Eltern, Erzieher und Kita-Träger rufen für Montag zum Protest gegen Kürzungspläne des Landes auf

Ahrensburg. Die Empörung bei Eltern und Kindergartenmitarbeitern über Spar-Überlegungen bei der Landesregierung ist groß. Weniger Geld für Kindertagesstätten? "Das geht nicht", sagt Dörte Jost, Kita-Fachberaterin im für Stormarn zuständigen Kirchenkreis Hamburg-Ost. Sie wird am Montag mit Pröpstin Margit Baumgarten einen Sternmarsch der Kita-Mitarbeiter, Eltern und Kinder zum Ahrensburger Rathaus unterstützen.

Auch Einrichtungen in Reinfeld und Glinde planen an diesem Tag Protestzüge unter dem Motto "Kürzt den Kindern nicht unsere Zukunft! Uns reicht's!". Ziel sind immer die Rathäuser. Alle zur gleichen Zeit: um fünf vor zwölf.

In vielen Städten starten Sternmärsche zu den Rathäusern

Das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas, Kirchen, die Diakonie und die Arbeiterwohlfahrt - nahezu alle freien Träger der etwa 17 000 Kindertagesstätten in Schleswig-Holstein beteiligen sich an den Protesten. Sie alle befürchten massive finanzielle Kürzungen. Ihre Forderungen formulieren die Verbände auf Postkarten, die sie an Eltern verteilen und die später an Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) übergeben werden sollen: Keine Streichung des beitragsfreien Kita-Jahres, keine Kürzung der Landesmittel, Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter und keine Verschlechterung der Kita-Standards.

Die Haushaltsstrukturkommission der Landesregierung ist gerade dabei, den Landesetat nach Sparpotenzialen zu durchleuchten. Die Ergebnisse will der Ministerpräsident zwar erst am 26. Mai vorstellen. Doch bereits jetzt zeichnet sich ab, dass das beitragsfreie letzte Kita-Jahr, das erst im vergangenen Jahr eingeführt worden war, vermutlich dem Rotstift zum Opfer fällt.

Auch am evangelischen Kindergarten an der Schulstraße in Ahrensburg haben die Eltern kein Verständnis für die Pläne in Kiel. "Da wird am falschen Ende gespart", sagt Mutter Maren Südbeck. Andreas Hausmann, der sich auch in der Kreis- und Landeselternvertretung engagiert, ergänzt: "Die Erzieher leisten jetzt schon viel. Der Streit wird auf ihren Schultern ausgetragen." Und Erzieherin Andrea Baumgarten meint: "Die Politik hat keinen Blick für die Realität. Das schafft keiner mehr. Uns reicht's."

Susanne Rademacher, Leiterin der Kindertagesstätte am Möhlenbecker Weg in Bad Oldesloe, befürchtet personelle Engpässe. "Die Kollegen sind jetzt schon am Limit", sagt sie, "wird weiter gekürzt, können wir die Kinder nur noch beaufsichtigen - wie im 19. Jahrhundert."

Cornelia Schüller-Ehmsen, seit 13 Jahren Leiterin der DRK-Kindertagesstätte Schmiedesberg in Reinbek, stellt fest, dass es immer schwieriger wird, Fachkräfte einzustellen. "Wir sind an der Grenze, so ist gutes pädagogisches Arbeiten nicht mehr möglich!" Das Geld für die Kinder sei doch das am besten angelegte Geld der Welt. Das findet auch Sabine Becker vom evangelischen Integrationskindergarten "Wilde Wiese" in Glinde. Deshalb ziehen die 70 Kinder mit Eltern und Erzieherinnen am Montag zum Marktplatz. Auch Propst Matthias Bohl ist dabei.

"Man kann nicht immer neue Qualitätsstandards fordern und auf der anderen Seite Gelder streichen", sagt Ulrike Schätzle, Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte am Waldenburger Weg in Barsbüttel. Die Erzieher seien durch die Kürzungen der letzten Jahre bei gleichzeitig wachsenden Gruppen bis an die Grenze belastet. Der Krankenstand habe sich dramatisch erhöht, und die Kürzungen gingen letztlich zu Lasten der Kinder. Auch Elternbeirätin Tina Thomsen unterstützt den Protest. In Oststeinbek will der evangelische Kindergarten die ersten Unterschriften an diesem Sonnabend beim Sommerfest sammeln.

Propst Matthias Bohl unterstützt die Demo in Glinde

Der Ahrensburger Landtagsabgeordnete Tobias Koch, der als finanzpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion der Haushaltsstrukturkommission angehört, möchte noch keine Details des Sparprogramms nennen. Als Vater zweier Kinder wäre auch er von Kürzungen an den Kitas betroffen. Er sagt: "Die Einsparungen müssen als Gesamtpaket betrachtet werden und dienen auch dazu, die späteren Generationen von Schulden zu entlasten." Der Barsbütteler SPD-Abgeordnete Martin Habersaat sieht das bei den Kitas anders: "Eine Gesellschaft, der es gelingt, bereits im Kindergarten alle Kinder zu erreichen und soziale Nachteile aufzufangen, spart auf lange Sicht Sozialausgaben und erhöht ihre Steuereinnahmen."

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