Das Haus am Schüberg organisiert seit zehn Jahren Bildungs- und Umweltprojekte und bietet Raum für Seminare und Ausstellungen.

Ammersbek. Wie ein typischer Bildhauer sieht Axel Richter nicht gerade aus. Füße und Waden in grüne Gummistiefel gehüllt, schiebt er eine Schubkarre voll Sand durch den Garten des Ammersbeker Hauses am Schüberg. Den Sand verteilt er am Ufer eines kleinen Teiches, der auf dem rund zwei Hektar großen Gelände des Bildungszentrums liegt, das ein Ort für Seminare, Ausstellungen und noch vieles mehr ist. Das Haus, dessen Träger der Kirchenkreis Hamburg-Ost ist, feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Axel Richter arbeitet daran, die Anlage in dem besonderen Jahr noch etwas aufzuwerten.

"Im Garten fehlte das Element Wasser", sagt der künstlerische Leiter des Hauses. Das will er jetzt ändern. Er deutete vor sich auf den Boden: "Hier kommt noch eine Art Vorteich hin." Auch einen Flusslauf will er noch anlegen. Im Teich soll am 10. Juni zum ersten Mal eine Taufe stattfinden.

Rund um den Teich finden sich allerlei Skulpturen aus Holz. Etwa ein Einbaum, der mit Seilen an zwei Bäumen befestigt ist, oder überdimensionierte rosafarbene Stühle auf Baumstümpfen. Wie Axel Richter erklärt, werden diese Kunstwerke bald Gesellschaft bekommen. Er deutet auf eine Rasenfläche mit mehreren kleineren Bäumen. "Da drüben sehe ich schon die Großskulptur von Roger Rigorth, die Ende September aufgestellt wird", sagt er. Ab dem Herbst markiert sie den Eingang des Hauses am Schüberg. Doch jetzt muss sich der künstlerische Leiter weiter um den Teich kümmern.

"Einst hat er hier in einem Bauwagen gelebt und sich in das Gelände verliebt", erzählt Sylvia Hansen. "Und nun gehört er seit einigen Jahren fest zu unserem Team." Die Ingenieurin ist Umweltbeauftragte des Kirchenkreises Hamburg Ost. Im Haus am Schüberg leitet sie verschiedene Umweltprojekte. Eines davon heißt Kita ökoplus. "24 Kindertagesstätten des Kirchenkreises sind daran beteiligt. Es geht unter anderem um Fragen, wie im Alltag Wasser und Energie gespart werden können", erläutert Hansen. Teil des Projektes ist eine sogenannte ganzheitliche Bestandsanalyse der Kindergärten. In Arbeitsgruppen wird erarbeitet, wie die Abfallentsorgung oder die Ernährung verbessert werden können.

"Die Betreuung der einzelnen Kitas ist dabei sehr intensiv und aufwendig", sagt Petra Steinert. Die Ökotrophologin arbeitet ebenfalls für den Kirchenkreis, berät im Zuge von Kita ökoplus die beteiligten Einrichtungen und gibt Tipps für die Mahlzeiten. "Mehr in die Breite geht unser Projekt Klimaschutz für kleine Leute. Das richtet sich an alle 130 Kitas des Kirchenkreises", erläutert Steinert. Zwischen dem 3. und dem 8. Juni lernen bis zu 4000 Kinder etwas über die Sonne, über Energieerzeugung und über Klimaschutz.

Steinert hat als Ernährungsexpertin auch dafür gesorgt, dass im Haus am Schüberg fair gehandelter Tee, Kaffee und Orangensaft ausgeschenkt wird. "In unserer Küche werden mittlerweile rund 70 Prozent der Lebensmittel aus ökologischer Produktion verarbeitet. Auf dem Speiseplan findet sich wenig Fleisch", so Steinert.

"Neben der Ernährung und dem Klimaschutz befassen wir uns auch mit wirtschaftlichen Fragen, etwa alternativen ökonomischen Modellen", sagt Thomas Schönberger. Der Ingenieur ist im Team des Bildungszentrums zuständig für Themen wie ethisches Investment oder Gentechnik in der Landwirtschaft. "Spannend sind zum Beispiel Konzepte zur Gemeinwohlökonomie, weil sie anschlussfähig an die Soziale Marktwirtschaft wären", erläutert Schönberger. Ein Grundgedanke dieser alternativen Wirtschaftsform ist, das Gewinnstreben unseres Wirtschaftsmodells durch das Streben nach dem größten Gemeinwohl abzulösen. Schönberger: "Wir haben rund 400 Firmen angesprochen, ob sie ein sogenanntes Gemeinwohlkonto einrichten wollen." Bekannte Hamburger Unternehmen stünden der Idee aufgeschlossen gegenüber, sagt Thomas Schönberger.

Das Haus am Schüberg kann auch als Tagungszentrum gemietet werden. Derzeit sind Mitarbeiter von fünf Organisationen im Haus zu Gast. In einem der hellen Seminarräume mit einer Fensterfront zum Innenhof sitzen Fred Oppermann, Carsten Krohn, Patrizia Metzger, Helmut Heyden und Reinhard Landrock an einem großen Tisch. Carsten Krohn schreibt das Wort "Gefährdung" auf ein Blatt Papier im Format DIN A 1. Die Mitarbeiter der Hamburger Innenbehörde machen eine Fortbildung für Sicherheitsbeauftragte.

"Wir sind drei Tage hier. Ich finde es sehr schön hier", sagt Oppermann, bevor er sich wieder der Gruppe zuwendet. Er ist einer von rund 11 500 Gästen, die das Haus am Schüberg pro Jahr beherbergt.

Mit den Zahlen kennt sich Birgit Weitlunat aus. Die Sekretärin ist seit 1996 dabei und sitzt am Empfang. "An den 349 Öffnungstagen haben wir ungefähr 9000 Übernachtungen", sagt sie. Um den laufenden Betrieb kümmern sich etwa 30 Mitarbeiter. Zwei von ihnen sind Anja Nehring und Natascha Jankowski. Beide tragen hellblaue Polohemden, dunkelblaue Schürzen und weiße Mützen. "Wir bereiten gerade das Mittagessen vor", sagt Nehring. "Es gibt Auberginenauflauf mit Reis." Nehring und ihre fünf Kollegen in der Küche sorgen nicht nur für das Mittagessen, sondern auch für das Frühstück, für Kaffee und Kuchen am Nachmittag und das Abendbrot. Ein Auge auf den Speiseplan hat Petra Steinert. "Wir müssen hier halt vorleben, was wir den Gemeinden vermitteln wollen", sagt sie. "Natürlich müssen wir auch ab und zu nerven, damit die Dinge umgesetzt werden", so Steinert. Sylvia Hansen sagt: "Es gibt einfach so viele Themen, die wir anstoßen müssen."

So fragten sich die Berater derzeit, welche Auswirkungen die ständig zunehmenden WLAN-Verbindungen, die den drahtlosen Zugang zum Internet ermöglichen, auf die Gesundheit der Menschen haben. "Noch ist nicht geklärt, wie schädlich der Elektrosmog ist", erläutert Hansen.

Unterstützt wird Hansen von Franziska Tschochner und Christina Marburger. Die beiden Abiturientinnen aus Süddeutschland absolvieren ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Haus am Schüberg. Tschochner kontrolliert dabei unter anderem den Wasserverbrauch des Bildungszentrums. "Seitdem jedes Zimmer eine eigene Nasszelle hat, ist der Verbrauch natürlich schon gestiegen", sagt sie. "Um unsere Gäste zeitgemäß und bequem unterbringen zu können, war die Nachrüstung aber unumgänglich", sagt Hansen.

Dieses Beispiel zeige auch, wie schwierig die Arbeit unter der Prämisse der Nachhaltigkeit tatsächlich sei, findet die Ingenieurin. Schnell finde man sich in einer politischen Diskussion wieder. Hansen: "Unser Kirchenkreis mischt sich ein, bezieht gern Stellung, etwa bei der Frage der Elbvertiefung."

Die Mitarbeiter des Hauses versuchen, in ihrer Arbeit die menschliche Ebene mitzudenken, erläutert Hansen. "Nachhaltigkeit ist für mich das Zusammendenken ökologischer, sozialer, kultureller und ökonomischer Belange", so die Umweltberaterin. Und hier könne das Haus am Schüberg vielleicht mehr leisten als die Politik.