Das Ladensterben geht weiter: Die Buchhandlung schließt nach 127 Jahren. Inhaberin Ilona Rehme gibt aus gesundheitlichen Gründen auf.

Bad Oldesloe. Nur einen Monat nach dem Kaufhaus M & H wird Ende Juni auch die Buchhandlung Rehme ihre Türen für immer schließen. Inhaberin Ilona Rehme hat sich aus gesundheitlichen Gründen dazu entschlossen, ihr Geschäft an der Mühlenstraße nach 32 Jahren aufzugeben. Die Oldesloer Buchhandlung gibt es bereits seit 127 Jahren. Sie zählt damit zu den ältesten in Schleswig-Holstein.

Auslöser für Rehmes Entscheidung sei ein Wadenbeinbruch Anfang des Jahres gewesen. "Ich war damals acht Wochen auf den Rollstuhl angewiesen. Mein Mann musste mich jeden Tag in den Laden bringen und bei der Arbeit unterstützen", sagt die 59-Jährige. Jetzt gehe es ihr zwar wieder besser, ihrem Mann wolle sie so etwas allerdings nicht noch einmal zumuten. Rehme: "Er ist auch gesundheitlich angeschlagen und kann nicht mehr acht Stunden am Stück im Geschäft stehen."

Sie habe schon seit einiger Zeit über diesen Schritt nachgedacht. Die bevorstehende Schließung des Kaufhauses M & H habe ihr die Entscheidung leichter gemacht. Im September 2011 hatte Inhaber Michael Hänchen seine Mitarbeiter bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über die Einstellung des Betriebs zum 31. Mai 2012 informiert (wir berichteten). Wenig später stand fest, dass die Bekleidungskette C & A die Räumlichkeiten als Mieter übernehmen wird. "Dem Handel in Bad Oldesloe steht eine ungewisse Zeit bevor", sagt Ilona Rehme. "Wir wissen noch nicht, wie lange es dauern wird, bis die Umbauarbeiten am Kaufhausgebäude beendet und C & A dort eröffnen wird. Je länger das dauert, desto mehr wird das den Kaufleuten zu schaffen machen. Wir können auch noch nicht absehen, wie C & A überhaupt von den Menschen angenommen werden wird."

Hinzu komme die Baustelle an der Bahnhofstraße. Die Sanierungs- und Umbauarbeiten dort dauern schon mehr als ein Jahr und nerven Kunden und Geschäftsleute. Rehme: "Seitdem die Baustelle dort ist, kommen weniger Kunden in die Innenstadt." Auch die langwierige Diskussion über die Parkplatzsituation in Bad Oldesloe habe ihre Entscheidung beeinflusst. "Die Stadt hat eigentlich mehr als genug Parkplätze", sagt sie. "Und es gibt auch günstige. Im Parkhaus an der Post kann man sein Auto den ganzen Tag für 2,50 Euro abstellen. Das weiß nur fast niemand." Sie hätte sich gewünscht, dass die anderen Kaufleute etwas mehr das Positive an die Öffentlichkeit getragen hätten, anstatt immer nur zu nörgeln. Auch die Verwaltung habe bei diesem Thema zu sehr eine Verteidigungshaltung angenommen. Rehme: "Sie hätte lieber die guten Angebote in Bad Oldesloe herausstellen sollen."

Den Termin für die Schließung Ende Juni habe sie auch deshalb gewählt, weil dann der Vertrag mit ihrer Auszubildenden auslaufe, ihrer einzigen Mitarbeiterin. "Ich hätte mir einen neuen Auszubildenden suchen und mich noch einmal drei Jahre binden müssen", sagt die Buchhändlerin, die vor einigen Wochen bereits ihr Amt als Vorsitzende der Gemeinschaft Oldesloer Kaufleute (GOK) aufgegeben hatte. Diese ganzen Überlegungen hätten sie dazu veranlasst, einen Schlussstrich zu ziehen. Sie sagt: "Ich habe das Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist."

Mit ihrem Mann Hellmut, 68, hatte Ilona Rehme die Buchhandlung 1980 von Brigitte Spethmann übernommen. Der Laden war damals noch an der Hagenstraße im Gebäude der Sparkasse. Im September 1985 folgte der Umzug an die Mühlenstraße. Gegründet wurde die Buchhandlung 1885 von Lorenz Heinrich Meyer. Das Geschäft befand sich zunächst an der Bahnhofstraße.

Hellmut Rehme ging bereits 2008 in den Ruhestand. "Er ist aber immer mal wieder vertretungsweise eingesprungen", sagt Ilona Rehme. "Ein paar Stunden geht das, aber dann braucht er Erholung." Sie habe versucht, einen Nachfolger für das Geschäft zu finden, allerdings ohne Erfolg. "Es gab drei Interessenten", sagt die 59-Jährige. "Aber es war relativ schnell abzusehen, dass aus einem Verkauf der Buchhandlung nichts werden würde." Im Juni soll nun ein Ausverkauf starten. Rehme: "Wegen der Preisbindung bei Büchern sind uns allerdings enge Grenzen gesetzt."