Bei der dritten Auflage der Musiknacht haben Bands und Zuhörer gleichermaßen Spaß. Die After-Show-Party im Park Hotel geht bis halb fünf am Morgen.

Das (Erfolgs-)Rezept ist simpel: Eine milde Frühlingsnacht, 22 Bands und Solokünstler zusammen mit Tausenden gut gelaunten Zuschauern - und fertig ist die dritte Ahrensburger Musiknacht. Am späten Sonnabend schlendern, radeln und fahren rund 2000 Besucher mit dem blauen Programmheft durch die Innenstadt und lassen sich durch die Nacht des Sounds treiben. Egal ob südamerikanische Rhythmen, rauchiger Blues oder deutscher Pop: Mit ihren Konzerten in Kneipen, Restaurants und Geschäften begeistern die 78 Künstler ihre Zuhörer, die beschwingt von Auftritt zu Auftritt wandern.

"Das ist wirklich perfekt gelaufen", sagt Mitorganisatorin Felizitas Thunecke von der Veranstaltungsagentur Feljon, "die Stimmung war überall super, Gäste und Bands hatten viel Spaß. Alles hat perfekt zusammengepasst." Und so plant sie bereits die nächste Musiknacht: "Die Veranstaltung hat sich in Ahrensburg etabliert und ist nicht mehr wegzudenken."

Zur Eröffnung verwandelt Michy Reincke die Lagerhalle der Holzhandlung Wulf in einen "Ort der Aufmerksamkeit und des Respekts" - passenderweise auf einem Holzhocker. In der Heimat seiner Kinderjahre ("Meine Mutter stammt aus Ahrensburg") bekommen die rund 600 Zuschauer nicht nur Hits wie das "Taxi nach Paris", sondern zwischen Blockhausschalung und Fußleisten auch Lebensberatung. "Es gibt Menschen, die sehen schön aus, sind es aber gar nicht. So ist das mit vielen Dingen", kündigt er sein Lied "So schön kann keine Frau sein" an. Das habe er geschrieben, um einen von Liebeskummer geplagten Freund zu trösten: "Leider mit wenig Erfolg . . ."

Für Maggi Pfennig wird's ein ganz besonderer Abend. Bei "Für immer blond holt Reincke die Ahrensburgerin zum Mundharmonikaspielen auf die Bühne. "Der ist unheimlich sympathisch", meint sie nach ihrem Auftritt.

"Wollt ihr Party?", fragt Rodolfo Bachmaier, der Gitarrist der Band Mala Leche, die Zuschauer im Restaurant Maredo. "Jaaaa", ruft ihm die Masse euphorisch entgegen. "Das wird heute klappen - das hab ich im Urin", sagt Bachmaier. Mala Leche entführt die Besucher auf eine musikalische Reise, die von Latin über Funk und Soul bis zu Reggae reicht. Schon nach wenigen Songs schwingen die Zuschauer bei gefühlten 40 Grad Celsius ihre Hüften. "Ihr dürft ruhig näher rankommen. Wir haben keine Erkältung, mit der wir euch anstecken könnten", scherzt der Gitarrist. Ansteckend dagegen sind die südamerikanischen Rhythmen, bei denen es kaum noch jemanden auf dem Stuhl hält. Spätestens bei dem Lied "Come together, come on" werfen die Gäste ihre norddeutsche Zurückhaltung über Bord und singen die Textzeilen wie eine Hymne mit. "Die Musik ist super-groovig: Und die drei Sängerinnen haben tolle Stimmen", sagt Wakita Noreick und fächelt sich Luft zu. "Diese Musik macht einfach Spaß."

Ebenso heiß geht es im Stadtkeller an der Großen Straße zu. Hier reißen die vier Blues-Rocker von Indigo Rocks die Musikfans mit. Der Kellerraum ist rappelvoll. Mit Westcoast-Swing, Texas-Shuffle und wabernden Gitarren-Sound erobert das Quartett die Zuhörer im Nu. Selbst ältere Damen wippen entzückt im Takt mit. "Die Stimmung ist spitze", sagt Iris Jacobi. Sie ist mit ihrem Mann Ludolf aus Hamburg zur Musiknacht gekommen. "Toll ist, dass auch viele aus unserer Generation hier sind."

Dass Musik alle Altersgruppen verbindet, zeigt sich ein paar Häuser weiter vor dem "Berlin Milljöh". Unter einem Pavillon überzeugen die Hamburger Jungs von Blues Package mit ihrer handgemachten Musik und ihrem norddeutschen Humor. "Das ist nicht Tokio Hotel hier", sagt Sänger Fritz "Fieten" Wulf scherzhaft in Richtung eines kleinen Jungen. "Die Jungs sind super-professionell und spielen gute Blues-Klassiker", sagt Jegor Friebos (19). "Die gehen richtig gut ab."

Auch die Menschen, die am Bierwagen stehen oder es sich auf den Bänken drumherum gemütlich gemacht haben, kommen in den Genuss des Konzerts. Das Klirren der Gläser beim Anstoßen, Bluesmelodien und fröhliches Gelächter verleihen der Großen Straße eine südländische Atmosphäre.

"Es ist wunderbar, dass wir gerade heute Abend so herrliches Wetter haben", sagt Renate Matthias. "Und dazu dieser bunte Mix an Musik. Das passt perfekt zusammen." Die Ahrensburgerin ist mit ihrer Freundin Marlies Rogotzki unterwegs zum Hotel am Schloss. "Anne Haigis wollen wir nicht verpassen."

Die Sängerin mit der rauchigen Stimme und der Gitarren-Virtuose Jens Filser sind für viele das Highlight des Abends. Diejenigen, die nicht mehr in den Saal passen, bilden vor den Fenstern eine Menschentraube. "Dabei sein ist alles" lautet das Motto - egal ob auf dem Bürgersteig oder im stickigen Saal. Von erstem Ton an fesselt die gebürtige Schwäbin die Zuhörer mit ihren mal melancholischen, mal rockigen und mal country-like swingenden Interpretationen. Zart und zerbrechlich, donnernd und schmetternd: Wie variationsreich ihre Stimme ist, zeigt Anne Haigis vor allem mit der "Nacht aus Glas" - ein Lied von Trude Herr, das diese kurz vor ihrem Tod geschrieben hat.

Ebenso verstehen es die Stimulators, sich in die Herzen der Ahrensburger zu spielen. Im Park Hotel heizen die sieben Münchner Vollblutmusiker den Gästen mit einer unverschnörkelten Mixtur aus Samba, Salsa, Rock und Blues ordentlich ein - und stimmen die Masse auf die After-Show-Party ein.

Sie bildet den krönenden Abschluss der dritten Ahrensburger Musiknacht, auf der bis halb fünf Uhr morgens gejammt, getanzt und gefeiert wird. Und sicher haben sich schon viele Besucher auf dem Heimweg gedacht: Nächstes Jahr bin ich wieder mit dabei - wenn Ahrensburg Musik ist!