Hunderte Erwachsene und Kinder demonstrieren in Stormarn gegen Kita-Sparkurs

Ahrensburg. "Das ist doch Mist." Der fünfjährige Jonas aus Ahrensburg brachte mit diesem einfachen Satz seinen Ärger über den von der Landesregierung angekündigten Sparkurs bei den Kindertagesstätten auf den Punkt.

Etwa 300 Demonstranten, darunter Eltern, Erzieher aus den Kindergärten und natürlich auch die betroffenen Kinder beteiligten sich in Ahrensburg an dem Sternmarsch zum Rathaus. Auch in Glinde, Barsbüttel und Reinfeld machten die Beteiligten vor den Rathäusern ihrem Ärger Luft.

Pröpstin Baumgarten unterstützt den Protest in Ahrensburg

"Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut" stand auf dem Banner der vierjährigen Ahrensburgerin Marieke. Und die Demonstranten waren laut. Mit Trillerpfeifen, Trompeten, platzenden Luftballons und Sprechchören machten Kinder und Erwachsene um fünf vor zwölf auf sich aufmerksam. Sie fordern, dass das beitragsfreie letzte Kita-Jahr erhalten bleibt und die Standards bei der Ausrüstung der Kitas nicht abgebaut werden. Die Landeszuschüsse dürften nicht gesenkt werden. Sonst müssten Zusatzangebote gestrichen und noch mehr Kinder in einer Gruppe untergebracht werden.

Die Haushaltsstrukturkommission der Landesregierung wird am 28. Mai konkrete Einsparpotenziale im Landeshaushalt benennen. Doch schon jetzt ist klar: Auch beim Geld für die Kleinen dürfte der Rotstift angesetzt werden.

Mutter Anuschka Kitzing sagt: "Die Gruppen in den Kitas sind mit 20 Kindern eh schon zu groß und die Räume dafür oft zu klein."

Unter den Demonstranten war auch Pröpstin Margit Baumgarten vom evangelischen Kirchenkreis Hamburg-Ost. "Sicherlich sind Kürzungen im Land notwendig", sagt sie, "aber doch nicht immer zu Lasten der Kinder." Die evangelische Kirche betreibt in Stormarn 23 Einrichtungen. In den vergangenen Jahren wurden dort 20 neue Gruppen geschaffen. Kita-Fachberaterin Dörte Jost sagt: "Die Landesmittel sind seit 2004 aber bei 60 Millionen Euro geblieben, obwohl die Ansprüche an Kitas immer mehr steigen. Jetzt ist genug."

In Glinde sammeln die Kinder Unterschriften von Passanten

Der vierjährige Bennett aus der Ahrensburger Kita am Wulfsdorfer Weg hat sich ein großes Plakat umgehängt: "Bildung statt Aufbewahrung!" steht darauf. Neben ihm steht Anouk. "Immer auf die Kleinen" steht auf ihrem Plakat. Es ist für die meisten Kinder die erste Demonstration, doch sie wissen genau, worum es hier geht.

Am Ahrensburger Awo-Hort am Aalfang haben die Erzieher mit den Kindern vorher über die Kürzungen gesprochen. Der kleine Richard aus dem Hort sagt: "Ich finde es doof, dass es weniger Geld für die Erzieher geben soll. Das ist wie weniger Taschengeld. Wir wollen aber mehr Erzieher." Seine Freunde aus dem Hort nicken. Weniger Erzieher sind nicht gut.

In Barsbüttel gingen rund 80 Kinder des evangelischen Kindergartens zum Rathaus. In Glinde zogen etwa 100 Demonstranten des Integrationskindergartens "Wilde Wiese" mit Bannern über den Marktplatz und durch die Passage. Leiterin Sabine Becker sagt: "Die Kinder haben Passanten angesprochen und um Unterschriften für die Protestkarten geworben." Die Postkarten wurden landesweit ausgefüllt und sollen in der kommenden Woche in Kiel dem Ministerpräsidenten übergeben werden.

Am Reinfelder Rathaus kamen gut 150 Menschen zusammen. Allein von der Awo-Kita "Lütte Lüd" waren 80 Kinder und Pädagogen dabei. Leiterin Heike Schreiber sagt: "Wir haben auch die Eltern mobilisiert." Zum Ende der Aktion ließen die Protestler Luftballons in den Himmel steigen und sangen alle gemeinsam: "Wir Kindergartenkinder, wir sind vergnügt und froh, wir wünschen nur das eine, es bliebe immer so."

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