Das Zentrallager des Discounters wächst jetzt Stunde um Stunde. 80 Bauarbeiter machen es möglich.

Siek. Wie ein Raumschiff liegt es da, das Lidl-Lager in Siek. Der erste Eindruck: Hier hat jemand eine Bruchlandung hingelegt, hat das 280 Meter lange und 125 Meter breite Monstrum gerade noch neben der Autobahn, gerade noch hinter dem Lärmschutzwall auf den Acker gesetzt. Wobei der vordere Teil des Flugobjekts ordentlich Schaden genommen hat - nur das Stützgerippe steht noch.

In Wirklichkeit verhält es sich genau andersherum. Die Bauweise des neuen Zentrallagers des Discounters Lidl bringt es mit sich, dass auf der einen Seite des lang gestreckten Gebäudes schon der Innenausbau beginnt, sogar schon die Fassadenelemente vor die Betonwände gehängt werden, während am anderen Ende noch nicht einmal die Pfeiler stehen, die später die Wände halten werden.

Es ist das Lego-Prinzip. Stück für Stück wird aus 1300 Einzelteilen ein Haus zusammengebastelt. 1300 Teile: Das ist für einen geübten Lego-Fan eigentlich kein Problem. Aber wenn die Einzelteile keine Noppen haben, rund 15 Tonnen schwer oder bis zu 24 Meter lang sind, dann kann es doch schon schwierig werden. Aber es gibt Hilfe. "Jedes Teil hat einen Aufkleber, der uns genau sagt, wo es hingehört", sagt Andreas Meyer, Projektleiter der Firma Max Bögl, die das Lager im Gewerbegebiet Jacobsrade baut. Der 41-Jährige ist seit Juni der Chef auf der Riesenbaustelle. Er hat sich in einem Sieker Hotel einquartiert. Viele der derzeit etwa 80 Arbeiter sind wie Meyer "Arbeitsnomaden" - sie ziehen von Baustelle zu Baustelle.

Von ihrer Sorgfalt hängt es ab, ob das Sieker Lager am 1. Februar die ersten Waren ausliefern kann. So ist es geplant. Und: "Es sieht so aus, als würden wir es schaffen", sagt Frank Scheithauer, Geschäftsführer von Lidl in Wenzendorf. Dort steht schon ein Zentrallager. Scheithauer hat das Sieker Bauvorhaben vorerst unter seinen Fittiche genommen. Wer das Lager später leiten wird, steht aber bereits fest. Ulrich Born (42) macht sich gerade in Wenzendorf fit für die Aufgabe. Alle Häuser sind gleich aufgebaut. Vorn der Bereich für die Non-Food-Artikel - das ist in Siek der Abschnitt, der noch keine Wände hat. Dann die "Schnelldreher"-Abteilung. "Da wird alles gelagert, was in den Filialen jeden Tag in großen Mengen gebraucht wird, zum Beispiel H-Milch", sagt Born. Dann das Hochregallager, wo das Gros der 1500 Artikel unterkommen wird. Dann das Kühllager mit dem Tiefkühlbereich. In Siek sind Arbeiter dort gerade dabei, die Dämmung zu verlegen. Sie sind schon fast fertig. Der grünlich schimmernde Dämmstoff bedeckt Fußboden, Wände und die Decke - und vermittelt das Gefühl, man stünde in einer Gummizelle mit gewaltigen Ausmaßen.

Während hier bald die Regale aufgestellt werden können, wird an anderer Stelle das nächste Wandelement angeliefert. Torben Sonnenschein bringt das 14,7 Tonnen schwere Teil. Es kommt - wie alle Teile für das Lidl-Lager - aus einem Werk der Firma Bögl in der Nähe von Hannover. Sonnenschein fährt einen Lastwagen, der sich selbst entladen kann. Ein Kran wird nicht gebraucht. Das Wandelement steht auf einer Palette, die bis auf den Boden abgesenkt werden kann.

Dennoch dominieren Kräne die Baustelle. Denn jedes Einzelteil muss irgendwo hingehoben werden. Allein drei Spezialkräne, jeder rund eine Million Euro teuer, sind im Einsatz. Sie haben Raupen und können - anders als andere Kräne - nicht nur heben, sondern auch transportieren, also mit der Last am Haken fahren. "Der kann 100 Tonnen tragen", sagt Kranführer Frank Hofmann. Rund zehn Minuten braucht er, um das Wandelement zwischen die Stützen zu schieben - eins von 1300 Teilen des "Lego-Lidl-Lagers".