Nur noch unterschiedlich farbige Deckel. Fraktionschef Joachim Wagner verspricht sich Kosteneinsparungen. FDP: “Verspäteter Aprilscherz.“

Bad Oldesloe

Am Anfang war die schwarze Mülltonne. Dann kam der gelbe Sack für verwertbaren Verpackungsmüll, wenig später die braune Biotonne für kompostierbaren Abfall. Und seit Kurzem komplettiert vor vielen Häusern nun auch noch eine blaue Tonne für Altpapier das farbenfrohe Müllbehälterquartett. Das wird der CDU-Kreistagsfraktion nun entschieden zu bunt. Sie hat für die nächste Sitzung des Umweltausschusses den Antrag gestellt, der Vielfarbigkeit ein Ende zu bereiten.

In dem Antrag heißt es knapp formuliert: "Die Abfallbehälter/Mülltonnen werden einheitlich auf Standardgrau umgestellt, und nur die Deckel werden andersfarbig entsprechend der Abfallfraktion (Restmüll, Bio, Papier) montiert." Als Begründung nennt die politische Fraktion CDU "erhebliche Kosteneinsparungen". Ihr Chef Joachim Wagner sagt: "Es dürfte deutlich billiger werden. Und diese Einsparungen müssten sich in der Gebührenkalkulation auch in deutlichen Vorteilen für die Bürger niederschlagen."

Ein weiteres Argument: Man wolle den Beschwerden vieler Bürger Rechnung tragen, die das bunte Erscheinungsbild in ihren Vorgärten kritisierten. Dazu sagt Fraktionschef Joachim Wagner: "Wir haben eine blaue, eine braune und eine graue Tonne, und dann kommt auch noch der gelbe Sack dazu. Das sieht nicht aus, das ist chaotisch."

Olaf Stötefalke, Sprecher der fürs "Behältermanagement" zuständigen Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH), sagt: "Wahrscheinlich würden einfarbige Tonnen tatsächlich zu Kosteneinsparungen führen." Beispiel: In Ahrensburg wird eine braune Biotonne zu einer Zeit benötigt, da nur blaue Papiertonnen vorrätig sind. Statt erst lange nach einem Gefäß in der passenden Farbe (und Größe) zu suchen und es womöglich von weither anfahren zu lassen, könnten die AWSH-Mitarbeiter auf einen Standardrumpf den passenden Deckel schrauben.

Allerdings hat die Sache einen Haken, sagt Stötefalke: "Wir haben ja schon farbige Tonnen gekauft." Und die, sofern sie nicht kaputt sind, in die Tonne zu treten - das komme gar nicht in Frage. "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das zu Einsparungen führen würde." Stötefalke schätzt, dass die gut 120 000 Mülltonnen, die sich in Stormarn im Umlauf befinden, einen Wert von etwa 2,5 Millionen Euro haben.

Die AWSH gehe allerdings gerade dazu über, Ersatz in Einheitsgrau zu beschaffen - so, wie es sich die Stormarner CDU wünscht. "Wir tauschen aber nur kaputte Tonnen aus", sagt Olaf Stötefalke und beziffert die Rate mit drei Prozent im Jahr. Demnach wären Stormarns Vorgärten im Jahr 2042 wieder einfarbig.

Das würde CDU-Fraktionschef Joachim Wagner zu lange dauern. "Wir wollen nun kein Geld verpulvern, um die Farbigkeit verschwinden zu lassen. Insofern ist ein sukzessiver Austausch richtig. Aber kontingentiert. Jedes Jahr ein paar Bezirke."

Während SPD-Fraktionschef Reinhard Mendel meint, so eine Aktion sei vertretbar, sofern sie sich denn rechne, spricht Hedda Bluschke (FDP) von einem "verspäteten Aprilscherz". Ihren Worten zufolge haben bunte Mülltonnen eine psychologische Wirkung. Bluschke: "Mit einer grauen Tonne assoziiere ich, dass da alles unsortiert reingeworfen wird. Wenn wir Abfall heute als Produkt begreifen, dann gehört Farbe unbedingt dazu."

Die Umweltausschusssitzung beginnt am Dienstag, 2. Juni, um 18 Uhr im Sozialgebäude der E.on Energy from Waste Stapelfeld GmbH (Ahrensburger Weg 4), besser bekannt als Müllverbrennungsanlage. Schon ab 16.30 Uhr besichtigen die Politiker den Betrieb.