Trotz seiner ersten nationalen Erfolge hat sich der 16 Jahre alte Horst Neben aus Luhmühlen gegen eine sportliche Karriere entschieden.

Luhmühlen. Die neun Hindernisse der Kurt-Günter-Jagau-Halle in Luhmühlen wirken von oben wie ein Irrgarten aus bunten Holzstangen. Von unten ist das Schnauben des Pferdes zu hören. Auf der Tribüne herrscht angespannte Stille. Von der großen Fensterfront in der Meldestelle schaut Claudia Rogge, die Chefin des zweitägigen Springturniers, auf den Reiter herab. "Das wirkt alles sehr abgeklärt und harmonisch, wie der Junge reitet", registriert die 2. Vorsitzende des gastgebenden Pferdezucht- und Reitvereins Luhmühlen. Bei diesem M-Springen mit einem Stern ist Horst Neben im Parcours. Der Junge ist 16 Jahre alt und wagt gerade mit Lorsina, seiner elfjährigen Oldenburger Stute, den Sprung in die Konkurrenz mit den Berufsreitern.

Marina Köhncke, die ruhmreiche Amazone aus der Vielseitigkeit ist beispielsweise bei dieser Prüfung dabei. Olympiasieger Andreas Dibowski ist bereits zurück nach Döhle gefahren. Es ist die Mischung aus Berufsreitern meist mit ihren Nachwuchspferden und jungen Reitern, häufig mit routinierten Vierbeinern, die das Hallenturnier in Luhmühlen prägen. Acht-, neun Sprünge haben Horst Neben und seine Lorsina bereits mit Bravour genommen. Dann, beim zehnten Sprung, scheppert es. Die vier Fehlerpunkte lassen den 16-Jährigen auf Platz elf zurück fallen. Es ist die erste Saison, in der Horst Neben, der ein doppeltes Junior hinter seinem Namen trägt, auf ein Großpferd umsattelt. Im vergangenen Jahr war das Talent, das für den Pferdezucht- und Reitverein Luhmühlen startet, mit seinem Pony erfolgreich. Beim Bundesnachwuchschampionat wurde er Dritter mit Kaiser Cash. Seit Oktober startet er Lorsina. Das Pony steht zum Verkauf.

Die Begeisterung für die Vierbeiner und den Springsport hat der Junge von der Mama geerbt. Als Mädchen in Handewitt bei Flensburg aufgewachsen, war auch sie Landesmeisterin und bei vielen Turnieren platziert. Vor drei Jahren hat sie mit ihrem Mann in direkter Nachbarschaft zum Ausbildungs-Zentrum in Luhmühlen ihren eigenen Reiterhof aufgebaut. Wenn dort der Sohn (eine der beiden jüngeren Töchter ist auch gerade in den Sattel gestiegen) trainiert und die Mama Tipps geben will, kann das Folgen haben. "So richtig funktioniert das nie", sagt der Sohn. "Aber wenn sein Trainer dieselben Ratschläge gibt wie ich", sagt die Mama und schmunzelt, "dann gibt er keine Widerworte. Dann nimmt er das an."

Meist zweimal in der Woche verlädt Horst Neben junior junior seine Stute auf den Hänger und dann fährt die Mutter sie nach Hanstedt zu Trainer Peter Teeuwen. "Der hat mich ja mit meinen Ponys schon trainiert", erzählt der Nachwuchsreiter aus Luhmühlen. Sein dritter Platz beim Bundeschampionat wiederum hat ihn selbst in der Szene so bekannt gemacht, dass der 16-Jährige selbst zwei fremde Ponys auf höchste sportliche Aufgaben vorbereitet.

Erst 16 Jahre alt, erste nationale Erfolge und den familiären Reitstall ganz nah beim Luhmühlener Ausbildungszentrum - träumt der junge Neben von einer großen Karriere? "Nein. Inzwischen habe ich mich entschieden, kein Berufsreiter zu werden", sagt der Schüler. "Ich sehe, was für ein harter Job das ist. Und du musst sehr viel Glück und Erfolg haben, wenn du in der Reiterei gutes Geld verdienen willst. Ich werde lieber in den Betrieb meines Vaters einsteigen". Seit 75 Jahren betreiben die beiden anderen Horst Nebens, Großvater und Vater, in Salzhausen ihren Dackdecker-Betrieb. Dort, und nicht auf dem Rücken der Pferde sieht der Sohn und Enkel seine Zukunft.

Beim Hallenturnier war er mit Lorsina auch bei der schwersten, der Zwei-Sterne-M-Prüfung gestartet und nach zwei Abwürfen auf Platz 15 gelandet. "Aber es waren eher leichte Fehler und die habe ich und nicht mein Pferd zu verantworten", zog der Junge Bilanz.