100 Bewerber: Weil der Ansturm so groß ist, versteigert die Stadt die 15 Grundstücke im Baugebiet Am Krögen jetzt meistbietend.

Bargteheide. 100 Bewerber für 15 Grundstücke: Der Ansturm auf Bargteheide ist gewaltig. Was hat die Stadt, was andere Orte nicht haben? Ist es die gute Lage? Sind es günstige Preise? Spielt die Anbindung an die Bahn eine Rolle oder der Anschluss an die A 1? Lockt das Freibad, das Kleine Theater, die guten Schulen, ein reges Vereinsleben? Für Bürgermeister Henning Görtz ist es die Mischung aus allem. Ein Rezept, das aufzugehen scheint, denn die Stadt wächst wie keine andere im Kreis. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind rund 2500 Neubürger zugezogen. Bei aktuell 15 700 Bargteheidern liegt der Anteil der Neubürger damit bereits bei 16 Prozent.

Um dem Run auf die Stadt in Grenzen zu halten, hat die Politik beschlossen, in diesem Jahr lediglich weitere 15 Grundstücke Am Krögen zu erschließen und zu verkaufen. Aber schon Wochen vor Verkaufsbeginn flatterten die Bewerbungen ins Rathaus. "Da wussten die Leute noch nicht einmal, was die Grundstücke kosten und wie groß sie sind", sagt Kämmerer Joachim Teschke. Er stand vor dem Problem, die geringe Zahl von 15 Grundstücken gerecht zu verteilen.

Das Losverfahren hatte sich bei vorangegangenen Verkäufen nicht bewährt. Teschke: "Da fehlte die Verbindlichkeit. Manche hatten wohl das Gefühl, was verlost wird, sei nichts wert, und sind wieder abgesprungen." Auch die zweite Methode, die Auswahl durch Kriterien wie die Vergabe ausschließlich an Bargteheider, kam diesmal nicht in Frage. Teschke: "Es wären immer noch 70 Bewerber übrig geblieben."

Die jetzt gefundene und vom Finanzausschuss mit großer Mehrheit befürwortete Lösung ist ein marktwirtschaftlicher Ansatz. So wird Bargteheide seine Grundstücke zum ersten Mal meistbietend verkaufen. Von einem Mindestpreis ausgehend können die Interessenten ein Gebot abgeben. Der Quadratmeterpreis richtet sich dabei nach Lage und Größe des Grundstücks und liegt zwischen 218 und 249 Euro. Für das preiswerteste und mit 500 Quadratmetern kleinste der 15 Grundstücke liegt das Mindestgebot bei 118 000 Euro. Für das mit 746 Quadratmetern größte Grundstück geht es bei 177 000 Euro los. Wie viel Geld tatsächlich in die Stadtkasse kommt, wird sich zeigen. Wer am meisten bietet, bekommt den Zuschlag und wird glücklicher Besitzer seines Traumgrundstücks.

+++ Wachstum hält die Stadt jung +++

Viele Neubürger schätzen vor allem die Infrastruktur. "Es gibt alle Schulformen", sagt Claudia Mathes, die vor fünf Jahren ins Kornmühlen-Areal gezogen ist, "die Kinder können angstfrei aufwachsen. Und provinziell ist es trotzdem nicht. Es gibt ein Kino, ein Theater und einen Sportverein."

Andrea Wischer-Flieth zog mit der Familie aus Mannheim in den Norden, weil ihr Mann einen Job in Hamburg angenommen hatte. Sie sagt: "Für die Kinder gibt es ein ausreichendes Freizeitangebot. Und wir können alles zu Fuß oder per Rad erreichen." Das alles schätzen auch die Lehrer Sandra und Bernd Stahmer, die mit ihren Kindern ebenfalls im Fischteiche-Gebiet wohnen.

Sandra Wolters-Jordan lebt seit eineinhalb Jahren Am Krögen. "Wir haben gleich einen Platz im Kindergarten bekommen, es gibt viele Spielgefährten in der Nähe, und die Strecke zur Arbeit nach Hamburg ist kurz. Alle unsere Hoffnungen haben sich erfüllt."

Wer künftig in Bargteheide bauen möchte, muss bieten. "Jeder darf nur für ein Grundstück bieten", sagt Kämmerer Teschke. So seien auch Investoren raus aus dem Verfahren. Teschke: "Die Verwaltung stellt alle Unterlagen und Formulare zur Verfügung, inklusive Rückumschlag." Das Bewerbungsverfahren endet am 29. Juni um 12 Uhr. Am 3. Juli erfolgt die Submission. Dann werden die Angebote gesichtet - aus Datenschutz unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Bürgermeister Henning Görtz betont, dass das Verfahren nichts mit Abzocke zu tun habe: "Angesichts der großen Ausgaben der Kommunen ist es legitim und sinnvoll, den Preis zu erzielen, der auf dem Markt zu bekommen ist." Im Übrigen seien die Einnahmen nicht dazu da, um sie auf den Kopf zu hauen. Görtz: "Wir brauchen das Geld, um die Folgekosten bezahlen zu können. Denn Zuzug bedeutet, dass wir neue Kita-Plätze brauchen und mehr Platz in den Schulen." Beispiel: das Neubaugebiet An den Fischteichen. Dort zogen 2001 auf einen Schlag auch 122 Kinder hin.

Mit der Vorfinanzierung der Erschließung der neuen Grundstücke gehen die Ausgaben los. Für die 15 Grundstücke Am Krögen und acht Einheiten, die im kommenden Jahr folgen, sind es 580 000 Euro. Behutsames Wachstum ist in der Boomtown Bargteheide jetzt ein wichtiges Stichwort.

Aber dass die Stadt weitere Baugebiete ausweist, daran gibt es keinen Zweifel. "Ohne Wachstum herrscht Stillstand. Das kann man in Nachbargemeinden bestens beobachten", sagt Bürgermeister Görtz mit Blick auf Ahrensburg. Eine lebendige Stadt brauche den Zuzug von Neubürgern. "Auch damit die Altersstruktur nicht kippt", sagt der Bürgermeister und verweist noch einmal auf das Neubaugebiet An den Fischteichen. Görtz: "Seit dem Erstbezug hat sich die Zahl der Kinder inzwischen auf 68 reduziert und damit fast halbiert." Auf ein "natürliches Wachstum" könne eine Stadt nicht setzen. Sie müsse das Wachstum schon wollen und vorantreiben. Görtz: "Wir wollen den Zuzug, denn wir wollen den gesellschaftlichen Unterbau durch die Jugend. Und durch eine vernünftige Grundstückspolitik können wir das Geld für die Infrastruktur auch wieder reinbekommen." Erwartete Einnahmen aus dem Versteigerungspaket: zwei Millionen Euro.