Die Besitzer der Buchhandlung Friedrich Schaumburg geben als Verleger jetzt ihr zweites Buch heraus: Einen historischen Kriminalroman.

Stade. Manche Traditionen sind einfach zu schön, als dass man sie aufgeben sollte. Heide Koller-Duwe und Sebastian Duwe, die Inhaber der Stader Buchhandlung Friedrich Schaumburg, haben ihre Tätigkeit als Verleger deshalb wieder aufgenommen. Mit dem historischen Kriminalroman "Safrantod" ist gerade die zweite Veröffentlichung erschienen. "In Zukunft würden wir gern ein Buch pro Jahr herausgeben", sagt Sebastian Duwe.

Schon Friedrich Schaumburg, der die Buchhandlung am 26. August 1840 gegründet hat, publizierte einst Bücher und Zeitschriften. "Er war politisch sehr aktiv und hat 1848 im Vormärz eine politische Zeitschrift herausgegeben", sagt Koller-Duwe. Einige, zum Teil zerfledderte Exemplare haben sie und ihr Mann noch heute im Verlagsarchiv. Aber auch Koller-Duwes Großeltern, die die Buchhandlung im Jahr 1902 von den Schaumburgs übernahmen, sowie ihre Eltern waren als Verleger tätig.

"Ende der 80er-Jahre ist das letzte Buch erschienen, ein Sachbuch über die Erasmus-Bielefeldt-Orgel in der St.-Wilhadi-Kirche", sagt Koller-Duwe. Danach lag der Verlag gut 20 Jahre auf Eis. "Eigentlich wollten wir schon die ganze Zeit wieder Bücher veröffentlichen, doch dann haben wir 1999 den teuren Umbau gemacht, danach wollten wir erst mal abwarten. Beim Verlegen kann man schließlich viel Geld verlieren."

Vergangenes Jahr allerdings war es dann an der Zeit für die erste Veröffentlichung, eine Lebens- und Epochenskizze zu Gräfin Maria Aurora von Königsmarck, verfasst von Dr. Dorothea Schröder. "Ich habe mit Dorothea studiert, wir sind schon lange befreundet", erzählt Koller-Duwe. Da die ursprüngliche Version des Buches vergriffen war, brachte der Schaumburg Verlag eine überarbeitete Auflage heraus. Wichtig ist den Stadern, dass alle Veröffentlichungen ihres Verlages einen Bezug zur Region haben. "Es hat keinen Sinn, mit so einem kleinen Verlag irgendetwas in die Welt zu schicken", meint Koller-Duwe. "Dafür haben wir nicht die nötige Durchschlagskraft. Unsere Bücher brauchen einen regionalen Bezug."

Den hat auch Silke Urbanskis historischer Kriminalroman "Safrantod", bei dem es sich ebenfalls um eine stark überarbeitete Widerauflage handelt. Er spielt im Jahr 1353, als der Rat der Stadt Hamburg sich im Streit mit der Geistlichkeit befand und der Papst einen Bannfluch über die Stadt verhängte. Damals durften keine Gottesdienste gehalten werden, auch keine Taufen, Trauungen oder Beerdigungen. "Da zu der Zeit die Pest herrschte, hat den Leuten das schwer zugesetzt", sagt Koller-Duwe. "Nur die Franziskanermönche und ein Kloster in Harvestehude haben unter der Hand heimlich Beerdigungen gemacht. Silke Urbanski ist die erste, die das Thema aufgearbeitet hat."

Gleichzeitig erzählt Urbanski die Geschichte der Nonne Reymburg Ryben, die im Kloster erfährt, dass ihr Bruder, der Domvikar Diederik Ryben, ermordet wurde und ihr beachtliches Erbe verschwunden ist. Mit dem Gewürzhändler Hannes Michaelis macht sie sich auf die Suche nach den Tätern. Während Reymburg Ryben in Hamburg ermittelt, begibt ihr Freund sich auf eine gefährliche Reise, die ihn über das Kloster Lilienthal nach Stade führt.

"Silke Urbanski kann einfach toll erzählen", sagt Koller-Duwe. "Vor allem wenn Hannes nach Stade reist, wird die Geschichte sehr lebendig. Schließlich gibt es viele der alten Straßenzüge noch heute und so lässt sich genau nachvollziehen, wo er sich gerade befindet."

Bei der Kundschaft der Buchhandlung Schaumburg kommen die beiden Bücher gut an. Im Falle der Biografie über Maria Aurora von Königsmarck haben Koller-Duwe und ihr Mann ihr investiertes Geld bereits wieder eingenommen. Für Herbst haben sie schon die nächste Veröffentlichung geplant. Ein genauer Termin steht noch nicht fest, aber die beiden beschäftigen sich gerade intensiv mit dem Manuskript eines Autors, der Märchen mit Bezug zu Stade und der Region verfasst hat.

"Dass wir zwei Bücher in einem Jahr veröffentlichen, wird aber eine Ausnahme bleiben", sagt Koller-Duwe. Das liege vor allem an dem Aufwand, der hinter einer Veröffentlichung stecke. "Schließlich machen wir alles selbst. Wir überlegen uns das Erscheinungsbild, suchen das Papier und die Schrift aus und machen sogar das Lektorat. Bei dem Buch von Silke Urbanski war das eine sehr interessante Erfahrung, allerdings ist es neben dem Alltagsgeschäft in der Buchhandlung auch eine Menge Arbeit."

Im September geht es auch mit den Schaumburg Variationen weiter, der beliebten Vorlesereihe, die das Buchhändlerpaar seit zwölf Jahren veranstaltet. Den Auftakt macht Mitte September der Schweizer Schriftsteller Alex Capus. In seinem neuen Buch "Skidoo" berichtet er von seiner Reise durch den Wilden Westen. Für den 23. September ist außerdem ein Literarisches Frühstück geplant, bei dem mit Horst Lauinger der Verlagsleiter des Schweizer Manesse Verlages zu Gast ist. Und wer eine dieser Veranstaltungen besucht, findet mit ein bisschen Glück vielleicht sogar den Partner des Lebens.

Die Buchhandlung, die 2010 zu einer der besten Buchhandlungen Europas gewählt wurde, ist nämlich nicht nur für ihr gutes Sortiment bekannt, sondern irgendwie scheint die Liebe dort förmlich in der Luft zu liegen. Schon die Eltern von Heide Koller-Duwe lernten sich dort kennen und lieben. "Außerdem hat eine Mitarbeiterin über den Ladentisch ihren Mann gefunden", erzählt sie, und auch der Autor Robert Schneider habe sich bei einer Lesung in eine Kundin verliebt. "Wir merkten gleich, dass die sich gut verstanden haben. Als wir ihn erneut einluden, erzählte er uns, dass die beiden sechs Wochen später geheiratet hatten."