Hamburger Abendblatt und der ADAC testen in Stormarn. Heute: Der Regional-Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz. Gesamtnote “ausreichend“.

Ahrensburg. Er wirkt immer noch fast wie neu, der Regionalbahnhof Gartenholz samt seiner Park-and-ride-Anlage im Norden Ahrensburgs. Kein Wunder, wurde er doch erst 2009 fertiggestellt und ist damit der jüngste unter den Bahnhöfen im Kreis Stormarn. Entstanden ist ein großzügig ausgelegter Haltepunkt, der an seinem Standort außerhalb der Stadt zwischen Wohn- und Gewerbegebiet liegt. Auch er steht heute auf dem Prüfstand beim großen Test der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. Gemeinsam mit Experten des ADAC haben wir zwei Wochen lang alle Park-and-ride-Anlagen (P+R) an den R-10-Bahnhöfen sowie an den U-Bahnhöfen im Kreis untersucht.

Am Gartenholz gibt es kein Bahnhofsgebäude, die beiden Gleise liegen unterhalb der Zufahrtstraßen. Zu den Bahnsteigen gelangt man über Treppen und Rampen. Verbunden werden beide Seiten der Gleise von einer Brücke, das markante Wahrzeichen des Bahnhofs. Auf ihr bieten Bänke sogar eine Gelegenheit, die Züge und die Fahrgäste auf den Bahnsteigen im Sitzen zu beobachten.

+++ Der Bahnhof in Zahlen +++

Es gibt zwei Park-and-ride-Bereiche, je einen auf jeder Seite der Gleise. Der eine ist über die Straße Kornkamp zu erreichen und befindet sich direkt am Bahnhof, der andere liegt an der Straße Gartenholz, von ihm ist es noch ein kurzer Fußweg zu den Gleisen. Beide Anlagen haben zusammen rund 50 kostenlose Stellplätze für Autos. Dazu kommen noch auf jeder Seite zwei Unterstände für Fahrräder.

Beide Park-and-ride-Plätze werden von Tester Christian Schäfer genau unter die Lupe genommen. Er ist Leiter der Abteilung Technik und Verkehr des ADAC Hansa. Das Gebiet umfasst Hamburg, das Umland und Mecklenburg-Vorpommern. Schäfers Handwerkszeug sind Klemmbrett, Stift, Kamera und Maßband. Anhand verschiedener Kriterien prüft er die Anlage und vergibt eine Gesamtnote.

+++ Barrierefreiheit +++

+++ Sicherheit +++

+++ Platzangebot +++

+++ Service +++

So misst er etwa die Breite der einzelnen Stellflächen für Autos nach. Und ist zufrieden: "Das Mindestmaß von 2,40 Metern wird erfüllt." Mit geübtem Blick prüft er unter anderem, wie die Beschilderung der Anlage aussieht, ob Müll herumliegt und wie die Zugänge von den Parkplätzen zu den Bahnsteigen beschaffen sind. Seine Erkenntnisse zu diesen und vielen anderen Prüfungspunkten werden in einer Tabelle festgehalten. Immer wíeder macht Schäfer zudem Fotos, um seine Testergebnisse zu dokumentieren.

Auffällig ist, dass nur wenige Autos in der Park-and-ride-Anlage abgestellt sind, viele Stellflächen sind frei. Wenn ein Zug hält, gehen die meisten Fahrgäste zu Fuß weiter zum Stadtteil Ahrensburg-Gartenholz, umgekehrt kommen viele Reisende ebenfalls zu Fuß zum Bahnhof. Dies sind vor allem Beschäftigte aus dem benachbarten Gewerbegebiet Ahrensburg-Nord.

Dass Fahrgäste den Haltepunkt überhaupt benutzen können, darauf mussten sie bis lange nach der Fertigstellung im Dezember 2009 warten. Der 8,2 Millionen Euro teure Neubau ging als Geisterbahnhof in die Geschichte ein, an dem keine Züge hielten. Grund: Das Eisenbahn-Bundesamt verweigerte zunächst die Betriebsgenehmigung, da beim Bau Vorschriften der Europäischen Union missachtet worden waren. Es fehlten Zertifikate für die Kachelung der Bahnsteige, die Anzeigetafeln, die Beleuchtung. Erst im Dezember 2010 konnte der Bahnhof schließlich eröffnet werden.

+++ Mehr Plätze für Fahrräder +++

+++ Dem Auto nie was passiert +++

+++ Busse besser abstimmen +++

+++ Man spart sich den Stau +++

+++ Zufrieden mit der Anlage +++

+++ Immer etwas frei +++

Einer der Fahrgäste, die fast täglich ein- und aussteigen, ist Michael Niemann. Er wohnt im Stadtteil Gartenholz, fährt von dort zur Arbeit nach Hamburg. Mit dem Bahnhof und der Park-and-ride-Anlage ist er zufrieden. "Alles ist relativ sauber, die Rampen für die Fahrräder sind auch gut", sagt er. Kritik übt er an der Taktung der Züge: "Jede Viertelstunde ein Zug mit Halt in beiden Richtungen wäre schon besser."

Auch Heiko Pacholke hat an der Anlage nichts auszusetzen. Der 66-Jährige überführt Fahrzeuge für das Mietwagen-Unternehmen Sixt zwischen Ahrensburg und Hamburg und nutzt Gartenholz für seine Hin- und Rückfahrten. "Ich hätte früher nie gedacht, dass das Gewerbegebiet so eine Station bekommt", sagt er. Auch seine Kritik betrifft den eigentlichen Bahnverkehr: "Die Züge haben oft Verspätung." Tester Christian Schäfer registriert derweil, dass viele Laternen die Flächen für die Autos beleuchten. Ebenso das Schild mit dem Hinweis "P+R" an den Parkplätzen auf beiden Gleisseiten. Pluspunkte gibt es für die behindertengerechten Zugänge zu den Bahnsteigen mittels Rampen.

Negativ fällt ihm unter anderem eine zersplitterte Glasscheibe an der Brüstung der Brücke über die Gleise ins Auge. "Hier gibt es keine Toiletten", stellt er außerdem als Minuspunkt fest. Und bei der Fahrt zu der Park-and-ride-Anlage ist ihm aufgefallen, dass an den Zufahrtsstraßen auf Schildern zwar auf den Bahnhof, nicht aber auf die Anlage zum Parken hingewiesen wird.

Bei dem Test wird mit all diesen und weiteren Beobachtungen Christian Schäfers ein ganzer Katalog an Kriterien mit Punkten bewertet. Dabei werden die einzelnen Prüfungspunkte unterschiedlich gewichtet. Schließlich ergibt sich eine Gesamtpunktzahl, die einer Schulnote von "ungenügend" bis "sehr gut" entspricht.

Fazit: Der Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz erhält 50 von 100 Punkten. Das ist die Note "ausreichend".

Lesen Sie morgen, wie der Bahnhof Bargteheide im Test abgeschnitten hat