Archiv - das hört sich langweilig und irgendwie verstaubt an. Dass das aber nicht stimmt, kann jeder erfahren, der sich mit Stormarns Kreisarchivar Stefan Watzlawzik unterhält. Menschen wie er können Geschichte lebendig machen, eine gemeinschaftliche Identität schaffen. Vorausgesetzt, die Bedingungen stimmen. Und da hapert es. 750 Regalmeter mit Akten und Dokumenten warten darauf, gesichtet zu werden. Dafür fehlt die Zeit. Mit drei Mitarbeitern sei die Arbeit nicht zu schaffen, beteuerte der Kreisarchivar vor dem Kreiskulturausschuss und forderte eine zusätzliche Kraft. Was war die erste Antwort: Man könnte Bufdis einstellen. "Wie bitte?", fragte der Landrat. "Na Bufdis eben, Menschen, die den Bundesfreiwilligendienst leisten. Das könnten Sie auch machen, Herr Plöger." Seine Replik: "Ich? Ich bin doch ein Grufti." Das mache nichts, wurde er belehrt. "Gerade ältere Leute sind beim Freiwilligendient gefragt. Dann sind Sie eben ein Grufti als Bufdi."

Das hatte Loriot-Qualität, war aber irgendwie gar nicht lustig. Die Anfrage des Kreisarchivars ist ernst zu nehmen. Und Kulturpolitik mit Hilfskräften machen zu wollen, kommt einem Armutszeugnis gleich. So geht das nicht. Denn dann bleibt von der Qualität einer Archivarbeit nichts übrig. Dann ist es eben nicht lebendig, sondern langweilig, mit verstaubten Regalen, so wie viele glauben. Weil nur noch die Pflichtaufgaben erfüllt werden - und selbst die noch nicht einmal richtig.