Mit seinem blau schillernden Gefieder, seinem orangefarbenen Bauch und dem langen, spitzen Schnabel ist der Eisvogel ein richtiges “Oh-wie-süß-Tier“, wie es Katharina Hocke (47) formuliert, die Umweltpädagogin des Vereins Jordsand in Ahrensburg.

Ahrensburg

Auch in diesem Jahr nistet wieder ein Pärchen auf dem Gelände des "Hauses der Natur". Anstelle der zwei extra errichteten Nistplätze wählten die beiden allerdings den Stumpf eines umgestürzten Baumes, um ihre Brut aufzuziehen. Wo genau sich das Nest befindet, wird nicht verraten, um Störungen durch zu neugierige Besucher zu verhindern. Mit Glück kann man die seltenen Vögel aber am Teich bei der Nahrungssuche beobachten.

In Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der Brutpärchen dank lokaler Naturschutzmaßnahmen wieder auf etwa 300 gesteigert. Der Bestand gilt als stabilisiert, wenn auch auf niedrigem Niveau. "Wegen seiner schönen Farben setzen sich die Menschen für den Erhalt des Eisvogelbestands ein", sagt Katharina Hocke, "als Sympathieträger schützt er daher das gesamte Gebiet, in dem er lebt, auch die weniger ansehnlichen Tiere".

Der populäre Vogel besitzt einen starken Symbolwert in Bezug auf Umweltschutz und steht für lebendige Flüsse und unbebaute Gewässer. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) kürten den Eisvogel zum Vogel des Jahres 2009, zum zweiten Mal nach 1973.

Mit der Wiederwahl soll mehr Aufmerksamkeit auf den Gewässerschutz gelenkt werden. Der auf Sicht tauchende Jäger benötigt nämlich klares, langsam fließendes oder stehendes Wasser mit einem reichen Angebot an Kleinfischen. Ufervegetationen dienen ihm als Versteck, von dort aus hält er nach Nahrung Ausschau. Seine Jagdmethode ist das Stoßtauchen. Wenn er eine mögliche Beute entdeckt, stürzt er sich kopfüber ins Wasser. Ein Versuch dauert nicht länger als drei Sekunden. In Überhängen oder Abbruchkanten an einem Wasserlauf picken sich die Eisvogelpärchen mit ihren Schnäbeln Niströhren.

Diesen Abbruchkanten sind auch die beiden künstlichen Nistplätze im Park des "Hauses der Natur" nachempfunden. Katharina Hocke hält es für möglich, dass in die an Gewässer angrenzenden Holzkästen noch Eisvogelpaare einziehen. "Im vergangenen Jahr hat ein Vogelpaar hier drei Bruten aufgezogen", so Hocke. Wenn ein großes Angebot an Futter und geeignete Nistmöglichkeiten vorhanden sind, siedelt der Eisvogel sogar an Wasserläufen mitten in Städten oder an belebten Parkteichen. "Am Klärteich des Ahrensburger Klärwerkes nisten zum Beispiel immer wieder Eisvogel-Paare, weil das Wasser klar ist und sie ungestört sind", erzählt die Umweltpädagogin. Weitere Orte, an denen man den seltenen Vogel beobachten könne, seien das Ahrensburger Tunneltal und die Aue. Auch am Großensee, dem Lütjensee und dem Naturschutzgebiet Höltigbaum nisten immer wieder Paare.

Bedroht ist der Lebensraum des Eisvogels vor allem durch Flussbegradigungen und Wasserverschmutzungen. "Steilkanten fallen durch Betonverkleidungen weg, die das Ufer sichern sollen", so Hocke. Die Haupttodesursache sei aber Futtermangel. "Dass sich der Bestand stabilisiert hat, ist Renaturierungsmaßnahmen zu verdanken. Zum Beispiel wird die Fließgeschwindigkeit von Flüssen reduziert, und Nisthilfen werden aufgestellt. Uferbewuchs wird weniger stark beschnitten, und teilweise bricht man sogar Betonufer wieder auf."

Wie viele Eisvögel es im Kreis Stormarn zur Zeit gibt, kann sie nicht genau sagen, da die Tiere nicht beringt und daher schwer zu zählen seien. Im gesamten Bundesland Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der Brutpaare seit 1995 von 150 auf heute 300 verdoppelt. Umweltminister Christian von Bötticher (CDU) kündigte an, dass der Vogel damit aus der Roten Liste der gefährdeten Tierarten entlassen werden könne.

Dass heißt natürlich nicht, dass weitere Renaturierungsmaßnahmen überflüssig werden. Seine Rolle als Symbolfigur des Naturschutzes wird der Eisvogel auch in Zukunft beibehalten.