Ist weiterer Einzelhandel im Gewerbegebiet eine Gefahr für die Innenstadt? 700 Bürger werden am Telefon zu ihrem Kaufverhalten befragt.

Ahrensburg. Geschäftsleute, Investoren, Politiker und Verwaltungsmitarbeiter in Ahrensburg warten gespannt. Seit längerem reden sie über ein Einzelhandelskonzept für die Stadt. Es soll Empfehlungen für die künftige Ansiedlung von Lebensmittelhändlern, Möbelhäusern oder Elektronikmärkten geben. Dabei ist natürlich wichtig, wie die Kundschaft darüber denkt. Und deshalb wird nun Volkes Stimme gehört. 700 Bürger werden in den kommenden Tagen am Telefon zum Einzelhandelsangebot und ihrem Kaufverhalten befragt. Ihre Antworten und Anregungen sollen in das Konzept einfließen, das die Beratungsgesellschaft CIMA für Stadt- und Regionalentwicklung aus Lübeck erarbeitet.

"Wir haben das Marktforschungsbüro Valid Research aus Bielefeld mit der Telefonbefragung beauftragt", sagt Martin Kremming, Projektleiter der CIMA. Es gehe nicht darum, die Menschen zu nerven, sondern um ihre Mithilfe, versichert Kremming. "Ideen und Anregungen sind gewollt. Es ist erstaunlich, welcher Fundus an guten Gedanken dabei zusammenkommt", so der Projektleiter. Gefragt werde unter anderem, was man wo einkauft. "Die Befragung soll möglichst einheitlich sein und nicht länger als zehn Minuten dauern", sagt er. Die Aktion ist mit Stefanie Mellinger, Stadtplanerin der Verwaltung, abgestimmt. "Wir haben auf Anraten der CIMA die Haushaltsbefragung aufgenommen, um das Konzept auf eine breitere Basis zu stellen", sagt Mellinger. Die CIMA will die Daten noch vor der Sommerpause in das Konzept einarbeiten. Kremming: "Dann wird es in den politischen Gremien beraten. Eine Entscheidung der Stadtverordneten kann sich bis in den Herbst hinziehen."

Dem Einzelhandelskonzept kommt entscheidende Bedeutung zu. Es soll mittel- und langfristig die Versorgung des gesamten Ahrensburger Stadtgebiets sicherstellen. In einem Entwurf der CIMA heißt es: "Ziel ist der Erhalt und die Stärkung der Versorgungsfunktion und Einkaufsattraktivität der Stadt Ahrensburg durch die planvolle Steuerung von Einzelhandelsansiedlungen und Umsiedlungen sowie von Erweiterungsvorhaben." Kremming erläutert: "Es geht um den besonderen Schutz der Innenstadt. Das war Auslöser dafür, ein Konzept zu erarbeiten. Zudem soll es aber auch Planungssicherheit für die Stadt sowie die Investoren gewährleisten." Ein entscheidender Bestandteil im Konzept ist die sogenannte Sortimentsliste. Sie dient der Einstufung der Waren in zentren-, nahversorgungs- und nicht-zentrenrelevante Sortimente. Ein Beispiel: Wird Kleidung als zentrenrelevant eingestuft, dürfte sich ein Textilhändler im Gewerbegebiet Beimoor nicht ansiedeln.

Noch diskutiert die Politik über diese Liste. Bekleidung ist einer der strittigen Posten. Auch die Bürger sind sich uneins darüber, was für die Entwicklung der Schlossstadt das Beste ist. "Es gibt in der Innenstadt genügend Möglichkeiten, um einzukaufen", sagt Marion Czieselski. Ein Fachmarktzentrum im Gewerbegebiet Nord oder Teppich Kibek und Media Markt an der Autobahn 1 hält sie für wenig sinnvoll. "Das ist nicht notwendig", sagt die 58-Jährige. "In Ahrensburg gibt es bereits drei gut ausgestattete Elektro-Läden, in denen man zum Beispiel seinen Toaster kaufen kann. Statt die Zahl der Geschäfte auf der grünen Wiese zu erhöhen, sollte lieber etwas gegen den Leerstand an der Hagener Allee bei der Post getan werden." Wolfgang Nowak würde sich dagegen über einen Elektrofachmarkt wie Media Markt an der Autobahn freuen. "Da würde ich öfter hinfahren, um CDs, DVDs und Haushaltsartikel zu besorgen", sagt der 66-Jährige. Eine Gefahr für die Innenstadt sieht er in einer Ansiedlung nicht. "Die Autobahn ist doch weit weg. Da fährt man nicht jeden Tag hin", sagt er. "Ich sehe das daher mehr als eine gute Ergänzung zum bestehenden Angebot."

Kritisch bewertet Kareen Naunapper die Pläne, Einzelhandel an der Autobahn anzusiedeln. "Wenn Teppich Kibek kommen würde, dann würde die Innenstadt noch weiter kaputt gehen", sagt die 56-Jährige. "Viele kleinere Läden haben schon wegen Nessler und des CCA zugemacht." Genau diese kleineren Läden seien es aber, die für sie den Charme einer Stadt ausmachen und den Anreiz zum Einkaufsbummel geben würden. Naunapper: "Ich würde mich freuen, wenn wir ein kleines Antiquitätengeschäft, einen exquisiten Geschirrladen und ein feines Restaurant in die Innenstadt bekommen würden."

Maike Stöber und Thomas Jüttner kommen regelmäßig mit ihrer 16 Monate alten Tochter Greta zum Einkaufen in die Ahrensburger Innenstadt, auch um ihre Lebensmittel zu besorgen. "Wir parken im CCA und können von dort die Geschäfte alle zu Fuß abklappern, egal ob Apotheke, Babygeschäft oder Supermarkt", sagt Jüttner. Das sei wesentlich bequemer, als mit dem Auto von einem Ort zum anderen zu fahren und den Kinderwagen immer wieder zusammenklappen zu müssen. "Zwischendurch haben wir in der Innenstadt auch noch die Möglichkeit, in einem Café gemütlich etwas zu trinken", sagt der 39-Jährige. "Das geht auf der grünen Wiese nicht."