Die Erbpachtverträge laufen noch bis mindestens 2028. Doch schon jetzt wird an einem B-Plan für die großen Grundstücke gearbeitet.

Grönwohld/Stormarn. Die Alte Siedlung ist ein idyllisches Fleckchen in Grönwohld. In den rund 2000 Quadratmeter großen, gepflegten Gärten blühen Blumen, plätschern Teiche, wachsen Kartoffeln und Salat, gackern Hühner. Doch seit die Kirche die Aufstellung eines Bebauungsplans beantragt hat, ist es mit dem Frieden in der Sackgasse vorbei. 20 Jahre vor Ablauf der Erbpachtverträge plant die Kirche 14 Doppelhäuser in den Gärten. Die Anwohner haben eine Interessengemeinschaft gegründet, um sich zu wehren. Sprecher Gerhard Lerch sagt: "Wir stellen nicht grundsätzlich eine Verdichtung in Frage. Aber die Art und Weise, wie die Kirchengemeinde mit uns spielt, werden wir nicht hinnehmen."

Anfang der 50er-Jahre hatte die Kirche das etwa drei Hektar große Gelände zwischen Bahnhofstraße und Naturschutzgebiet als günstiges Bauland über Erbbauverträge zumeist an Flüchtlinge vergeben. Die Grundstücke waren bewusst groß gehalten, damit die Menschen Obst und Gemüse anbauen konnten. 2028 endet für die ersten Grundstücke die Erbbaupacht. Doch schon vor drei Jahren machte die Kirchengemeinde Lütjensee den 18 Familien in der Siedlung ein überraschendes Angebot. "Für 136 000 Euro hätten wir unsere Gärten kaufen können. 140 Euro für jeden der 800 Quadratmeter Bauland plus 20 Euro für den Quadratmeter Garten", sagt Gerhard Lerch. Monate später habe es eine Info-Veranstaltung gegeben. Erst da sei den Anwohnern klar geworden, dass die Kirchengemeinde bei der Amtsverwaltung in Trittau die Aufstellung eines Bebauungsplans bereits beantragt hatte. Als drei Hausbesitzer daraufhin das Angebot der Kirche annehmen wollten, machte diese einen Rückzieher: Die Verkaufsangebote seien nicht mehr gültig. "Das war ein reines Scheinangebot", meint Lerch.

Jens-Peter und Petra Fritz ergriffen selbst die Initiative. Sie ließen ihr Grundstück schätzen, unterbreiten anschließend drei Kaufangebote. Erst als sich Gerhard Lerch und der Grönwohlder Bürgermeister einschalteten, sei eine Reaktion gekommen. Für 185 000 Euro - das sind 59 000 Euro mehr als vom Gutachter ermittelt - kaufte das Ehepaar das Grundstück.

Unterdessen geht der Ärger weiter. Gerhard Lerch, der vom Kirchenvorstand zum Beauftragten für Erbbauangelegenheiten in der Siedlung ernannt worden war, wird von Pastorin Britta Sandler per Telefon des Amtes enthoben. Lerch: "Für die Vermittlerrolle war ich eigens wieder in die Kirche eingetreten."

In Einzelgesprächen versuche die Kirchengemeinde jetzt, die Anwohner zum Verkauf zu bewegen. "Immer ist ein Makler dabei", sagt Gerhard Lerch. Das Vorgehen sei "unredlich".

Die Gemeinde lässt das B-Plan-Verfahren ruhen. "Der Antrag ist zurückgestellt, bis es zwischen der Kirche und den Anwohnern eine einvernehmliche Lösung gibt", sagt der stellvertretende Bürgermeister Josef Ryll. Bei der Aufstellung des Plans werde man auf jeden Fall die Öffentlichkeit beteiligen. Die Kirche habe gerade dies mit dem Antrag auf ein "beschleunigtes Verfahren" verhindern wollen.

Matthias Hoffmann, Leiter des Verwaltungszentrums des Kirchenkreises Hamburg-Ost, kann die Empörung zwar nachvollziehen, widerspricht aber der Darstellung der Anwohner. "Wir werden die Verträge einhalten", sagt er, "außer wenn beide Seiten eine andere Einigung finden." Es gebe auch Bewohner, die ganz ruhig mit der Kirche in Verhandlungen träten. Hoffmann: "Dann muss man schauen, ob man sich auf einen Preis einigen kann.