Mit Susanne Danhier wurde auf dem Kreisparteitag in Großhansdorf erstmals eine Frau an die Spitze gewählt. Die Partei wirbt um neue Mitglieder.

Großhansdorf. Einen historischen Parteitag hat die SPD in Stormarn am Sonnabend erlebt: Erstmals wurde mit Susanne Danhier eine Frau an die Spitze des Kreisverbandes gewählt. Sie erhielt auf der Versammlung in der Mensa des Schulzentrums Schmalenbek in Großhansdorf 68 Ja-Stimmen der 73 Delegierten bei fünf Enthaltungen.

Die 54 Jahre alte Bargteheider Stadtverordnete, die eine Familienberatungsstelle in Bad Segeberg leitet, wird damit Nachfolgerin des Landtagsabgeordneten Martin Habersaat, der den SPD-Kreisverband Stormarn seit 2004 als Vorsitzender geführt hat. Er hatte nicht wieder für dieses Amt kandidiert, um seine neuen Aufgaben als Landtagsabgeordneter in Kiel künftig auch zeitlich besser wahrnehmen zu können. Habersaat war nach der Landtagswahl am 6. Mai zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion und zum Vorsitzenden ihres Arbeitskreises für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur gewählt worden.

Vor der Wahl seiner Nachfolgerin hatte Habersaat in seinem Rechenschaftsbericht den anhaltenden Mitgliederschwund als dringendstes Problem der Partei benannt. So hat sich die Zahl der SPD-Genossen in den vergangenen 20 Jahren halbiert, viele kleine Ortsvereine sind kaum noch arbeitsfähig, das Durchschnittsalter der Mitglieder beträgt 60 Jahre. Derzeit haben die Stormarner Sozialdemokraten 1339 Mitglieder in 33 Ortsvereinen. Habersaat forderte alle Delegierten auf, sich gemeinsam gegen diese Entwicklung zu stemmen. Und er machte ihnen Mut: "Wir haben immer noch mehr Mitglieder unter 40 Jahren als die Grünen und die Piraten insgesamt."

Auch seine Nachfolgerin Susanne Danhier kündigte an, wieder mehr Menschen für die SPD gewinnen zu wollen. "Mehr Spieler bedeuten auch mehr Power", sagte sie. Die SPD stehe immer noch für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, für den Kampf um faire Löhne und Chancengleichheit.

Zu den Stellvertretern von Danhier wählte der Kreisparteitag Tobias von Pein und Reinhard Niegengerd. Zum neuen Vorstand von Stormarns SPD gehören zudem Schatzmeisterin Francesca Ramus und als Beisitzer Regine Schilde, Juso-Kreisvorsitzende Delara Burkhardt, Jürgen Schneider, Bernd Marzi und Gerd Prüfer.

Nach den Wahlen diskutierten die Genossen über ein Programmpapier "Zwölf Schritte für ein familiengerechteres Stormarn". Darin fordert die Kreis-SPD unter anderem, den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für ein- bis dreijährige Kinder zu erfüllen, Kitas zu Eltern-Kind-Zentren mit Hilfsangeboten für Eltern auszubauen, Alleinerziehenden zu helfen und bezahlbaren Wohnraum für Familien zu schaffen. Zu dem Papier gab es einige Verbesserungsvorschläge von den Delegierten. Als Gastredner nahm zudem der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Stormarn, Ingo Loeding, Stellung. Das Programm wird nun in einer Arbeitsgruppe noch einmal überarbeitet.

Einstimmig angenommen wurde eine Solidaritätserklärung für die Ahrensburger Moschee, die am 11. Mai Ziel eines offenbar rechtsextremen Anschlags gewesen ist. Darin ruft die SPD zum Kampf gegen Rechtsradikalismus und Rassismus auf.

Zum Ende des Parteitages sorgte schließlich noch ein Antrag von Eckart Kuhlwein für Aufregung. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete wollte, dass Stormarns SPD ihre Parteigenossen in den Führungsgremien der Fernsehsender ARD und ZDF auffordert, sich für weniger Talkshows im Programm einzusetzen. Er nannte diese "Volksverdummung" und störte sich vor allem am Auftritt von Buchautor Thilo Sarrazin bei Günther Jauch in der ARD. Sein Antrag wurde scharf kritisiert, einer seiner Parteifreunde sah darin einen Eingriff in die Pressefreiheit und verschaffte sich mit deftigen Worten Luft ("Was soll der Scheiß!"). Schließlich verfehlte Kuhlweins Antrag die nötige Mehrheit unter den Delegierten.