Die Ansiedlung des Teppichriesen an der Autobahn würde für den Einzelhandel in Ahrensburgs Innenstadt den Verlust von Kunden bedeuten.

Ahrensburg. Hohe Erwartungen setzen die Ahrensburger Politiker in ein Einzelhandelskonzept, dass als Leitfaden bei der künftigen Einzelhandelsansiedlung dienen soll. Die Studie hat ein Ziel: den Erhalt der lebendigen Innenstadt. Erstellt wird sie derzeit vom Lübecker Beratungsunternehmens Cima Beratung und Management GmbH. In der jüngsten Ausschusssitzung präsentierten Cima-Mitarbeiter Regina Schroeder und Martin Kremming Ergebnisse aus einer Haushaltbefragung und zeigten in Ansätzen auf, welche Auswirkungen die Ansiedlung eines Fachmarktzentrums um das Unternehmen Teppich Kibek sowie eines Einzelhandelszentrums um Famila im Gewerbegebiet Beimoor haben könnten.

"Zwischen dem 10. und dem 15. Mai haben wir Ahrensburger und Menschen aus der Umgebung telefonisch befragt", erläuterte Schroeder. "Die Ahrensburger sind der Innenstadt relativ treu. Dagegen kaufen die Menschen aus der Umgebung heute weniger dort ein als vor drei Jahren", so die Cima-Beraterin. Stattdessen lockten diese Kunden verstärkt Einkaufsmöglichkeiten in Bargteheide oder Trittau. Besonder negativ fällt bei den Befragten die Parksituation im Zentrum der Schlossstadt ins Gewicht. Im Durchschnitt wurde sie mit der Schulnote vier versehen. Dagegen werden die Qualität des Angebotes und der Service laut Studie mit gut bewertet.

Tragende Bedeutung kommt im Konzept der sogenannten Sortimentsliste zu, die über Wohl und Wehe einer Ansiedlung entscheiden kann. Sie soll Politik und Verwaltung bei ihrem Ziel - dem Erhalt einer lebendigen Innenstadt - als Leitlinie dienen. So gilt zum Beispiel Bekleidung als zentrenrelevantes Sortiment. Also dürfte im Gewerbegebiet kein Modegeschäft eröffnen. Bei der Aufstellung der Liste sind drei Sortimente noch strittig: Heimtextilien, Sportartikel und Unterhaltungselektronik. Sollten sich die Politiker bei ihrer Entscheidung über das Konzept im August entschließen, dass sie als innenstadtrelevant in die Liste aufgenommen werden, wäre das wohl das Aus für das Vorhaben von Frank Sachau, der mit dem Unternehmen Teppich Kibek eine Filiale in Ahrensburg an die Autobahn 1 eröffnen will. Denn kommen würde Kibek nicht allein. Interessenten gibt es laut Sachau auch für einen Elektronikfachmarkt, ein Sportartikelgeschäft sowie ein Möbelhaus.

Die Experten ermitteln Auswirkungen einer Neueröffnung in sogenannten Verdrängungsquoten für bestimmte . "Da muss genau hingeschaut werden. Denn durch Kibek kann es zu Umverteilungen beim Umsatz zwischen zehn und zwölf Prozent kommen. Bei Gardinen liegt die Quote bei 12,4 Prozent", erläuterte Cima-Berater Kremming den Ausschussmitgliedern.

"Wir werden uns jetzt erst einmal in Ruhe das Konzept anschauen", so Sachau, der noch in diesem Jahr mit einer politischen Entscheidung zu seinem Vorhaben rechnet.

Weniger stark bewerten die Gutachter die Auswirkungen einer Umsiedlung des Famila-Marktes, von Aldi sowie dem Hagebaumarkt im Gewerbegebiet.

"Mir hat eine Antwort auf die Frage gefehlt, welche Konsequenzen eine Ansiedlung etwa von Teppich Kibek und den anderen geplanten Fachmärkten ganz konkret auf die Einzelhändler der Innenstadt hätte", kritisierte Thomas Bellizzi (FDP). Gerade die kleinen Geschäfte arbeiteten mit engen Margen. Bellizzi: "Bei ihnen könnte schon ein Umsatzrückgang von drei Prozent den Ruin bedeuten." Er frage sich zudem, ob eine Kettenreaktion entstehe, wenn ein Geschäft im Zentrum schließen müsse.

Dieter Heidenreich (WAB) sagte: "Wenn ein Geschäft pleite geht, hat das auch Auswirkungen auf andere Sortimente, weil sich die Frequenz der Kundschaft in der Innenstadt verändert." "Wir brauchen mehr Entscheidungshilfen", sagte Rafael Haase (SPD). "Einerseits müssen wir natürlich die Läden der Innenstadt schützen." Andererseits könne man Vorhaben wie das von Kibek an der Autobahn auch nicht ohne Weiteres ablehnen. "Sonst geht das Unternehmen nach Braak oder Siek, und wir haben den Kaufkraftverlust trotzdem", so Haase.

Jörg Hansen (Grüne) kritisierte: "Ich gehe nicht gern shoppen, sondern kaufe viel über das Internet ein. Die Auswirkungen des Internethandels haben mir in der Präsentation gefehlt." Kritik kam jedoch nicht nur von Politikern. "Einige Werte kann ich mir nicht erklären. Sie scheinen mir vollkommen zu hoch gegriffen", sagte Unternehmer Frank Sachau.

Deutlich positiver bewertete Henrik Aldinger die Präsentation des Cima-Gutachtens für sein Projekt im Gewerbegebiet Beimoor. Der Investor und Immobilienentwickler plant dort ein Fachmarktzentrum mit Famila, Aldi und dem Hagebaumarkt. "Der Vortrag hat gezeigt, dass die Verlagerung der Geschäfte keine Auswirkungen auf die Kaufkraft der Innenstadt hat", sagte er nach der Sitzung. Die Verdrängungsquoten liegen laut des Gutachtens meist zwischen einem und drei Prozent. Aldinger: "Ein besseres Ergebnis hätte es gar nicht geben können."

Tobias Koch (CDU) wies in der Sitzung allerdings darauf hin, dass geklärt werde müsse, was aus dem Gelände des jetzigen Famila-Marktes werde. "Das Gutachten geht davon aus, dass sich dort produzierendes Gewerbe ansiedelt. Das muss sichergestellt werden."