Wir stellen die Bürgermeisterkandidaten vor. Heute: Michael Sarach. Der 56-jährige Diplom-Finanzwirt wird von SPD und FDP unterstützt.

Ahrensburg. Die gescheitelte Frisur sitzt. Ebenso wie die blau-gold gestreifte Krawatte. Bürgermeisterkandidat Michael Sarach, unterstützt von SPD und FDP, versteht es, sich zu präsentieren. Mit Worten umzugehen. Er bezieht deutlich Position, pflegt dabei aber nordische Höflichkeit. An Wucht verlieren seine Botschaften ("Ich traue den anderen Kandidaten nicht zu, die Verwaltung in der Qualität zu leiten wie ich. Ich möchte keinen schmutzigen Wahlkampf führen, aber ich kann mich auch wehren.") nicht. Aussagen, die sitzen. Die zeigen, dass Schluss ist mit dem Kuschelkurs unter den Bewerbern für das Amt des Verwaltungschefs.

Michael Sarach wirkt entspannt. Sortiert. So wie seine handschriftlichen Notizen, die vor ihm liegen. "Es ist interessant, dass jeder der Mitbewerber versichert hat, einen sauberen und fairen Wahlkampf führen zu wollen", sagt er. Der Diplom-Finanzwirt lächelt und gibt zwei Löffel weißen Zucker in seinen Kaffee. "Aber ich befürchte, es wird ein schmutziger. Da niemand an meiner fachlichen Kompetenz ernsthaft zweifeln kann, wird man versuchen, Nebenkriegsschauplätze zu finden." Schon damals in Rotenburg/Wümme seien plötzlich Dinge aufgefahren worden, die unter der Gürtellinie gewesen seien. In dem niedersächsischen Städtchen war Sarach 2001 fast der Sprung ins Bürgermeisteramt gelungen: Er schaffte es in die Stichwahl, in der er nur knapp dem CDU-Lokalmatador unterlag.

Böse Zungen behaupten, dass es dem 56-Jährigen egal sei, wo er Bürgermeister wird. Hauptsache, er wird es. Nun versuche er sein Glück in Ahrensburg.

Wie geht Michael Sarach mit solchen Vorwürfen um? "Wenn man mich googelt, findet man zwar auch noch andere Sachen, aber als Kandidat bin ich nur ein einziges Mal angetreten." Ansonsten habe es nur Gespräche und parteiinterne Verfahren gegeben.

Seine Chancen, dass er dieses Mal den Einzug ins Rathaus schafft, schätzt er positiv ein. Sein Tipp: Eine Stichwahl. "Mir ist es gelungen, SPD und FDP für mich zu gewinnen", sagt Sarach, "davon erhoffe ich mir, dass mir auch die Wähler dieser Parteien ihre Stimme geben." Und mit wem sieht er sich in der Stichwahl? Sarach schmunzelt und sagt: "Wie hat Uwe Seeler gesagt: 'Ich spiel da, wo mich der Trainer aufstellt - und ich nehme den Gegner so wie er kommt'." Dass Herr Schädel der Gegner wird, glaube er nicht. Und dass er ein besserer Bürgermeister wäre als Thomas Reich und Jörn Schade - davon ist der Mann in dem karierten Sakko ebenfalls überzeugt. Reich sei ein erfahrener Verwaltungsjurist und in seinem Fachbereich hervorragend. "Aber er ist bisher nicht besonders aufgefallen, was politische Aktivitäten angeht", sagt Sarach und nippt an seinem Kaffee. "Wenn jemand 25 Jahre lang spitzenmäßig Autos verkauft, dann heißt das aber noch lange nicht, dass er ein Autohaus mit Werkstatt und kaufmännischen Bereich leiten kann."

Klare Worte. Auch mit seiner Meinung zum CDU-Kandidaten Schade hält er nicht hinterm Berg. "Hätte man das Stadtentwicklungskonzept früher entwickeln können, hätte man auch Strategien gehabt, die jetzt dafür sorgen könnten, dass Ahrensburg sehr viel intensiver in Gesprächen wäre." Etwa, was die Entwicklung von gewerblichen und Dienstleistungs-Standorten angehe. Aber es sei vieles verschoben worden. "Herr Schade hat als ehemaliger Vorsitzender des Bauausschusses wesentlich dazu beigetragen", kritisiert Sarach. Auch beim Thema Erlenhof habe Schade "Verantwortung der Politik in die Verwaltung" geschoben. "Das ist eine Taktik, die Herr Schade sehr intensiv verfolgt hat." Und wie steht der Mann aus dem Schweriner Innenministerium zur Bebauung des Erlenhofs? "Allein mit Innenverdichtung kann der mittel- und langfristige Wohnraumbedarf nicht befriedigt werden", sagt Sarach. Die Erschließung von Neubaugebieten sei unumgänglich.

Klartext zu reden und Position zu beziehen, für Michael Sarach ist das eine Selbstverständlichkeit. Auch wenn das nicht allen gefallen werde. "Das ist normal", sagt der Bürgermeisterkandidat, der mit dem Slogan "Aufgeschlossen. Sachkundig. Zielstrebig" für sich wirbt. "Sobald man sich positioniert, bekommt man Bestätigung und Ablehnung." Und welche Position vertritt er beim Thema Baumschnitt an der Großen Straße? "Mir gefallen die Kastenlinden. Aber das müssen die Bürger entscheiden."

Die Bewohner der Stadt an der Stadtentwicklung beteiligen, Transparenz schaffen - für den Diplom-Finanzwirt wichtige Anliegen. "Ich würde die Ahrensburger etwa über ein Rathaus-Journal informieren. So erreicht man die Bürger: Sie müssen nur den Briefkasten öffnen", sagt Sarach, der Verwaltung als "ein Dienstleistungsunternehmen für die Bürger, ihre Vereine, für Wirtschaft und Politik" versteht.

Und welche Projekte würde Michael Sarach als Erstes verwirklichen? "Das Stadtentwicklungskonzept ist für mich der zentrale Dreh- und Angelpunkt. Es ummantelt alles." Deshalb würde er alles tun, um es schnellstmöglich voranzutreiben. "Ein wichtiger Teil des Konzepts ist die Nordanbindung", sagt Sarach, der sich auch für einen Mehrgenerationenpark und die Gestaltung des Rathausplatzes einsetzen will. "Die Stadt braucht eine optimale Anbindung an die Autobahn." Gerade mit der Ostseequerung sei die Anbindung an die Gewerbegebiete sehr wichtig. "Priorität hat für mich auch die Modernisierung der Verwaltung weiter zu führen."

Die fachliche Führung der Verwaltung stehe bei ihm außer Frage. "Ich bin ein ausgewiesener Spezialist", sagt er. Selbstbewusstsein spiegelt sich in seinen blauen Augen wider. Er bezweifle, dass jemand die Kommunikationsstörungen in der Stadt lösen könne, der selbst Teil des Systems sei. "So angespannt, wie das Klima in Ahrensburg ist, kann nur ein externer Moderator die Wogen glätten. "Und meine Stärke ist die Kommunikation. Ich verstehe so viel von Verwaltung, dass ich einen reibungslosen Übergang gewährleisten kann und den Kopf frei habe, um mich um diese Dinge zu kümmern." Das wolle er "mit einer Mischung aus eigener Persönlichkeit, Lebens- und Berufserfahrung angehen. "Ich bin gestanden genug, um Sicherheit und Halt zu geben." Es klingt wie ein Versprechen als Michael Sarach sagt: "Ich stehe für alles gerade."

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