Bisher wurde die Babyklappe nicht genutzt. Doch das Krankenhaus ist jederzeit vorbereitet. Der Chefarzt sagt, weshalb das Angebot so wichtig ist.

Reinbek. Eine ruhige Ecke an der Rückseite des Reinbeker Krankenhauses. Hier hat das St. Adolf-Stift vor gut einem Jahr eine Babyklappe eingerichtet. Rund um den Hintereingang stehen hohe Bäume, davor die Kehre einer Zufahrt, die von der Hamburger Straße hierher führt. "Mütter können an dieser Stelle unbeobachtet ihr Kind abgeben", sagt Knut Schirrmacher, Chefarzt der Frauenklinik. Eine Trennwand aus milchigem Glas mit der Aufschrift "Babyklappe" verdeckt zudem den Blick auf die dahinter liegende Metallklappe in der Hauswand.

Bisher ist in Reinbek kein Kind abgegeben worden. Es ist jedoch alles Notwendige für diesen Fall vorbereitet. "Drei bis vier Minuten, nachdem die Klappe wieder geschlossen wurde, geht ein Alarm los", erklärt Schirrmacher. Die Mutter hat so genug Zeit, den Ort zu verlassen. Gleichzeitig springt im Schwesternzimmer der Frauenklinik im zweiten Stock ein Monitor an und überträgt Videobilder von dem Kind. Die Kamera ist innen über der Klappe, die in einen kleinen Raum führt, angebracht und filmt nur den Säugling, nicht die Mutter. Daneben leuchtet ein Digitalanzeige: 22,8 Grad warm ist es hinter der Klappe, die Temperatur wird ständig überwacht. Ein dicker gelber Vorhang verdeckt den Blick auf die Öffnung in der Wand. In einem Babybettchen auf Rollen wird ein abgegebenes Kind sofort nach oben ins Kinderzimmer gebracht werden. Nachdem es vom Kinderarzt des Krankenhauses untersucht worden ist, werden die vorläufigen Pflegeeltern benachrichtig.

"Wir haben acht Familien, die alle bereits Erfahrung mit Kindern haben und ein Baby betreuen würden", sagt Schirrmacher. Mit der Übergabe des Säuglings ist die Aufgabe des St. Adolph-Stifts erledigt. Das Kind bleibt bis zu acht Tage bei den Pflegeeltern, danach wird es vom Jugendamt in eine Pflegefamilie oder an Adoptiveltern vermittelt. Vormund für das Kind sei von Anfang an das Jugendamt. Die leibliche Mutter könne ihre Entscheidung jedoch überdenken. Schirrmacher: "Sie hat nach der Abgabe acht Wochen Zeit, um sich zu melden." Auf dieses Recht wird sie in einem Informationsbrief hingewiesen, der in der Klappe bereitliegt. "Darin steht auch, wo sich die Mutter weitere Hilfe holen kann", sagt Schirrmacher. Zudem sei eine Art Puzzleteil enthalten, das später - zusammen mit dem Gegenstück aus der Klappe - beweisen könne, dass die Besitzerin des Abschnitts tatsächlich ein Baby abgegeben hat.

Der Impuls, eine Babyklappe in Reinbek einzurichten, kam von den Gleichstellungsbeauftragten aus Glinde und Reinbek. "Anfangs waren wir skeptisch", sagt Schirrmacher. Aber nach einer gründlichen rechtlichen Prüfung und nach Abstimmung mit den Jugendämtern in Stormarn und im Kreis Herzogtum Lauenburg sei bald ein geeigneter Standort ausgesucht worden. Träger des Krankenhauses ist die Katholische Wohltätigkeitsanstalt zur heiligen Elisabeth. Die hatte bereits in Halle und Dresden Babyklappen eingerichtet.

"Die Tradition, Neugeborene, für die man nicht sorgen kann, an der Klostertür abzugeben, war früher in Europa verbreitet", sagt Schirrmacher. Heute sei dies zum Beispiel noch in Korea üblich.

Bei Info-Abenden, im Internet und in Broschüren macht er die Einrichtung bekannt. "Jede Mutter sollte über diese Möglichkeit Bescheid wissen." Die Babyklappe wurde im Juni 2008 eröffnet. Eine Arbeitsgruppe, der Ordensschwestern, Geistliche, Ärzte, Hebammen, Krankenschwestern und das Direktorium des Krankenhauses angehörten, hatte das Projekt in dreijähriger Arbeit organisiert.