Gurrend sitzen die Tauben auf ihren Plätzen im heimischen Stall, jede in ihrem eigenen Holzfach - wie in einem Setzkasten. Sie putzen mit den Schnäbeln ihr Gefieder und flattern von Zeit zu Zeit zu Boden, um ein paar Körner aufzupicken.

Barnitz

"Seit Kurzem dürfen sie wieder nach draußen zum Fliegen", sagt Jan-Niklas Vogt und betrachtet glücklich seine Brieftauben. Der 13-jährige besitzt rund 50 Tauben, die auch an Preisflügen teilnehmen. Er ist der Jüngste von 60 Mitgliedern der "Reisevereinigung der Brieftaubenzüchter Stormarns".

Die Brieftaubensaison 2009 ist eröffnet und die Vereinsmitglieder lassen ihre gefiederten Hochleistungssportler wieder in die Lüfte starten. Natürlich sind auch Jan-Niklas' Tauben dabei. Seit 2008 besitzt er eigene Tiere, die er von seinem Vater Hubert Vogt, der ebenfalls Brieftauben züchtet, übernommen hat. "Ich habe mich schon vorher sehr für das Hobby meines Vaters interessiert und ihm viel geholfen", sagt Jan-Niklas. Die Tauben müssen jeden Tag gefüttert werden und alle zwei Tage wird der Schlag gereinigt. "Das dauert schon immer so eineinhalb Stunden", erzählt der 13-jährige, "sauber mache ich natürlich nicht gerne, aber das gehört nun einmal dazu."

Seine Tauben kann er alle am Gefieder erkennen, Namen haben die Tiere allerdings nicht, sondern nur Nummern auf ihrem Fußring. Nummer 253 zum Beispiel siegte im vergangenen Jahr in der Kategorie der Jungtauben bei der Jugendmeisterschaft der Züchter. Mit einer anderen Taube gewann Jan-Niklas bei einem Wettflug eine Bronzemedaille. "Am besten ist der Moment, wenn die Tauben von einem langen Flug wieder nach Hause kommen", sagt der Hobby-Züchter aus Barnitz, der ansonsten in seiner Freizeit gerne Fußball spielt. Manchmal kommen einzelne Tauben auch nicht wieder: "2008 kehrte meine schnellste Taube nicht nach Hause zurück. Wahrscheinlich wurde sie von einem Raubvogel gefressen. Das war natürlich sehr traurig." Verloren gegangene Tauben können vom Finder an ihrem Fußring identifiziert werden.

Der Ring spielt auch bei den Wettflügen eine wichtige Rolle, da er einen Chip enthält, mit dessen Hilfe die Ankunftszeit in den Taubenschlägen auf die Sekunde genau festgestellt werden kann. Zu Beginn eines Wettflugs werden alle teilnehmenden Tauben in einem sogenannten Kabinenexpress zum Startort gebracht. Der Kabinenexpress ist ein Lastwagen mit Anhänger, der von den Züchtern der Kreise Stormarn, Segeberg und Herzogtum Lauenburg gemeinsam unterhalten wird. Das rund 500 000 Euro teure Fahrzeug kann 6500 Tauben unter modernsten Bedingungen transportieren. Die Entfernung bei den Wettbewerben wird während der Saison gesteigert und beginnt bei 200 Kilometern. Die längste Flugstrecke von Warschau aus ist 800 Kilometer lang.

Der Standort jedes Brieftaubenzüchters und der Startort der Tauben wird durch GPS ermittelt. Aus den Daten Entfernung und Flugdauer wird für jede Taube die Durchschnittsgeschwindigkeit berechnet. Diese bildet die Grundlage für die Platzierung bei Meisterschaften. "Mein Traum ist es, irgendwann bei der Deutschen Meisterschaft mitzumachen", sagt Jan-Niklas. Zum nächsten Wettflug geht es aber erst einmal nach Pils in Polen. Am Sonnabend, 6. Juni, starten die Vögel ihre 440 Kilometer lange Reise nach Barnitz. Alle Infos zu den Wettbeweben und die Ergebnisse gibt es im Internet.

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