“Wir sind davon überzeugt, dass die Politik nicht in der Lage sein wird, die ambulante Versorgung in ihrer Qualität zu erhalten.“

Ahrensburg/Großhansdorf. Erst vor ein paar Tagen haben mehr als 2000 Ärzte aus Schleswig-Holstein in Kiel gegen die Honorarreform protestiert und rund 60 000 "Gelbe Karten" als Denkzettel an das Gesundheitsministerium übergeben. Zwölf Medizinern aus Stormarn reicht das nicht. Sie haben jetzt eine Ärzte-Genossenschaft, das "Medizin-Netz-Stormarn" (MeNeSto), in Ahrensburg gegründet. Mitglied kann jeder niedergelassen Arzt, aber auch etwa jedes Krankenhaus werden.

"Die Zeit ist reif für eine Ärzte-Genossenschaft in unserer Region", sagt Vorstandsmitglied Dr. Dennis Wolter, Orthopäde aus Ahrensburg. "Wir sind davon überzeugt, dass die Politik nicht in der Lage sein wird, die ambulante, ärztliche Versorgung in ihrer jetzigen Qualität zu erhalten." Das "Medizin-Netz-Stormarn" wolle deshalb selbst Strukturen festigen, um die wohnortnahe Versorgung zu sichern. "Wir wollen die Lücken schließen, bevor sie aufreißen", sagt Marcus Jünemann, Internist aus Großhansdorf und MeNeSto-Initiator. Einzelpraxen seien nicht stark genug. Aber im Verbund könnten sie sich gegenseitig stärken. "Unser Ziel ist es, die Situation der Einzelpraxen zu stabilisieren."

Ein Problem sei, dass die Zahl der Patienten steige, die Ärzte immer älter würden und viele junge Mediziner nicht auf dem Land praktizieren wollten. "Die Genossenschaft könnte beispielsweise leer stehende Praxen übernehmen und einen Arzt einstellen", sagt Dennis Wolter. "Wir hoffen, dass unsere Genossenschaft für Ärzte attraktiv ist und sie viele begeistert. "Attraktiv deshalb, weil sie von Ärzten und nicht von Kaufleuten entwickelt wurde."

Eine weitere Idee des MeNeSto sei, dass sich Ärzte medizinische Geräte, etwa Ultraschall- oder Röntgengerät, teilen. Jünemann: "Doch dafür fehlen noch die Strukturen."

Der Allgemeinmediziner und MeNeSto-Aufsichtsrats-Vorsitzende Dr. Matthias Ogilvie nennt einen weiteren Grund für die Ärzte-Genossenschaft: "Die freiberuflich tätigen Ärzte sind in einem ungleichen Wettbewerb mit den betriebswirtschaftlich ausgelegten und finanzstarken Anbietern im Gesundheitswesen wie den Medizinischen Versorgungszentren. Denn mit Hausbesuchen oder dem Wechseln von Verbänden kann man kein Geld verdienen." Ein weiteres Ziel sei deshalb, die Vergütung der Ärzte in Stormarn zu verbessern. Dennis Wolter: "Wir können zum Beispiel versuchen, mit Krankenkassen Verträge abzuschließen." Die Genossenschaft wolle nicht nur Kooperationen innerhalb des Netzes fördern, sondern auch mit der Ärzte-Genossenschaft Schleswig-Holstein, der Kassenärztlichen Vereinigung, Patientenorganisationen und lokalen Ärzte-Netzen.