und sagt: "Es ist versucht worden, die Politik gegeneinander auszuspielen. Wer so agiert, wer Konflikte schürt, um sein eigenes Süppchen zu kochen, der wird Ahrensburg nicht weiterbringen."

Jörn Schade will die Stadt "fit machen für das laufende Jahrtausend", wie er sagt. Dabei spiele auch die demografische Entwicklung eine wichtige Rolle.

"Als Kommune sollte man Mehrgenerationenmodelle fördern. Ebenso wie energetische Maßnahmen im Bereich privater Häuser, um einen Anreiz zu schaffen, Energie zu sparen."

Und wie stellt er sich die Zukunft der Bäume an der Großen Straße vor? "Ich habe immer gesagt, dass ich für eine natürliche Baumform bin. Ich vermute, dass sehen die meisten Ahrensburger so." Jörn Schade sagt: "Ein Baum soll aussehen wie ein Baum - so, wie der liebe Gott ihn erschaffen hat." Ein anderes Thema, das bei den Bürgern für Gesprächsstoff gesorgt hat, ist das CCA. Hat Jörn Schade dort schon eingekauft? "Ich hatte noch keine Zeit dafür." Der zweifache Vater schmunzelt, fügt hinzu: "Aber ich weiß, dass meine Tochter begeistert ist vom CCA."

Seine Miene nimmt wieder ernste Züge an, wenn er gefragt wird, ob es ein schmutziger Wahlkampf wird. "Ich habe nicht den Eindruck, dass der Wahlkampf bösartig wird", sagt Schade. "Die Personen, die antreten, sind ein Garant, dass es ein sachlicher Wahlkampf wird." Er finde es auch gut, dass die Bürger zwischen vier Kandidaten auswählen könnten. Schafft er es trotzdem, im ersten Wahlgang 50 Prozent der Stimmen zu bekommen? "Das ist sicherlich schwer." Schade überlegt kurz und sagt: "Aber ausgeschlossen ist es nicht."