Das Hamburger Abendblatt und der ADAC testen die Park-and-ride-Anlagen in Stormarn. Heute: Der Regional-Bahnhof in Bad Oldesloe.

Bad Oldesloe. Christian Schäfer wendet sich angewidert ab und schließt schnell wieder die Tür zum Treppenhaus. Er steht im ersten Stock des Parkhauses am Bahnhof Bad Oldesloe. "Da kann man es ja keinem Menschen zumuten, durchzugehen", sagt er angesichts von Müll, Glasscherben und Kot auf den Stufen und Absätzen des Treppenhauses. Auch das übrige Parkhaus ist schmuddelig und dreckig. Etwas besser sieht der Außenstellplatz der Park-and-ride-Anlage des Bahnhofes aus. Letztlich erhält die Anlage unter der Rubrik Sauberkeit aber nur fünf von den 15 möglichen Punkten.

Sie werden vergeben beim großen Test der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. Zusammen mit dem ADAC hat sie Park-and-ride-Anlagen an den Bahnhöfen im Kreis unter die Lupe genommen. Bei dem Test wird ein ganzer Katalog an Kriterien mit Punkten bewertet. Dabei werden die einzelnen Prüfungskriterien unterschiedlich gewichtet. Schließlich ergibt sich eine Gesamtpunktzahl, die einer Schulnote von "ungenügend" bis "sehr gut" entspricht. Jede Park-and-ride-Anlage kann dabei maximal 100 Punkte und damit die Schulnote "sehr gut" erreichen.

Was den Grund für das verschmutzte Parkhaus betrifft, so machen einige befragte Pendler dafür Jugendliche verantwortlich, die sich häufig dort treffen würden. "Die hinterlassen ihren Müll, vor allem Flaschen und Zigarettenkippen", sagt etwa Heike Arendt, die ihr Auto im Parkhaus abstellt, um unter der Woche mit der Bahn weiter zum Arbeiten nach Hamburg zu fahren.

Tatsächlich steht eine Gruppe Jugendlicher im ersten Stock am Absatz der Außentreppe und unterhält sich. Es sind Chico, 16, Vladi, 17, und Viktor, 17. "Das ist einfach ein guter Ort um sich zu sehen, zentral und mit einem Dach", erklärt Viktor, Azubi zum Einzelhandelskaufmann, warum sie sich ausgerechnet ein unspektakuläres Parkhaus als Treffpunkt ausgesucht haben. "Das liegt hier halt irgendwie in der Mitte zwischen unseren Wohnorten."

Dass sie für Dreck und Müll verantwortlich gemacht werden, wollen sie nicht auf sich sitzen lassen. "Es heißt immer, wir Jugendliche sind schuld. Dabei sind es Trinker und Obdachlose, die hier alles schmutzig machen", sagt Chico, der in Hamburg eine Ausbildung zum Automobilkaufmann absolviert. "Diese Leute treffen sich am Bahnhof und machen auch schon mal Randale", erzählt er weiter. Wie um seine Worte zu bestätigen, irrt später dann auch ein wankender Mann mit einer Schnapsflasche im Erdgeschoss am Übergang vom Parkhaus zum ersten Bahnsteig umher.

Neben dem Thema Sauberkeit spielt auch die Sicherheit eine Rolle beim Test der Park-and-ride-Anlagen. ADAC-Experte Christian Schäfer überprüft daher unter anderem, ob es in Bad Oldesloe eine Videoüberwachung gibt und wie das Parkhaus und der Außenbereich beleuchtet sind. Er stellt fest, dass das Parkhaus zumindest teilweise von Kameras überwacht wird und beurteilt die Beleuchtung als eher mäßig.

"Frauenparkplätze sind vorhanden und sie liegen nah an den Bahnsteigen", registriert er außerdem beim Prüfungspunkt Sicherheit. Die Sicherheitslage als solche ist nach Berichten von Pendlern jedoch nicht die beste. Sie berichten von Autoaufbrüchen. "Mein Wagen war schon zweimal betroffen", sagt Gaby Harbordt, die die Park-and-ride-Anlage regelmäßig nutzt. "Und auf anderen Stellflächen habe ich auch schon zersplittertes Glas von Autoscheiben gesehen."

Der Test widmet sich aber auch dem Platzangebot für die Nutzer. Bei diesem Punkt steht das Ergebnis schnell fest: Die Park-and-ride-Anlage ist überfüllt und hat keine Kapazitäten mehr. An den Testtagen jedenfalls stehen die Autos morgens dicht an dicht, nicht wenige auf den Fahrwegen an den Rändern von Grünflächen, freie Lücken sind auch im Parkhaus praktisch nicht zu erkennen. "Die Anlage hat ihre Auslastung mehr als erreicht", muss Christian Schäfer feststellen.

Für Pendler bedeutet dies, schon früh am Morgen da zu sein, um noch parken zu können. So wie Andreas Kuhn. "Ich bin immer um etwa 6.30 Uhr hier, da sind noch genug Plätze frei", berichtet er. Er nutzt dann nicht die Bahn, sondern kommt mit dem Auto aus Winsen (Luhe), um in Bad Oldesloe in der Nähe des Bahnhofes zu arbeiten. Mit der Park-and-ride-Anlage ist er zufrieden, auch an der Sauberkeit hat er nichts auszusetzen. "Verglichen mit dem Zustand mancher Anlagen in Hamburg geht das doch hier alles."

Immer einen freien Platz findet auch Ramona Wittrin. Sie parkt nachmittags gegen 16 Uhr am Bahnhof ihren Wagen, wenn viele andere Pendler schon wieder weg sind. Mit dem Auto fährt sie innerhalb Bad Oldesloes zur Arbeit, es bleibt über Nacht am Bahnhof stehen. Sie selbst pendelt mit dem Zug aus ihrem Wohnort Hamburg. "Bisher ist meinem Auto nichts passiert", sagt Ramona Wittrin und hofft, dass dies auch zukünftig so bleibt.

Der Test untersucht aber nicht nur das Platzangebot, sondern auch die Beschaffenheit der Parkflächen. ADAC-Experte Christian Schäfer misst, ob die Stellplätze ausreichend breit und prüft, ob die Begrenzungsmarkierungen noch gut sichtbar sind. Beides ist der Fall. Auch diese Punkte fließen neben vielen anderen in die Gesamtnote ein.

Fazit: Der Bahnhof Bad Oldesloe erhält 46 von 100 Punkten. Das ist die Note "ausreichend".

Lesen Sie morgen, wie der Bahnhof in Reinfeld im Test abgeschnitten hat.

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