Drei Bewerber ums Oldesloer Bürgermeisteramt machen wenig Hoffnung auf Verbesserungen. Der vierte, Klaus Schädel, kam gar nicht erst

Bad Oldesloe. Die Liste der Mängel, die die Oldesloer Sportvereine den Bürgermeisterkandidaten bei ihrer Diskussionsveranstaltung "Sportler fragen - Kandidaten antworten" in der Festhalle vorlegten, war lang: Sie reichte von überfüllten Sporthallen und Außenanlagen über veraltete Geräte und die desolaten Zustände der Sportstätten und Umkleideräume bis hin zum Fehlen eines Hockeyplatzes und einer Beachvolleyball-Anlage.

"Wenn das der Zustand ist, macht mich das betroffen", sagte SPD-Kandidat Hagen von Massenbach, der sich gemeinsam mit Amtsinhaber Tassilo von Bary und Gerhard Horn, dem gemeinsamen Kandidaten von CDU und FDP, den Fragen stellte. Etwa 250 Sportler waren gekommen, um die vom THC Oldesloe, VfL Oldesloe, SC Union Oldesloe, FFC Oldesloe, Spiridon-Club Bad Oldesloe und vom Volleyballclub Bad Oldesloe organisierte Diskussionsveranstaltung zu verfolgen.

Auf den vierten Bürgermeisterkandidaten warteten die Teilnehmer allerdings vergeblich: Klaus Schädel hatte nach Angaben der Veranstalter im Vorfeld zugesagt. Rund viereinhalb Stunden vor Beginn sagte er bei Detlef Rädisch, dem stellvertretenden Vorsitzenden des VfL Oldesloe, per E-Mail ab. "Er hat geschrieben, er sei verhindert", sagte Rädisch, "es war Zufall, dass ich die Mail überhaupt noch gelesen habe." Einen Grund für die Absage habe Schädel nicht angegeben.

Die Sportler wollten wissen, ob sich die Lage in den kommenden Jahren verbessere. Sie bekamen aber nur wenig Konkretes zu hören. "Die Situation ist schlecht", sagte Tassilo von Bary, "da gibt es nichts zu beschönigen." Aber um etwas zu ändern, müsse Geld da sein. Und das fehle in der Kreisstadt. "Ein Wunderland kann ich hier nicht versprechen", so der 57-Jährige.

Gerhard Horn verwies auf das Sportentwicklungsgutachten aus dem vergangenen Jahr, das den von den Sportlern kritisierten Zustand abbildet. Er sagte: "Es muss mit Zielsetzungen angereichert werden, damit wir Maßnahmen finden können."

Dem Vorwurf, dass in den vergangenen Jahren in Bad Oldesloe nichts für den Sport getan worden sei, widersprach Verwaltungschef von Bary: "Von 2007 bis 2010 haben wir 3,8 Millionen Euro in Sportflächen und Sporthallen investiert, beispielsweise in das Trave- und das Kurparkstadion sowie die Sporthallen der Stadtschule und der Klaus-Groth-Schule." Außerdem sei die Stormarnhalle mit Geld aus dem Konjunkturpaket II saniert worden. Im kommenden Jahr sei zudem die Sanierung der Schwimmhalle für etwa fünf Millionen Euro geplant. "Wir hätten auch die geplante Dreifeld-Halle gebaut, aber Neubauten sind mit Konjunkturmitteln nicht erlaubt", sagte Tassilo van Bary.

Auch Hagen von Massenbach sagte, Bad Oldesloe habe in den vergangenen Jahren versucht, das Notwendigste zu machen. "Was uns fehlt, ist der große Wurf", so der 40-Jährige. Auch er sieht die finanzielle Situation als größtes Hindernis. Von Massenbach: "Wir müssen uns auf den Weg nach neuen Finanzierungsmitteln machen."

Angesichts der schwierigen finanziellen Situation wollten die Sportler wissen, wo die Prioritäten der möglichen Bürgermeister lägen - beim Sport oder bei der Kultur? Die Kandidaten legten sich jedoch nicht fest. "Kultur ist wichtig, Sport ist auch wichtig", sagte von Massenbach, "wir sollten das nicht in Konkurrenz setzen." Bei finanziellen Engpässen würde er stückchenweise vorgehen. "Ich würde aber weder Kultur noch Sport wegfallen lassen. Dann brauchen wir eben zehn statt zwei oder drei Jahre, um etwas fertigzustellen", so der SPD-Kandidat.

Auch Tassilo von Bary stellte sich weder auf die eine noch auf die andere Seite. "Man sollte nicht in Konkurrenz treten. Sonst geht die Stadt vor die Hunde. Jeder muss irgendwo verzichten können." Der Kunstrasenplatz sei für ihn das, was am dringendsten gemacht werden müsse.

Von Bary kündigte an, dass er im Rathaus einen Sportkoordinator einstellen werde. Von Bary: "Er soll die Schnittstelle zwischen den Sportvereinen und der Verwaltung sowie der Politik bilden." Die finanzielle Lage in den kommenden beiden Jahren werde bitter werden, so der amtierende Bürgermeister. "Wahrscheinlich werden wir Maßnahmen schieben müssen. Das wird alle Bereiche treffen."

Auch mit der derzeitigen Sportförderung sind die Oldesloer Vereine nicht zufrieden. Moderator Jörg Lembke, Vorsitzender des Kreisfußballverbands Stormarn, wollte deshalb von den Kandidaten wissen, ob sie eher den Leistungs- oder Breitensportbereich unterstützen wollen.

Hagen von Massenbach wollte sich auch hier nicht auf eine Seite stellen. "Beides muss gefördert werden, und dafür brauchen wir klare Spielregeln", sagte er. Gerhard Horn meinte, dass angesichts der Finanzlage eine völlige Zufriedenheit nicht herzustellen sei. Die Politik müsse deshalb festlegen, was erste, zweite und dritte Wahl sei. Seine Priorität hätten die Kinder und Jugendlichen im Breitensport. Zugleich übte der 56-Jährige Kritik am Land, weil es den Sportunterricht in den Schulen immer weiter nach unten schiebe.

Auch für von Bary ist der Breitensport wichtiger als der Leistungssport. "Leute an den Sport heranzuführen ist für mich wichtiger, als einzelne Spieler irgendwann mal vom VfL Oldesloe an den FC St. Pauli zu verkaufen", so der Verwaltungschef. Zu dem Hinweis von Moderator Jörg Lembke, dass es mit dem FFC Oldesloe in der Kreisstadt den höchstklassigen Fußballverein Schleswig-Holsteins gebe, sagte er nichts. "Die spielen hier - und nicht in St. Pauli", so Lembke.

Auch das Thema Ganztagsschule bot reichlich Diskussionsstoff. "Die Vereine können hier eine ganz wichtige Rolle spielen - müssen es aber nicht", sagte Gerhard Horn. Er wünscht sich, dass die Sportvereine mit den Schulen eine Kooperation eingehen. "Das sollte aber nicht in offener, sondern in verlässlicher Form sein." Der neue Bürgermeister wird am 13. Juni gewählt.