In dem Ort leben rund 380 Kinder von Hartz IV. Der Togohof käme als Standort in Frage. Doch in dem Haus hat die Stadt obdachlose Menschen untergebracht.

Glinde. Der "Blaue Elefant" will nach Glinde: Der Kreisverband Stormarn des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) möchte nach den Kinderhäusern in Bargteheide, Bad Oldesloe und Ahrensburg ein weiteres Haus mit diesem Namen eröffnen. Am Freitag ging der entsprechende Antrag bei der Stadt ein.

Zuvor hatte bereits die Glinder SPD einen Antrag im Sozialausschuss gestellt, der nach heftigen Diskussionen in der Stadtvertretersitzung landete. Das Hauptproblem: Das vorgeschlagene Gebäude, der Togohof, den die Stadt zur Verfügung stellen soll, dient momentan als Unterkunft für acht Obdachlose. "Für diese Menschen ist bisher kein alternativer Standort gefunden worden", sagt Bürgermeister Uwe Rehders. Nachdem er deswegen angekündigt hatte, von seinem Vetorecht Gebrauch zu machen, ging der Antrag zurück in den Sozialausschuss.

"Jetzt haben wir selbst einen offiziellen Antrag gestellt", sagt Ingo Loeding, Geschäftsführer des DKSB Stormarn. Der Kinderschutzbund will unbedingt nach Glinde. "Wir sind überzeugt, dass hier ein Bedarf besteht. Glinde ist ein großer Schulstandort und hat eine relativ hohe Armutsquote", sagt Loeding. Laut einer Studie von 2007 gebe es in der Stadt 2562 Kinder, etwa 15 Prozent lebten von Hartz IV. Loeding: "In Bargteheide sind es nur 8,8 Prozent."

Zu den geplanten Angeboten in Glinde gehören unter anderem Beratung bei Erziehungsproblemen, Familienbetreuung, Einzel- und Gruppenangebote für Kinder sowie Selbsthilfegruppen. Loeding: "Ein Fahrdienst soll es auch Familien aus den umliegenden Gemeinden ermöglichen, die Angebote in Glinde zu nutzen."

In dem Kinderhaus sollen zudem zehn Betreuungsplätze für sechs- bis 13-jährige Schulkinder angeboten werden. 16 solcher Plätze gibt es allerdings in Glinde schon - in einem Kinderhaus im Stadtteil Wiesenfeld, das die Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit (SVS) betreibt. Dort werden die Pläne des DKSB mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

"Die zusätzlichen Angebote sind sicher sehr sinnvoll", sagt Matthias Richter, Leiter des SVS-Kinderhauses, in dem zwölf Mitarbeiter angestellt sind. "Aber Betreuungsplätze bieten wir schon an." Er sehe zwar auch einen höheren Bedarf. "Weitere Plätze würden wir aber gerne bei uns ansiedeln, die räumlichen und personellen Möglichkeiten sind vorhanden."

Ingo Loeding sagt dazu: "Ich sehe das nicht als Konkurrenz. Wir haben ein völlig anderes Konzept." Zudem favorisiere er für sein Haus eine zentrale Lage. Das SVS-Haus liegt am Stadtrand.

Doch gerade der Standort ist der entscheidende Streitpunkt in der Diskussion. Der Togohof sei optimal geeignet, sagt Loeding. "Er ist nah am Zentrum, so dass Einkaufsmöglichkeiten und Schulen gut zu erreichen sind, liegt aber gleichzeitig ruhig und geschützt." Zudem sei das Gebäude mit etwa 250 Quadratmetern ausreichend groß und brandschutztechnisch gut ausgerüstet.

Deshalb hatte die SPD in der Stadtvertretersitzung am 16. Juli beantragt, den Togohof "unverzüglich dem KSB Stormarn e. V. zur Miete zu überlassen". Doch der Bürgermeister wollte den Antrag nicht durchgehen lassen, solange die Frage einer alternativen Obdachlosenunterkunft nicht geklärt war.

"Die Stadt begrüßt das Engagement des Kinderschutzbundes. Der Togohof ist dabei aber immer noch das ungelöste Problem", sagt Rehders. Da die Stadt kaum andere Gebäude habe, müsste wohl ein Haus gebaut oder angemietet werden. Die finanziellen Möglichkeiten seien jedoch gering. Rehders: "Die Finanzkrise hat uns voll getroffen."

Das ist auch dem SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Frank Lauterbach bekannt. Dennoch sagt er: "Wir werden an unserem Antrag festhalten. Die CDU haben wir mit im Boot. Dass der Kinderschutzbund mit seinen Kinderhäusern gute Arbeit macht, ist in Stormarn weithin bekannt." Glinde könne durchaus zwei Kinderhäuser vertragen. Lauterbach empfiehlt, das Thema möglichst sachlich anzugehen. "Das Veto des Bürgermeisters habe ich da als wenig konstruktiv empfunden."

Das Konzept des DKSB für Glinde sieht laut Loeding vor, "Hilfen aus einer Hand unter einem Dach" anzubieten. Grundbedingung: Die Kommune muss für das Kinderhaus kostenfrei ein Gebäude zur Verfügung stellen. So wie es in Bargteheide, Bad Oldesloe und Ahrensburg bereits geschehen ist. "Das Argument, es fehle das Geld, akzeptiere ich nicht", sagte Loeding. "Nicht, so lange Kinder leiden."

Der DKSB werde auch selber einiges investieren. "Es geht um Eigenmittel in sechsstelliger Höhe, dazu 20 000 Euro für ein zweites Spielmobil, das schon bereit steht." Die Leitung des Kinderhauses, in dem vier bis sechs Angestellte beschäftigt werden sollten, solle Frauke Worbs übernehmen, die derzeitige Leiterin des Ahrensburger Kinderhauses.

Das Konzept für ein Kinderhaus in Glinde ist vorbereitet, einzig unter dem Punkt "Räumliche Möglichkeiten" steht noch: "Für die Arbeit des Kinderhauses Blauer Elefant in Glinde steht ein Gebäude mit XX Räumen zur Verfügung." Der Antrag des DKSB wird wohl bei der Sitzung des Sozialausschusses am 15. September behandelt. "Wir stehen in den Startlöchern", sagt Loeding. "Es steht und fällt mit den Räumlichkeiten."