Räuber entschuldigen sich im Prozess um den Überfall in Reinbek bei ihrem Opfer

Reinbek/Lübeck. Wer ist für die Verletzungen verantwortlich, die das Ehepaar erlitten hat? Und welcher der drei Räuber hatte die Idee zu dem Überfall? Diese beiden Fragen konnten auch am dritten Verhandlungstag vor dem Landgericht Lübeck nicht geklärt werden. Den Angeklagten Dragan V., 25, und Resmi E., 23, wird vorgeworfen, gemeinsam mit Rade P. im März vergangenen Jahres ein älteres Ehepaar in dessen Haus in Reinbek überfallen zu haben. P. wurde bereits im Dezember 2009 zu drei Jahren Haft verurteilt.

Am Donnerstag war P. als Zeuge vor Gericht geladen. Dragan V. und Resmi E. hatten bei ihrer Aussage vor einer Woche behauptet, P. sei sowohl der Initiator des Überfalls gewesen, als auch derjenige, der für die Verletzungen des Reinbeker Ehepaars verantwortlich ist. P. hatte bei seinem Prozess im vergangenen Jahr das Gegenteil ausgesagt - war deshalb nur wegen einfachen Raubes verurteilt worden. Auch gestern blieb er bei dieser Version.

"Wenn ich die Idee gehabt hätte, hätte ich das zugegeben. Ich hab' eh alles zugegeben und daher nichts mehr zu verlieren", sagte der 35-Jährige vor Gericht. Auch die Verletzungen habe er dem Ehepaar nicht zugefügt. "Ich bin sofort nach oben gelaufen, um den Koffer mit dem Geld zu holen", so P.. Was unten passiert sei, habe er erst gesehen, als er die Treppe wieder hinunter kam, um zu flüchten.

Während P. im Kreuzverhör der Richter und der Verteidiger steht, grinst Resmi E. hämisch. Er wirkt überheblich, siegessicher. Einige Stunden später zeigt der 23-Jährige dann plötzlich ein ganz anderes Gesicht. Er schlägt die Hände vor das Gesicht, wischt sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen. Auch Dragan V. laufen auf einmal die Tränen über das Gesicht. Auf serbokroatisch entschuldigen sich die beiden bei dem Ehemann, der auf dem Zeugenstuhl Platz genommen hat. Und dann sagt V.: "Ich bitte Sie, mir zu verzeihen. Ich kann sonst nicht mehr ruhig schlafen."

Der 87-Jährige schweigt. Er wirkt zerbrechlich. Den Weg in den Gerichtssaal hat er nur mühsam geschafft. Sein Sohn half ihm, der Rentner stützte sich zudem auf einen Stock. Dann erzählt er noch einmal von dem schlimmsten Abend seines Lebens. An die Gesichter der Täter könne er sich jedoch nicht mehr erinnern. "Es ging alles so schnell", sagt er.

Seit dem Überfall sitze er nicht mehr auf seiner Terrasse. "Weiß ich, wer als nächstes um die Ecke kommt und mir eins über den Kopf haut, weil er ins Haus will?", fragt der Rentner leise. Ihm mussten als Folge des Überfalls fünf Zähne entfernt werden. Seine Frau erlitt einen Oberschenkelhalsbruch, geht seitdem am Stock. Die Verhandlung wird am 19. Mai fortgesetzt.