Ahrensburg/Hamburg. Was sind die Kriterien für einen opfergerechten Umgang mit Missbrauchsfällen? Hat die Kirche aufgrund ihrer Strukturen ein erhöhtes Risiko, wo liegen die Grenzen der Strafverfolgung? Diese und andere Fragen werden von den Teilnehmern der Fachtagung "Missbrauch in Institutionen" auf Einladung des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Hamburg-Ost am Donnerstag, 7. Juni, im Hamburger Hotel Baseler Hof diskutiert. "Die Forderung nach Aufklärung von Fällen sexuellen Missbrauchs ist nicht nur legitim, sie ist geboten", heißt es in der Einladung. Die Veranstaltung mit Vertretern von Opferinitiativen, Medien und Juristen ist ein weiterer Schritt der Kirche zur Aufarbeitung des Ahrensburger Skandals.

Sowohl Bischöfin Kirsten Fehrs als auch Bischof Gerhard Ulrich hatten in den vergangenen Wochen in Abendblatt-Interviews und bei einer Dialogpredigt in der Schlossstadt Stellung zu den Vorgängen bezogen und die Opfer um Vergebung gebeten. Zu der neuerlichen Kritik von Pastorin Jensen, die Kirche müsse klarstellen, wer 1999 außer der damaligen Pröpstin Heide Emse über die Verfehlungen von Pastor Dieter Kohl informiert war, sagt Frank Zabel von der Pressestelle Nordelbiens in Kiel: "Das entsprechende Vorermittlungsverfahren ist abgeschlossen. Solange keine neuen Tatsachen bekannt werden, wird nicht wieder in Vorermittlungen eingetreten." Dass die Mittel des Disziplinarrechts nicht ausreichten, um vollständig aufzuklären, sei bereits mehrfach festgestellt worden. Deshalb werde auch eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt.

Auf die Mutmaßungen Jensens, 1999 hätten die Mitglieder des Bischofskollegiums, Maria Jepsen, Karl Ludwig Kohlwage und Hans Christian Knuth, über die wahren Gründe für Kohls Versetzung informiert sein müssen, heißt es: "Nein, das Bischofskollegium war auch bei dienstrechtlichen Entscheidungen nicht die 'Kommandozentrale Nordelbiens', wie die Pastorin formuliert." Auf Jensens Kritik, die Kirche gebe auch bei der Aufarbeitung von Übergriffen des Geistlichen während seiner Zeit als Religionslehrer an der Stormarnschule ein "schlechtes Bild" ab, reagiert Frank Zabel so: "Kohls Tätigkeit an der Schule wurde dem Kirchenamt damals nicht angezeigt, daher gibt es keine Unterlagen dazu." In dieser Sache werde aber weiter nach Ursachen geforscht. Und diese Nachforschungen beschränkten sich nicht nur auf die Stormarnschule.