Gewalt, Vernachlässigung, Drogen, Familienkrach: Wer im Kinderheim lebt, hat binnen weniger Jahre schon die Schattenseiten des Lebens in all ihren Facetten kennengelernt.

St. Josef in Bad Oldesloe bietet Kindern und Jugendlichen aus problembeladenem Umfeld ein neues Zuhause auf Zeit. Sie blühen dort wieder auf. Es geht ihnen besser. Das Haus genießt zu Recht einen tadellosen Ruf.

Und doch schwebt nun eine pechschwarze Wolke über seinem First. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche tangiert auch diese Einrichtung. Das Kinderheim sucht nun einen Weg aus einer Krise, für die keiner der heute Verantwortlichen die Schuld trägt. Und die vor allem auf Verdachtsmomenten gründet, nicht aber auf Beweisen.

Dieser Weg aus der Krise kann einzig und allein eine lückenlose Aufarbeitung der Vergangenheit sein - genau so, wie es Heimleiterin Birgit Brauer vorschwebt. Zwar muss der Fokus auf die Zukunft gerichtet sein. Und dort kann das Ziel nur sein, dass in katholischen Einrichtungen - wie im Übrigen in allen anderen auch - niemals wieder auch nur der Verdacht aufkeimt, dass Kinder sexuell missbraucht worden sind. Zukunft aber kann nur derjenige gestalten, der die Vergangenheit kennt, der sie analysiert hat und der seine Schlussfolgerungen daraus zieht.

Deshalb ist es für alle katholischen Einrichtungen jetzt so wichtig, die Augen nicht vor der Vergangenheit zu verschließen. Mehrheitlich ist sie offenbar auf einem guten Weg.